Bibliothèque Nationale

[827] Bibliothèque Nationale, die franz. Nationalbibliothek zu Paris, die größte Bibliothek Frankreichs. Sie zerfällt in vier Abteilungen: 1) Drucksachen (über 2,600,000 Bände) und geographische Karten; 2) Handschriften (gegen 102,000, darunter 333 deutsche); 3) Münzen (etwa 150,000) und Kameen; 4) Kupferstiche (über 250,000, die meisten 1667 als Kollektion Marolles angekauft). Die eigentliche Bibliothek ist aus zwei Hauptstöcken erwachsen, der Bibliothèque du Roy, die Karl V. 1367 im Louvre einrichtete, und der in Blois befindlichen Bibliothek der Orléans, die mit Ludwig XII. den Thron bestiegen. Franz I. vereinigte diese Sammlungen in Fontainebleau, Karl IX. verlegte sie nach Paris in das Collège de Clermont, Colbert in sein Hotel, von wo sie 1721 in das diesem benachbarte Hotel de Nevers, jetzt Rue de Richelieu 58, ihre heutige Stätte, übergeführt wurden. Seitdem wird die Bibliothek je nach der Regierungsform des Landes Bibliothèque Royale, Impériale oder Nationale genannt. Der Reichtum an Drucksachen beruht wesentlich auf dem 1536 eingeführten Dépôt légal, demzufolge von jedem in Frankreich erscheinenden Buch ein Pflichtexemplar abgeliefert werden muß, der an Handschriften wesentlich auf der Einziehung der Klöster und Stifter 1792. Vgl. Leopold Delisle (der gelehrte Administrateur der B. N.), Le cabinet des manuscrits de la Bibliothèque Impériale (Par. 1868–81, 3 Bde.); Babelon, Le cabinet des antiques à la B. N. (1887); Delaborde, Le département des estampes à la B. N. (1875); Mortreuil, La B. N., notice historique (1878); Pierret, Essai d'une bibliographie historique de la B. N. (1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 827.
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