[775] Carpenter (spr. kār-), 1) Mary, engl. Philanthropin und Schriftstellerin, geb. 3. April 1807 in Exeter, gest. 14. Juni 1877 in Bristol, Tochter eines Geistlichen, widmete sich schon früh der Rettung und Besserung verwahrloster Kinder und ist bis zu ihrem Tode mit großem Eifer für Reform der Strafanstalten und des Gefängniswesens tätig gewesen. Auch hat sie selbst mehrere Besserungsanstalten nach neuer Norm gegründet, so das Redlodge Girl's Reformatory in Bristol. Auf die richtige Behandlung besonders junger Verbrecher lenkte sie die allgemeine Aufmerksamkeit durch eine Reihe von Schriften, unter denen vorzugsweise zu nennen sind: »Morning and evening meditations« (1842, 5. Aufl. 1869); »Reformatory schools for children« (1851); »Juvenile delinquents, their condition and treatment« (1853); »The claims of ragged schools to pecuniary aid from the annual Parliamentary Grant for educational purposes« (1859); »Our convicts« (1864, 2 Bde.); »Reformatory prison discipline as developed by the Right Honourable Sir Walter Crofton in the Irish convict prisons« (Bristol 1872). Außerdem hat Miß C. viele Vorlesungen über diese und verwandte Gegenstände vor der National Association for the promotion of social science gehalten. Nachdem sie 1866 die »Last days in England of the Rajah Rammahun Roy« veröffentlicht, unternahm sie 1867 zu philanthropischen Zwecken eine Reise nach Indien, deren literarische Ergebnisse sie in »Addresses to the Hindoos« (1867), »Suggestions on prison discipline and female education in India« (1867) und »Six months in India« (1868, 2 Bde.) niederlegte. Nachher hat sie Indien zum Zweck der Förderung weiblicher Ausbildung noch dreimal besucht (186869,187071 und 187576) und die Ergebnisse dieser Reisen in Briefen an den damaligen Staatssekretär für Indien, Salisbury, zusammengefaßt. Sie stiftete die National India Association, deren Zweck die innere Ausgleichung der nationalen Gegensätze zwischen England und Indien sowie die Förderung indischer Kulturbestrebungen war, und wirkte für Strafanstaltsreform auch auf dem internationalen Gefängniskongreß zu London 1872. Vgl. J. E. Carpenter, The life and work of M. C. (2. Aufl., Lond. 1881).
2) William Benjamin, Physiolog, Bruder der vorigen, geb. 29. Okt. 1813 in Exeter, gest. 19. Nov. 1885 in London, studierte in London und Edinburg Medizin, ließ sich in Exeter als Arzt nieder, ging aber 1843 nach London und ward 1847 Examinator für Physiologie und vergleichende Anatomie an der Universität in London, 1849 Professor der gerichtlichen Medizin am University College und war 185678 Registrator an der Universität. C. machte seit 1868 gemeinschaftlich mit Wyville Thomson Tiefseeforschungen auf von der Regierung gestellten Schiffen, durch welche die zoologischen und geologischen Ansichten mehrfach modifiziert wurden. Die Berichte über diese Expeditionen finden sich in den »Proceedings« der Royal Society. Außerdem schrieb C.: »Principles of general and comparative physiology« (1839), die 1854 in 9. Aufl. als »Principles of comparative physiology« u. »Principles of general physiology« erschienen sind; »Vegetable physiology and botany« (1844); »Principles of human physiology« (1846, 9. Aufl. 1882); »On the use and abuse of alcoholic liquors« (1850); »Manual of physiology« (1846, 4. Aufl. 1865); »The microscope and its revelations« (1856, 8. Aufl. 1901); »Indroduction to the study of Foraminifera« (Ray Society); »Zoology and instincts of animals« (1857, 2 Bde.); »Physiology oft temperance and total abstinence« (1871); »Principles of mental physiology« (6. Aufl. 1891); »Nature and man« (1888) etc. Gegen den Spiritualismus schrieb er: »Mesmerism and spiritualism historically considered« (1877) u. a.