Gilbert [3]

[844] Gilbert (spr. ghilbert), 1) Humphrey, engl. Seefahrer, geb. 1539 in Dartmouth, gest. 9. Sept. 1583, widmete sich dem Seedienst, wurde 1570 zum Ritter geschlagen, kämpfte 1572 mit den Niederländern gegen die Spanier, veröffentlichte 1576 eine Schrift über die Möglichkeit einer nordwestlichen Durchfahrt und unterstützte dadurch die Unternehmungen Frobishers. G. selbst segelte nach mißglücktem Versuch im Jahre 1578 mit vier Schiffen 1583 nach Neufundland, das er für England in Besitz nahm, ging aber auf der Rückfahrt im Schiffbruch unter.

2) William, Arzt, geb. 1540 in Colchester, studierte in Cambridge, machte mehrere Reisen, praktizierte seit 1573 in London, wurde später Leibarzt der Königin Elisabeth und des Königs Jakob I., von denen er ein Jahrgehalt zur Förderung seiner wissenschaftlichen Untersuchungen bezog, und starb 30. Nov. 1603 in London. Mit seinem Werk »De magnete, magneticisque corporibus et de magno magnete Tellure, Physiologia nova« (Lond. 1600, Stett. 1633) begründete er die Lehre vom Erdmagnetismus. Auch schrieb er: »De mundo nostro sublunari Philosophia nova« (Amsterd. 1651).

3) William, engl. Romanschriftsteller, geb. 1804, gest. 1889, lebte in Salisbury. Neben zahlreichen Romanen und Erzählungen, von denen »De profundis« (1864), eine ergreifende Schilderung aus der untersten Schicht des Londoner Lebens, genannt sei, schrieb er: »Lucrezia Borgia, duchess of Ferrara« (1869, 2 Bde.; deutsch von Steger, Leipz. 1870), einen auf Urkunden gestützten Versuch einer Ehrenrettung.

4) Josiah, engl. Maler und Kunstschriftsteller, geb. 7. Okt. 1814 zu Rotherham in Yorkshire, besuchte die königl. Akademie zu London, war dort zuerst als[844] Porträtmaler tätig, siedelte aber 1843 nach Marden Ash bei Ongar über, wo er seitdem, mit literarischen und artistischen Arbeiten beschäftigt, lebt. Er schrieb: »Art, its scope and purpose« (1858); »Cadore, or Titian's country« (1869); »Art and religion« (1871); »Landscape in art before Claude and Salvator« (1885) und im Verein mit G. Churchill »Excursions among the Dolomite Mountains« (1864; deutsch, Klagenf. 1865–68,2, Tle.).

5) John, engl. Maler, geb. 1817 zu Blackheath in England, gest. 6. Okt. 1897 in London, bildete sich durch Selbststudium zum Künstler aus und stellte 1836 ein Aquarell: die Verhaftung des Lords Hastings durch Herzog Richard von Gloucester, mit gutem Erfolg aus. Seitdem behandelte er mit Vorliebe das historische Genre und schuf unter andern folgende Ölgemälde: Don Quichotte und Sancho Pansa, die Erziehung des Gil Blas, Ermordung des Thomas Becket, Reiterangriff in der Schlacht bei Naseby, Rubens und Teniers, Einzug der Jeanne d'Arc in Orléans, die Kreuzfahrer, und die Aquarelle: Richard II. verzichtet auf den Thron, Othello, Desdemona und Brabantio vor dem Dogen. Daneben entfaltete er eine sehr ausgedehnte Tätigkeit als Illustrator von Don Quichotte, Gil Blas, Tistram Shandy, Hudibras und Shakespeare. Seine Zeichnungen zu letzterm sind auch einer deutschen Ausgabe des Dichters beigegeben worden. 1876 wurde er Mitglied der Londoner Akademie.

6) Sir John Thomas, irischer Geschichtsforscher, geb. 23. Jan. 1829 zu Dublin, gest. 23. Mai 1898, widmete sich nach Vollendung seiner Studien historischen Forschungen zur Geschichte seiner Vaterstadt und seines Vaterlandes, wurde 1855 Sekretär der Irish Celtic and Archaeological Society, war 1867–1875 Sekretär des wesentlich auf seinen Antrieb neu organisierten irischen Staatsarchivs und mehr als 34 Jahre Bibliothekar, zuletzt Vizepräsident der irischen Akademie. Seine darstellenden Hauptwerke sind: »Historical essays on Ireland« (1851), »History of the city of Dublin« (1854–59, 3 Bde.) und »History of the viceroys of Ireland« (1865). Seit 1865 widmete er sich hauptsächlich der Veröffentlichung irischer Geschichtsquellen; wir erwähnen die »Facsimiles of national manuscripts of Ireland« (1874–84, 5 Bde.), »A contemporary history of affairs in Ireland 1641 to 1602« (1879–80, 4 Bde.), »History of the Irish confederation and war in Ireland 1641–1649« (1882–91, 7 Bde.), »Calendar of ancient records of Dublin« (1889–98, 8 Bde.) und die Urkundenbücher der Kloster St. Maria (1884, 2 Bde.) und St. Thomas (1889) zu Dublin.

7) William Schwenck, beliebter engl. Lustspieldichter, geb. 18. Nov. 1836 in London, war 1857–1862 Beamter im Bureau des Staatsrats und seit 1864 Advokat, widmete sich aber in der Folge ganz der Literatur. Sein erstes Lustspiel: »Dulcamara«, kam 1866 zur Ausführung; viele, meist possenhafte Stücke folgten nach, wie »The palace of truth« (1870), »Pygmalion and Galatea« (1871), »Broken hearts«; »Sweethearts« (1874), »Engaged« (1877). Die größten Erfolge erzielte er in Gemeinschaft mit dem Komponisten Artur Sullivan durch eine Anzahl komischer Opern, wovon »Her Majesty's ship Pinafore« (1878), »The pirates of Penzance« (1880), »Patience« (1882), »The Mikado« (1885), »The yeomen of the gard« (1889), »The gondoliers« (1889) und »Utopia limited« (1893) als die durchschlagendsten zu nennen sind. Auch eine Sammlung komischer Gedichte veröffentlichte G. unter dem Titel: »Bab ballads« (1868 und 1872; illustrierte Ausg., mit den »Songs of a Savoyard«, 1898). Gesammelt erschienen »Original plays« (1875–94, 3 Tle.). Den Erfolg verdankt G. seiner leichten, graziösen Phantasie, seiner melodiösen Versifikation und seinem prickelnden Humor.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 844-845.
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