Haushofer

[888] Haushofer, 1) Max, Maler, geb. 20. Sept. 1811 in Nymphenburg bei München, gest. 24. Aug. 1866 in Prag, studierte anfangs die Rechte, widmete sich aber 1833 der Kunst und besuchte Italien, wo er von 1835–37 blieb. 1845 ward er Professor und Lehrer der Landschaftsmalerei an der Akademie der Künste in Prag. Von seinen Gemälden, deren Stoffe meist den Deutschen Alpen entnommen sind, sind die hervorragendsten: Sonntagsmorgen am Chiemsee (1838), Kloster Baumbach (1840), Fischer auf dem Chiemsee (1842), Rheinlandschaft (1843), Kloster Frauenchiemsee, Obersee (1845), Gosausee (1847), Gewitter auf dem Chiemsee (1854), Ansicht von Prag (1856), Walchensee (1856), Vierwaldstätter See (1859).

2) Karl, Mineralog, Sohn des vorigen, geb. 28. April 1839 in München, gest. daselbst 8. Jan. 1895, studierte 1857–63 in München, Prag und Freiberg und, nach zweijähriger Praxis im Eisenhüttenwesen, in München Naturwissenschaften, habilitierte sich 1865 als Privatdozent der Mineralogie an der Universität daselbst und wurde bei Gründung der Technischen Hochschule in München 1868 Professor der Mineralogie und Eisenhüttenkunde, 1889 Direktor der Schule und 1892 Mitglied des obersten Schulrats. Er lieferte Untersuchungen über den Asterismus und die Ätzfiguren[888] am Calcit (München 1865), die zu wichtigen Resultaten auf dem Gebiete der Kristallphysik führten, und studierte die kristallographischen Verhältnisse vieler organischer Verbindungen und die Zersetzung des Granits durch Wasser. Außerdem schrieb er: »Hilfstabellen zur Bestimmung der Gesteine« (Münch. 1867); »Die Konstitution der natürlichen Silikate« (Braunschweig 1875); »Franz v. Kobell« (Münch. 1884); »Mikroskopische Reaktionen« (Braunschw. 1885); »Leitfaden für die Mineralbestimmung« (das. 1892). Auch lieferte er eine Reihe geologischer Landschaftsbilder als Wandtafeln für den Unterricht. Als Mitbegründer des Deutschen Alpenvereins redigierte er mehrere Jahre dessen Zeitschrift.

3) Max, Volkswirt und Schriftsteller, Bruder des vorigen, geb. 23. April 1840 in München, wirkt seit 1868 als Professor der Nationalökonomie an der Technischen Hochschule. 1875–81 vertrat er die Stadt München im bayrischen Landtag. Er schrieb: »Lehr- und Handbuch der Statistik« (Wien 1873, 2. Aufl. 1882); »Grundzüge des Eisenbahnwesens« (Stuttg. 1873); »Der Industriebetrieb« (das. 1874; 2. Aufl., Münch. 1904); »Eisenbahngeographie« (Stuttg. 1875); »Grundzüge der politischen Ökonomie«, 1. Teil: Nationalökonomie (3. Aufl., Berl. 1894), 2. Teil: Wirtschaftslehre (4. Aufl. 1904), 3. Teil: Finanzwissenschaft (2. Aufl. 1904); »Der kleine Staatsbürger« (3. Aufl., das. 1902); »Das deutsche Kleingewerbe« (das. 1885); »Abriß der Handelsgeographie« und »der Handelsgeschichte« (von beiden 3. Aufl., das. 1894); »Der moderne Sozialismus« (Leipz. 1896); »Bevölkerungslehre« (das. 1903) u. a. Auf dem Gebiete der schönen Literatur etc. veröffentlichte er: »Gedichte« (Münch. 1864), »Unhold, der Höhlenmensch« (das. 1880), die dramatische Dichtung »Der ewige Jude« (Leipz. 1886, 2. Aufl. 1894), »Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits« (das. 1888), »Die Verbannten«, Gedicht (das. 1890; 2. Aufl., Stuttg. 1900), »Arbeitergestalten aus den Bayrischen Alpen« (Bamb. 1890), »Alpenlandschaft und Alpensage« (das. 1891), »Lebenskunst und Lebensfragen« (Ravensb. 1897), »Allerhand Blätter. Geschichten« (Stuttg. 1898), »Planetenfeuer. Zukunftsroman« (das. 1899), »Tirol und Vorarlberg« (2. Aufl., Bielef. 1903), »Oberbayern« (das. 1900), »Die Landschaft« (das. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 888-889.
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