[135] Chrysanthĕmum L. (Goldblume), Gattung der Kompositen, einjährige oder ausdauernde Kräuter, selten Halbsträucher mit ganzrandigen, seltener fiederteiligen Blättern und großen Blütenköpfen. Gegen 140 Arten in Europa, Nord- und Mittelasien, auch in Nordamerika und Nordafrika. Das einjährige C. carinatum Schousb. (C. tricolor hort. s. Tafel »Zierpflanzen II«, Fig. 11), aus Nordafrika, eine der ausgezeichnetsten Florblumen, hat etwas fleischige, blaugrüne, fiederteilige Blätter, braunviolette Scheiben- und weiße Strahlblüten, variiert aber in mannigfachen Farben. C. frutescens L. (Strauchmarguerite), von den Kanaren, weiß und gelb blühend, wird in hohen und Zwergformen im Kalthaus kultiviert und im Winter in großen Massen aus dem Süden eingeführt. C. Leucanthemum L. (große Maßliebe, große Gänseblume, Gevatterblume, Johannisblume, Marienblume), ausdauernd, mit weißen Strahl- und gelben Scheibenblütchen, ist in Europa auf Wiesen und Rainen gemein, in Nordamerika und Neuseeland eingebürgert, gilt als schlechtes Futterkraut und wurde früher arzneilich benutzt. Die zarten Sprossen werden in Italien als Salat gegessen. C. segetum L. (Wucherblume), mit ansehnlichen goldgelben Strahl- und Scheibenblüten, in fast ganz Europa und dem Mittelmeergebiet, in Nordamerika eingeschleppt, tritt als überaus lästiges, schwer ausrottbares Unkraut unter der Saat, besonders im nördlichen Deutschland, auf.
Man hat es zur Pottaschenbereitung empfohlen, da 50 kg frisches Kraut 0,5 kg Pottasche liefert. Von C. (Pyrethrum) Parthenium Pers. (Mutterkraut, Bertramwurz), ausdauernd, in Südeuropa, mit gestielten, fiederteiligen Blättern und weißstrahligen Blütenköpfchen, wurde das Kraut mit den Blüten arzneilich benutzt. Es riecht stark kamillenähnlich, aber unangenehm und schmeckt sehr bitter. Es wird in vielen Varietäten als Zierpflanze kultiviert, besonders auch mit goldgelben Blättern zur Bepflanzung der Teppichbeete. Mehrere Arten liefern Insektenpulver (s.d.), besonders C. roseum Web. et Mohr (Pyrethrum carneum M. B.) und C. Marschallii Asch. (P. roseum M. B.), im Kaukasus, in Armenien und Nordpersien, beide mit rosa- oder fleischfarbenen Strahlblüten, das persische, [135] C. (P.) cinerariifolium Bocc., mit sehr kleinen, gelben Scheibenblüten und weißgelblichen Strahlblüten, das dalmatinische. P. roseum wird in zahlreichen Varietäten als Zierpflanze kultiviert. C. (Tanacetum) vulgare L. (Rainfarn), ausdauernd, bis 1,25 m hoch, mit fiederteiligen Blättern und doldenrispig gehäuften, kleinen, gelben Blütenköpfchen und nicht strahlenden Randblüten, wächst in Europa, dem Kaukasusgebiet und Sibirien, ist in Nordamerika eingeschleppt. Alle Teile, besonders die Blüten, riechen beim Zerreiben stark aromatisch, kampferartig, schmecken gewürzig bitter und enthalten ein gelbes ätherisches Öl, das als Wurmmittel verwendbar ist. C. (Tanacetum) balsamita L. (Marien-, Pfefferblatt, Balsamkraut, Frauenminze, griechische Minze, römischer Salbei), mit ungeteilten gesägten, balsamisch riechenden Blättern und gelben Blüten mit und ohne Strahlblüten, in Südeuropa, wird als Zierpflanze und Küchengewürz kultiviert, auch als Hausmittel besonders gegen Würmer benutzt. Es wurde schon von Karl d. Gr. als Costus hortensis zum Anbau empfohlen, später von den Engländern als Bierwürze benutzt. Jetzt dient es noch zu Kirchensträußen und zum Totenschmuck. Blumistisch sehr wertvoll ist das ausdauernde Herbstchrysanthemum (Goldafter, C. indicum L.), in China und Japan, das in zahlreichen Varietäten mit weißen, gelben, orangefarbenen, braunen, roten, schwärzlich purpurfarbenen, auch zweifarbigen Blüten kultiviert wird (s. Abbild., S. 135). Man unterscheidet einfache Sorten, röhrenblütige, zungengefüllte (auswärts-, einwärtsgekrümmte, japanische oder Phantasiechrysanthemen von unregelmäßigem, leichtem Bau und behaarte, mit haarartigen Anhängseln auf den Blumenblättern), anemonenblütige und Pomponchrysanthemen. Sie werden als hervorragendste Modepflanzen für das Zimmer, das Gewächshaus und den Wintergarten kultiviert. In der japanischen Gärtnerei und Kunstindustrie spielt sowohl die Stammform des Herbstchrysanthemum (Nogiku) als seine Varietäten (Kiku) eine große Rolle. Man zieht die Pflanze reisbesenartig und fächerförmig, macht außerdem aber auch viele Formspielereien und bildet z. B. aus blühendem C. Puppen von 10 m Höhe, die dramatische Begebenheiten, Märchen etc. darstellen. Am 9. Sept. feiert man ein Jahresfest, das der Kiku, dem Sinnbild langen Lebens, gewidmet ist; die kaiserliche Familie hat eine Kikublume im Wappen (s. Tafel »Wappen IV«), und ihr höchster Orden ist der Chrysanthemum-Orden (s.d.). Schon 1688 kultivierte man in Holland sechs Spielarten von C., aber erst 100 Jahre später fand die Pflanze größere Verbreitung, und seit 1826 wurden in Südfrankreich (Toulon) die ersten Aussaaten versucht und viele Varietäten erzielt. In neuerer Zeit sind die Herbstchrysanthemen namentlich in England und jetzt auch in Deutschland zu sehr großer Vollkommenheit gebracht worden, doch werden auch viele Varietäten aus China und Japan eingeführt. Vgl. Burbidge, The C., its history, culture, etc. (Lond. 1884); Credner, C. indicum und seine Kultur (Erf. 1889); Lebl, Das C. (Berl. 1892).
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Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
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