Agathŏkles

[163] Agathŏkles, Tyrann von Syrakus, geb. 361 v. Chr. zu Thermä in Sizilien, gest. 289, Sohn eines Töpfers, der unter Timoleon nach Syrakus übersiedelte, erlernte zuerst das Handwerk seines Vaters, nahm dann aber Kriegsdienste und erwarb sich durch seine Beredsamkeit und Tapferkeit die Gunst des Damas, eines vornehmen Syrakusiers. Nach dessen Tode (333) heiratete er seine Witwe und wurde dadurch Herr eines großen Vermögens. Mehrfache Versuche, die Herrschaft der oligarchischen Partei zu stürzen, mißlangen ihm; er wurde zweimal aus Syrakus verbannt, aber nach dem Sturze der Oligarchie zurückgerufen und 317 zum Feldherrn ernannt. Aus Flücht lingen und Abenteurern bildete er sich ein ihm blindlings ergebenes Heer, beseitigte die reichern und angesehenern Bürger teils durch Ermordung, teils durch Verbannung und machte sich so zum unbeschränkten Herrn von Syrakus. Dann aber stellte er die Ordnung in der Stadt wieder her, ordnete das Finanzwesen und schuf ein zahlreiches, wohlgeübtes Heer und eine starke Flotte. Nachdem er fast ganz Sizilien erobert hatte, geriet er 312 mit den Kart ha gern in Streit. A. wurde 311 am Himerafluß geschlagen und dann in Syrakus belagert. Um sich aus dieser Bedrängnis zu befreien, durchbrach er 310 mit 60 Schiffen die den Hafen blockierende Seemacht der Karthager und segelte nach Afrika. Dort schlug er die überraschten Karthager wiederholt und eroberte die meisten ihrer Städte, als die Erfolge seiner Gegner in Sizilien seine schleunige Rückkehr nötig machten (307). Es gelang ihm, seine Macht sich wieder zu sichern, desto im günstiger gestalteten sich für ihn die Verhältnisse in Afrika. Sein eignes Eingreifen änderten ichls an der verzweifelten Lage des zurückgelassenen Heeres; er gab den Krieg dort auf und entfloh heimlich nach Sizilien. Das Heer, das er wegen des Fehlens einer Flotte nicht hatte mitnehmen können, ergab sich den Karthagern, nachdem es seine beiden Oberbefehlshaber, des A. eigne Söhne, ermordet hatte. Die Kunde hiervon verschaffte seinen sizilianischen Gegnern, an deren Spitze Deinokrates stand, ansehnlichen Zuwachs. Um gegen diese freie Hand zu bekommen, schloß A. 305 Frieden mit den Karthagern, besiegte jene, gewann den Deinokrates für sich, unterwarf mit dessen Hilfe ganz Sizilien, nannte sich König und war der mächtigste und reichste Herrscher in der westlichen Hälfte des Mittelmeers. Sein Abenteurerleben gab er darum[163] nicht auf. Er knüpfte mit den Diadochen Beziehungen an und unternahm Streifzüge zu Wasser und zu Land, in Italien und im Adriatischen Meere. Vor seinem Tod aber gab er die Herrschaft, nachdem sein Sohn A. von einem Enkel des A. getötet worden war, dem Volke zurück. Außer seinem Bruder Antandros schrieben auch seine Zeitgenossen Timäos und Kallias des A. Biographie. Vgl. R. Schubert, Geschichte des A. (Bresl. 1887); Preisler, Zur Geschichte des A. (Brünn 1890).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 163-164.
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