Crawford

[335] Crawford (Crauford, spr. kraoförd), 1) Robert, brit. General, geb. 5. Mai 1764, gest. 24. Jan. 1812, diente 1790–93 in Ostindien, wurde 1798 Oberstleutnant und Vize-Generalquartiermeister in Irland, 1799 der Armee Suworows in der Schweiz, dann der holländischen Expeditionsarmee des Herzogs von York beigegeben und befehligte 1807 als Brigadegeneral bei der Expedition des Generals Whitelock gegen Buenos Aires die Vorhut. Seit 1808 diente er als Generalmajor in Spanien, zeichnete sich bei Talavera, Almeida und Coimbra und bei der Belagerung von Ciudad Rodrigo aus, ward aber beim Sturm auf diese Festung tödlich verwundet.

2) William Harris, amerikan. Staatsmann, geb. 1772 in Amherst County (Virginia), gest. 15. Sept. 1834, war anfangs Lehrer, studierte aber nebenbei die Rechte. 1804 in die Gesetzgebende Versammlung und 1807 in den Senat gewählt, war er einer der eifrigsten Verfechter des Krieges mit England. 1815 ward er vom Präsidenten Madison zum Kriegsminister und bald darauf zum Finanzminister ernannt und erhielt 1817 unter Monroe diesen Posten zum zweitenmal. 1825 zog er sich ins Privatleben zurück.

3) Thomas, amerikan. Bildhauer, geb. 22. März 1814 von irischen Eltern in New York, gest. 10. Okt. 1857 in London, versuchte sich zuerst in der Holzschneidekunst und ging 1834 nach Rom, wo er in Thorwaldsens Atelier eintrat. Seine bedeutendsten Werke sind: Orpheus, der die Eurydike im Hades aufsucht, die Kinder im Wald, Herodias mit dem Haupt Johannis des Täufers, Flora, die Tänzer und der Jäger, eine Bronzestatue Beethovens für das Athenäum in Boston, eine Reiterstatue Washingtons in Richmond, das Giebelfeld am Kapitol in Washington, das die Hauptepochen der Geschichte Amerikas in allegorischen Bildern versinnlicht, und die Kolossalstatue der Freiheit auf der Kuppel des Kapitols.

4) Francis Marion, engl. Romanschriftsteller, Sohn des vorigen, geb. 2. Aug. 1854 in den Bagni di Lucca, war lange in Italien, bereiste ganz Europa und Indien und lebt in Sorrent. Schon mit »Mr. Isaacs« (1882) errang er einen bedeutenden Erfolg durch seinen klaren Wirklichkeitssinn und seine hohen Lebensanschauungen. In rascher Folge erschienen hierauf unter anderm: »Doctor Claudius«, »Zoroaster«, »Saracinesca«, »Marcio's crucifix«, »With the immortals«, »Greifenstein«, »Sant' Ilario« (eine Fortsetzung von »Saracinesca«), »Don Orsino« (1892), die fast alle von Th. Höpfner (Berl.) ins Deutsche übersetzt wurden; ferner »Pietro Ghisleri« (1893), »Corleone« (1897; beide deutsch, Freiburg 1900); »Taquisara« (1896); »Via Crucis« (1899); »In the palace of the king« (1900); »Marietta, a maid of Venice« (1901); »Cecilia, a story of modern Rome« (1902), Werke, die von trefflichen Vorstudien und Sorgfalt der Darstellung Zeugnis ablegen. Für die französischen Ausgaben von »Zoroaster« und »Marzio's crucifix« erhielt C. von der französischen Akademie den Preis Monbrun mit goldener Medaille.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 335.
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