ewige Wahrheiten – Nicht nur die schönen Sentenzen Schillers werden ewige Wahrheiten genannt, in der Sprache unsrer Schulaufsätze. Auch in der Philosophie werden seit Jahrtausenden nicht nur die Axiome gern ewige Wahrheiten genannt, sondern auch die personifizierte Wahrheit selbst bekommt bisweilen ...
falsch – In einer systematischen Darstellung der vorgetragenen Weltanschauung müßte die Untersuchung des Wahrheitsbegriffs eine der ersten Stellen einnehmen; im Alphabet ist der spät erfundene Buchstabe W , ursprünglich ein Halbvokal, hinter das lateinische U zu stehen gekommen, obgleich der nach der ...
Fatalismus – Als Karl Moor den Entschluß gefaßt hatte, Räuberhauptmann zu werden, feuerte er den Mut der jungen Räuberdilettanten mit folgenden Worten an: »Fürchtet euch nicht vor Tod und Gefahr, denn über uns waltet ein unbeugsames Fatum! Jeden erreicht endlich ...
I. Die Schule oder die neue Scholastik ist historisch geworden und nennt ihre Sekten wieder einmal nach historisch gewordenen Philosophen; wir haben neben der großen und mächtigen Gruppe der Neukantianer auch schon Neufichteaner , die Neuschellingianer, die Neuhegelianer, dazu die Neuthomisten ...
I. Form ist entschieden ein Wort der internationalen Sprache; ich möchte nur gleich bemerken, daß der Purismus der slawischen Sprachen Lehnübersetzungen geschaffen hat, im Russischen und im Tschechischen (die ältere Kultur der polnischen Sprache bewahrt daneben die beiden Lehnworte forma ...
Fortschritt – Der Fortschritt der Menschheit zu höheren und immer höheren Kulturstufen, die Perfektibilität der Menschheit, und nur der Menschheit, ist etwa seit Herder so sehr zum Dogma geworden, daß der Begriff Humanismus , d.h. Menschlichkeit, geradezu das Ziel dieses Fortschritts ...
Freiheit – Schopenhauers Abhandlung »Über die Freiheit des menschlichen Willens« ist ein Meisterstück geworden, weil er da, aus Rücksichten auf die Bedingungen einer akademischen Preisaufgabe, »strenges Inkognito« wahren mußte, sich auf sein eignes Hauptwerk nicht beziehen durfte, seine These also ganz ...
fringe – Das englische Wort ist meines Wissens von William James zuerst in die Psychologie eingeführt worden; es sollte besagen, daß die Lehre von der Klarheit und Distinktheit unsrer Vorstellungen unhaltbar sei, daß jede unsrer Vorstellungen im Strome des Bewußtseins von ...
Funktion – Eine Wortgeschichte, für welche es übrigens genügende Vorarbeiten nicht gibt, würde den jüngsten Bedeutungswandel, der das alte Wort erst zu einem philosophischen Begriffe gemacht hat, kaum aufklären helfen. Lat. functio bedeutete (wie fungi ) jede Verrichtung , insbesondere die Verrichtung von ...
ganz – ist uns ein so geläufiges Wort; seine Bedeutung scheint uns in allen Sprachen ein so vertrauter Begriff ; und dennoch ist der Sinn, den wir mit dem alltäglichen Worte verbinden, so unbestimmt geblieben, wie die Herkunft von ganz (auch von ...
Gebet – Wort und Begriff ist nach Herkunft und Inhalt merkwürdiger, als unser Sprachgefühl auf den ersten Blick oder auf das erste Hören zu glauben geneigt ist. Zunächst ist, was Jacob Grimm schon wußte, »Gebet« nicht von »beten« abgeleitet, sondern von ...
Gedächtnis – Ich habe keine Neigung, mit andern Worten noch einmal vorzutragen, was ich (Kr. d. Spr. I² S. 448-541 und dann wieder 541-608) über die Rätsel des Gedächtnisses gesagt habe. Ich habe die Rätsel nicht lösen können ...
Gegenstand 1 – ist offenbar keine ganz glückliche Lehnübersetzung des alten philosophischen Ausdrucks Objekt . Heute, nach einem Leben von mehr als 150 Jahren, hat das Wort für ganz feine Ohren noch störende Nebentöne, in der Kunstsprache wie in der Gemeinsprache. Ich ...
Gegenwart – Ich hätte für eine Wortgeschichte nur das D. W. auszuschreiben, den Artikel Gegenwart aus dem unvergleichlich besten Bande des Wörterbuchs. Man hat in historischer Zeit und bis heute die Entstehung des Wortes nicht erklären können, und daraus sind wohl ...
I. Ich halte mich natürlich an den Artikel Geist im D. W., den Rudolf Hildebrand zu einer meisterlichen Monographie gestaltet hat. Besäße die Wortgeschichte viele solcher Vorarbeiten, so wäre es eine leichte Aufgabe , auch die internationale Wortgeschichte herauszuholen; denn Hildebrand ...
Genie – Das Wort und die Vorstellung, die wir heute damit verbinden, sind so neu, daß wir mit den entsprechenden Redensarten von Platon, von Aristoteles, oder gar von Cicero wirklich nichts mehr anzufangen wissen und die Alten darum für diesmal ruhen ...
I. Mit einem Strome ist oft die Geschichte eines Menschen verglichen worden; nie schöner als von Goethe in »Mahomets Gesang«: Und so trägt er seine Brüder, Seine Schätze, seine Kinder Dem erwartenden Erzeuger Freudebrausend an das Herz. Und im »Gesang ...
Geschlecht – Nur auf einen kleinen wunderlichen Umstand möchte ich aufmerksam machen. Der Unterschied der Geschlechter ist die Grundbedingung und die mächtigste Erscheinung der lebendigen Natur , also der Natur , der wir Menschen selbst angehören. Wir wären ohne Vorhandensein des Geschlechtsunterschiedes ja ...
Glück – Das Wort erweckt zwei gänzlich verschiedene Vorstellungen, je nachdem es von dem Zustande eines Menschen gebraucht wird oder von den Umständen, welche diesen Zustand herbeigeführt haben (vielleicht herbeiführen können). In der zweiten Bedeutung ist Glück von Zufall nicht sehr ...
Goethes Weisheit – Über Goethes Philosophie, über Goethes Weltanschauung sind so viele Bücher und Büchlein geschrieben worden, daß man eine stattliche Bibliothek mit ihnen füllen könnte; trotzdem gehen die Handbücher der Geschichte der Philosophie bei Goethe mit einer höflichen, aber kurzen ...
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