Causalitas – Ich führe das Wort zunächst in seiner lateinischen Schreibung ein, weil ich auf seinen eigentlichen Sinn hinweisen möchte, der durch den neuen philosophischen Sprachgebrauch – seit Kant und Schopenhauer – verdunkelt worden ist. An den unzähligen Stellen, wo Schopenhauer , scheinbar in ...
Charakter – Charakterologie macht Ansätze dazu, eine Wissenschaft zu heißen. Eine ganz neue Disziplin, die nur selbst noch nicht weiß, ob sie sich als Individualpsychologie der Völkerpsychologie gegenüberstellen soll, oder als Typenpsychologie der Individualpsychologie. Noch ungünstiger scheint es für die neue ...
I. Die pietistisch Frommen und die fanatischen Bilderstürmer mögen sich beide wundern, wenn sie erfahren, daß das Christentum in einem Wörter buche der Philosophie behandelt worden ist; die Frommen, weil ihnen ihr schöner Glaube kein bloßes Wort ist, sondern ein ...
circulus vitiosus – Allen unsern Kultursprachen ist noch heute der Ausdruck geläufig, lateinisch oder in genauen Übersetzungen (frz. cercle vicieux, engl. vicious circle), der einen bekannten Schulschnitzer bezeichnen soll: die Wahrheit des Schlußsatzes wird aus der einen Prämisse bewiesen, die Wahrheit ...
I. Descartes führt in der Philosophiegeschichte den Beinamen eines Vaters der neuem Philosophie. Um seine Lehre wurde lange gekämpft, wie sonst nur um kühne Neuerungen bahnbrechender Geister. Der ganz große Spinoza ist in der mathematischen Form seines Systems, wie in ...
Dämon Ein belehrendes Beispiel für die Zähigkeit von Scheinbegriffen; seit Homeros ist das Wort Dichtern wie Philosophen geläufig. Freilich wissen die Wortphilologen nicht, wie sie daimôn ableiten sollen (die Platonische Etymologie, von daêmôn , kundig , ist doch wohl unsinnig; eine Entlehnung ...
Dauer – Das Wort ist ein konfuser und nicht unbedenklicher Begriff geworden, seitdem es nicht allein von den Dingen , sondern von der Zeit selbst ausgesagt wird. Dauern ist ein Lehnwort, das lat. durare , wie in den romanischen Sprachen; es hat sich ...
Definition – Wer der formalen Logik die Bedeutung abspricht, die man ihr etwa von Aristoteles bis Bacon zugestanden hat, der wird auch den Wert der Definitionen für das menschliche Denken geringer einschätzen, als die Lehrbücher der Logik es tun. Dabei hat ...
Deïsmus – Ich habe nicht erfahren können, wer zuerst das Wort geprägt hat, wer zuerst auch nur die Männer Deïsten genannt hat, die in ihren Vorstellungen vom orthodoxen Glauben abwichen. Die Bezeichnungen treten im 16. Jahrhundert auf, scheinen da aber schon ...
denken – ist kein Wort der philosophischen Terminologie allein; in allen Kultursprachen, wohl gewiß auch in allen Sprachen der sogen. Wilden finden wir ein Wort, das unserm ungenauen Begriff denken ungefähr entspricht. Darum ist das Wort in den Kultursprachen nicht ...
Denkmaschinen – In England sind von 1869-1882 nicht weniger als drei neue Denkmaschinen erfunden worden, jede von der andern verschieden, jede bei ihrer Entstehung schon verurteilt, als Kuriosität in irgend einem Museum zu verstauben. Jevons, Venn und Marquand, angesehene Logiker ...
Descartes' Naturphilosophie – Das Weltbild des Descartes ist nicht mit Poetenaugen gesehen, wie das von Giordano Bruno, ist nüchtern, fast logisch, aber darum nicht minder grandios und einheitlich. Mir ist es hier darum zu tun, nur einen einzigen Zug dieses Weltbildes ...
Ding – Wir haben erkennen gelernt, daß die Gesamtheit aller Dinge, die man etwa die Materie genannt hat oder auch Stoff , eine Vorstellung sei, wofür man freilich auch Gedankending zu sagen pflegt. »Was wir Materie nennen, ist ein gewisser gesetzmäßiger Zusammenhang ...
Dualismus – Ich glaubte den Streit zwischen der scheinbar einheitlichen und der scheinbar zweiteiligen Weltanschauung besser unter dem Schlagwort Monismus (vgl. Art. Monismus ) darzustellen, weil die Monisten heutzutage in der öffentlichen Meinung obenauf sind und fast nur noch einige katholische »Philosophen ...
Egoismus – Der natürliche und unausrottbare egozentrische Standpunkt des Durchschnittsmenschen ist als berechtigt hingestellt worden von dem edlen Spinoza in dem monumentalen Satze (Ethik IV prop. 24): »Ex virtute absolute agere nihil aluid in nobis est, quam ex ductu rationis agere ...
I. Wir haben gelernt, daß die Ideenlehre Platons vom christlichen Mittelalter vielfach nur um der Platonischen Staatslehre willen bevorzugt, wurde, die doch mit Platons Erkenntnistheorie herzlich wenig zu tun hatte; und moralisch , im christlichen Sinne, war die Ideenlehre ebensowenig ...
I. Luther hat einmal die schlechten Handlungen der Menschen, die er Sünder nennt, in zwei große Gruppen eingeteilt: »Wenn man alle Sünden auf einen Haufen fasset, so teilen sie sich in die zwei Stücke, welche sind des Teufels Werk, nämlich ...
Eigenschaft – Ich habe für die Darstellung der Lehre, daß menschliche Erkenntnis einzig und allein auf die adjektivische Welt geht, daß die verbale Welt und die substantivische Welt uns für alle Zeiten so unbekannt bleiben müssen wie die Kräfte -an-sich ...
Eigentum ist Diebstahl – Anstatt einer historischen oder rechtsphilosophischen Untersuchung über den Eigentumsbegriff nur eine Bemerkung über den berühmten Satz des edlen Proudhon. Es ist bekannt, daß der rebellische Gedanke schon zwei Menschenalter vor Proudhon ausgesprochen worden ist, von Brissot, dem ...
einfach – Unser deutsches Wort ist eine späte Lehnüberübersetzung von lat. simplex . In älterer Zeit hatte man die noch genauere Übersetzung einfalt gebildet, die im Gotischen, Angelsächsischen, Althochdeutschen und Mittelhochdeutschen vorkommt; die Ableitung einfältig , früher im Sinne von einfach und schlicht ...
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
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