Gebler

[416] Gebler, 1) Tobias Philipp, Freiherr von, Staatsmann und dramatischer Dichter, geb. 2. Nov. 1726 in Zeulenroda (Reuß), gest. 9. Okt. 1786 in Wien, war 1748 holländischer Legationssekretär am Berliner Hof, trat um 1753 in den österreichischen Staatsdienst, wurde katholisch, erhielt 1759 im Geheimen Rat die Leitung der innern Angelegenheiten, ward 1762 Hofrat der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei, 1768 Mitglied des Staatsrates und 1782 Vizekanzler der Hofkanzlei zu Wien. An den Aufklärungsversuchen unter Maria Theresia und Joseph II. hatte G. nicht geringen Anteil. Seine »Theatralischen Werke« (Prag u. Dresd. 1772–73, 3 Tle.) haben geringen Wert. Vgl. R. M. Werner, Aus dem Josephinischen Wien. Geblers und Nicolais Briefwechsel. 1771–1786 (Berl. 1888).

2) Otto, Maler, geb. 18. Sept. 1838 in Dresden, studierte zuerst auf der Akademie seiner Vaterstadt und dann auf der Münchener, wo er sich besonders an Piloty anschloß. Er machte in erster Linie das Schaf zum Gegenstand seines Studiums und erreichte bald in der Charakteristik dieses Tieres eine große Fertigkeit und Mannigfaltigkeit, unterstützt durch ein saftiges, glänzendes Kolorit. Seine Hauptbilder sind: widerspenstige Schafe; der gestörte Hausfriede; heimkehrende Schafherde (1870); ruhende Schafe am Waldsaum; die Kunstkritiker im Stall (1873, Schafe vor der Staffelei eines Malers, in der Berliner Nationalgalerie), wofür er 1874 die kleine goldene Medaille der Berliner Ausstellung erhielt; der Besuch im Stall; Heimkehr durchs Wasser; zwei Wilderer (1879, in der Dresdener Galerie). Später widmete er sich auch der Darstellung von Hunden, Füchsen und andern Tieren. Ein solches Bild, Reinekes Ende (Fuchs und drei Dachshunde), wurde auf der internationalen Ausstellung von 1883 in München durch eine zweite Medaille ausgezeichnet und für die dortige Pinakothek angekauft. Von seinen spätern Werken sind zu nennen: der Siebenschläfer (1884, in der Dresdener Galerie), der erschreckte Wächter (1888), große Fütterung, Besuch im Stalle, Ende der Jagd und der letzte Bock.

3) Karl von, Geschichtschreiber, geb. 29. Nov. 1850 in Wien, gest. 7. Sept. 1878 in Graz, ergriff die militärische Laufbahn, verließ diese aver aus Gesundheitsrücksichten, um sich wissenschaftlicher Tätigkeit zu widmen. Sein Hauptwerk, für das er wiederholt archivalische Forschungen im Vatikan anstellte,[416] ist »Galileo Galilei und die römische Kurie« (Stuttg. 1876–77, 2 Bde.), dessen zweiter Band die Akten des Galilei-Prozesses enthält. Nach Geblers frühem Tod erschienen noch »Nachklänge. Ausgewählte Schriften« (Bresl. 1880, 2 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 416-417.
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