Haugwitz

[876] Haugwitz, Christian August Heinrich Kurt, Graf von H. und Freiherr von Krappitz, preuß. Staatsmann, geb. 11. Juni 1752 in Peucke bei Öls, gest. 1831 in Venedig, zuerst einem 1235 urkundlich genannten, jetzt in Mähren (katholische Linie) und Schlesien (protestantische Linie) begüterten Geschlecht angehörig, studierte die Rechte, brachte mehrere Jahre in Italien zu und ward, auf seinen Gütern in Schlesien lebend, von den schlesischen Ständen 1791 zum Generallandschaftsdirektor erwählt. Nach längerm Sträuben von Friedrich Wilhelm II. in den preußischen Staatsdienst gezogen, ward er 1792 Gesandter in Wien, Ende 1792 Kabinettsminister in Berlin, schloß 19. April 1794 den Haager Subsidientraktat ab und setzte durch seinen Einfluß den Baseler Frieden mit Frankreich (5. April 1795) durch, was ihm eine Belohnung im Wert von 200,000 Tlr. einbrachte. Von 1802 ab verwaltete er das Ministerium des Auswärtigen, zog sich aber, als der König die Kriegserklärung an Frankreich ablehnte, im August 1804 mit unbeschränktem Urlaub auf seine Güter zurück. 1805 wieder berufen, um Napoleon ein Ultimatum vorzulegen, ließ er sich bis zu dessen entscheidendem Sieg bei Austerlitz hinhalten und mußte 15. Dez. den Vertrag von Schönbrunn eingehen, durch den Preußen Ansbach, Kleve und Neuenburg an Frankreich abtrat und dafür Hannover erhielt. Obwohl ein neuer, von H. 15. Febr. 1806 in Paris abgeschlossener Vertrag Preußen vollständig isolierte, blieb H. an der Spitze der Geschäfte. Schließlich konnte H. doch den Bruch mit Frankreich nicht hindern, und der verhängnisvolle Krieg von 1806 begann. H., anfangs im Hauptquartier, begleitete den König nach Ostpreußen, erhielt in Osterode im November 1806 seinen Abschied und zog sich ins Privatleben zurück. 1811 zum Kurator der Universität Breslau ernannt, lebte er seit 1820 meist in Italien, abwechselnd zu Venedig, Padua und auf einer Villa in der Nähe von Este. Seine Politik suchte er zu rechtfertigen in der Schrift. »Fragment des mémoires inédits du comte de H.« (Jena 1837). Vgl. Minutoli, Der Graf von H. und Job v. Witzleben (Berl. 1844).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 876.
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