Alabama

[248] Alabama (abgekürzt Ala.), einer der Südstaaten der nordamerikan. Union (s. Karte »Vereinigte Staaten, östliches Blatt«), zwischen 30°10´-35° nördl. Br. und 84°53´-88°35´ westl. L., 135,320 qkm groß und umgrenzt von Mississippi, Tennessee, Georgia, Florida und dem Golf von Mexiko. Den nordöstlichen Teil durchziehen südappalachische Gebirgswälle (Choccolocco-, Lookout-, Racoun-, Red Mountains), bis 630 m hoch und reich an Eisenerz- und Kohlenlagern. Hier sind die Wirtschafts- und Kulturverhältnisse ähnlich wie in den nördlichen Unionsstaaten und Getreidebau, Bergbau und Industrie stark entwickelt. Der mittlere Teil ist hügelig, etwa 100 m hoch, zum Teil noch Kohlenland (am Big Warrior River), vor allem aber durch eine breite Zone reichen kretazeischen Kalksteinbodens (den sogen. Black Belt[248] oder Schwarzen Gürtel) ausgezeichnet. Von Natur mit herrlichem Waldwuchs von Eichen, Kastanien, Hikory-, Nuß- und Tulpenbäumen, Magnolien, Platanen, Pappeln, Tupelos, lang- und kurznadeligen Kiefern etc. bestanden, ist diese Gegend durch die Kultur die Hauptstätte des Baumwollbaues geworden, mit stark überwiegender Negerbevölkerung. Den Süden nimmt eine Niederung ein, die, teils sandig und mit langnadeligen Kiefern (Pinus australis, P. cubensis, P. taeda) bewachsen, teils sumpfig und hohes Röhricht (Canebrake) mit Sumpfzypressen und Zwergpalmen tragend, die Hauptstätte der Terpentingewinnung und Holzschlägerei ist. Der allgemeinen Abdachung des Landes gegen S. entspricht der Lauf der Flüsse, von denen nur der mächtige Tennessee (s. d.) das Gebiet in nordwestlicher Richtung verläßt, während der Mobile River (s. d.) ebenso wie der Escambia, Choctawhatchee und Chattahoochee (an der Grenze gegen Georgia) sämtlich unmittelbar in den Mexikanischen Golf münden. Die 56 km in das Staatsgebiet eingreifende Mobilebai ist ein seichtes Haff; doch hat man durch Ausbaggerung ein 7 m tiefes Fahrwasser bis zu dem Seehafen Mobile (s. d.) geschaffen. Von der Bodenfläche sind 312,000 Hektar Kohlenfläche, 7 Mill. Hektar Waldland, 3,8 Mill. Hektar Kulturland, 1,160,000 Hektar mit Baumwolle und 1,080,000 Hektar mit Mais bebaut. Das Klima ist im allgemeinen gesund, die Sommer sind aber lang und heiß, und im S. sowie in den Flußniederungen sind Malariafieber häufig. Die Temperatur schwankt im Sommer zwischen 15 und 40°, im Winter zwischen -27 und +28°. Schnee fällt im N. reichlich. Die jährliche Regenmenge beträgt im Durchschnitt 1250 mm (Mobile 1640 mm, Montgomery 1130 mm). Die Bevölkerung zählt (1900) 1.828,697 Seelen (gegen 1,513,017 im J. 1890, oder 20,9 Proz. Zunahme), wovon 916,764 männliche, 911,933 weibliche, 1,001,152 Weiße, 827,545 (45,2 Proz.) Farbige und nur 177 Indianer, 58 Chinesen und 14,592 im Ausland Geborne. Die Bevölkerungsdichte beträgt also nur 13,5 auf 1 qkm, und in den (6) Städten von über 4000 Einw. wohnen nur 7,3 Proz. der Bevölkerung. Schulkinder gibt es (1898) 567,110 (312,660 weiße und 254,450 farbige); für den höhern Unterricht sorgen 8 Kolleges mit 118 Lehrern, 1543 Schülern, 105,800 Bibliothekbänden und 108,779 