Guts Muths

[550] Guts Muths, Johann Christoph Friedrich, namhafter Pädagog und Mitbegründer der Turnkunst, geb. 9. Aug. 1759 in Quedlinburg, gest. 21. Mai 1839 in Ibenhain, studierte in Halle Theologie und wurde dann wieder, wie schon als Schüler, Erzieher im Elternhaus des nachmals berühmten Geographen Karl Ritter. Diesen brachte er 1785 in die von Salzmann eben gegründete Erziehungsanstalt Schnepfenthal, an der er von da ab selbst als Lehrer, besonders des Turnens und der Geographie, bis 1837 wirkte, seit 1797 in dem nahen Dorf Ibenhain wohnend. G. hat nicht nur die Notwendigkeit geregelter Körperausbildung zumal der Jugend energisch verfochten, sondern dieser Ausbildung auch, anknüpfend an die von Salzmann nach Schnepfenthal gebrachten Anfänge des Basedowschen Philanthropins zu Dessau, ein reichhaltiges Übungsgebiet erschlossen und diesem über seine Anstalt und Deutschland hinaus Verbreitung verschafft durch seine »Gymnastik für die Jugend«, das erste Lehrbuch der Turnkunst (zuerst Schnepfenth. 1793; erweitert 1804 und hrsg. von Klumpp, 1847; von Lukas, ganz ungenau, Wien 1893). Eine Neubearbeitung für den Zweck der Erziehung zur Wehrhaftigkeit ist sein nach Jahns »Deutscher Turnkunst« erschienenes »Turnbuch für die Sohne des Vaterlandes« (Frankf. 1817), ein Auszug daraus sein »Katechismus der Turnkunst« (1818). Ergänzungen zu diesen Werken sind G.' »Spiele für die Jugend« (Schnepfenth. 1796; 8. Aufl. von Lion, Hof 1893), sein »Spielalmanach« (Frankf. 1802 u. 1803, erneuert 1809 u. d. T.: »Unterhaltungen und Spiele der Familien zu Tannenberg«), sein »Kleines Lehrbuch der Schwimmkunst« (Weim. 1798, 2. Aufl. 1833) u. a. Auch schrieb er: »Mechanische Nebenbeschäftigungen[550] für Jünglinge und Männer« (Altenb. 1801), ferner ein »Elementarbuch für Stadt- und Landschulen« (Frankf. 1813, 3. Aufl. 1831) und gab 1800–20 die »Bibliothek für Pädagogik, Schulwesen und die gesamte pädagogische Literatur Deutschlands« (unter verschiedenen Titeln) heraus. Durch sein »Handbuch der Geographie« (Leipz. 1810, 2 Bde.; 4. Aufl. 1826), von dem ein Auszug als beliebtes Schulbuch erschien, wie durch seinen »Versuch einer Methodik des geographischen Unterrichts« (das. 1835) hat er viel zu einer zweckmäßigern Methode des geographischen Unterrichts beigetragen. Mit Gaspari, Hassel u. a. verband er sich zur Bearbeitung des »Vollständigen Handbuchs der neuesten Erdbeschreibung«, für das er die Beschreibung der südamerikanischen Staaten (Bd. 19 u. 20, Weim. 1827–30) lieferte. Für das von ihm und Jakobi herausgegebene Werk »Deutsches Land und deutsches Volk« verfaßte er den 1. Teil, der auch unter dem besondern Titel: »Deutsches Land« (Leipz. 1820–32, 4 Bde.) erschien. Bemerkenswert ist der Einfluß, den der Geograph G. auf seinen ihm innig zugetanen Schüler Karl Ritter ausgeübt hat. Beide zusammen stellt auch das 1904 in Quedlinburg errichtete Denkmal (von Richard Anders) dar. Vgl. Waßmannsdorf, Joh. Chr. Friedr. G. (Heidelb. 1884) und Stellen aus G.' eigner Beschreibung seines Lebens vom Jahre 1832 (in den »Neuen Jahrbüchern für die Turnkunst«, Bd. 34); Netsch, G.' pädagogisches Verdienst um die Pädagogik, die Geographie und das Turnen (Hof 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 550-551.
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