Doll. Einkünften. Die Staatsuniversität befindet sich in Tuscaloosa. In A. erscheinen 231 Zeitungen. Baumwolle erzeugte A. 1900: 1,005,313 Ballen, Mais 29,355,942 Bushels, Weizen 916,351 B., Hafer 4,380,754 B., Bataten (1890) 4,339,170 Bushels. An Vieh zählte man: 133,546 Pferde, 132,321 Maultiere, 511,080 Rinder, 171,799 Schafe und 1,5 Mill. Schweine. Der umfangreiche Bergbau und Hüttenbetrieb förderte 1899: 7,484,763 Ton. Kohle, 2,098,621 T. Eisenerz und (1897) 947,831 T. Roheisen. An Gold wurden 1793–1898 nur 260,841 Doll. zur Münze gebracht, an Silber nur 470 Doll. Die Industrie hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr entwickelt und ist besonders bedeutend in Eisen und Stahl sowie im Maschinenbau (Birmingham, s. d.), in Ziegelbrennerei und Tonwaren, in Baumwolle, in Sägewerken und Getreidemühlen. Eisenbahnen gab es 1899: 6479 km, Schiffahrtsstraßen 3200 km, Telegraphenlinien (1896) 6567 km. Hauptseehafen und Handelsplatz ist Mobile (s. d.), Hauptausfuhrgegenstände sind Baumwolle, Holz, Kohle, Terpentin und Harz. Das steuerbare Eigentum wird 1899 auf 266,2 Mill. Doll. veranschlagt, die Staatseinnahmen betragen (1598) 2,283,875 Doll., die Ausgaben 2,208,632 Doll., die Staatsschuld 9,5 Mill. Doll. – Nach der Verfassung von 1868 ruht die gesetzgebende Gewalt in den Händen eines Senats von 33 und eines Abgeordnetenhauses von 100 Mitgliedern, von denen erstere auf vier, letztere auf zwei Jahre gewählt werden. Der Gouverneur, die obern Staatsbeamten und sämtliche Richter werden vom Volke gewählt. Im Kongreß ist A. durch neun Repräsentanten vertreten. Die Staatsmiliz ist 2322 Mann stark. Hauptstadt ist Montgomery.

Geschichtliches. Das Gebiet von A. bildete anfangs einen Teil des spanischen Florida. 1698 landete der Franzose Yberville in der Absicht, zwischen Frankreich und dem Mississippiland eine nähere Verbindung herzustellen, nicht weit von der Stelle, wo jetzt Mobile liegt, was 1702 die Errichtung eines Forts daselbst zur Folge hatte. Bis 1800 geschah jedoch wenig zur Kolonisierung des Landes. Nach dem Unabhängigkeitskriege gehörte der größte Teil von A. zu Georgia. Dies überließ aber 1802 alles Land westlich vom Chattahoochee der Union, die daraus und aus dem zwischen dem Perdido und Mississippi gelegenen Teil von Westflorida ein Gebiet bildete. Hieraus wurden 1817 zwei Territorien geschieden, wovon das östliche nach seinem Hauptfluß Alabama genannt, das westliche zum Staat Mississippi geschlagen wurde. 1819 nahm das Territorium eine Konstitution an und trat 1820 als Staat in die Union ein. 1861 sagte sich A. von der Union los und schloß sich der südlichen Konföderation an, deren Zentralgewalt anfangs in A. zu Montgomery tagte. 1868 ist A. wieder als vollberechtigter Staat in die Union aufgenommen worden. Vgl. Pickett, History of A. (1851; neue Ausg., Atlanta 1896); Hillyard, The new South, its resources and attractions (Baltimore 1887); McCalley, Report on the valley regions of A. (Montgomery 1896–97, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 248-249.
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