Heimatschutz

[84] Heimatschutz. Unter diesem Namen ist 24. März 1904 in Dresden ein Bund gegründet worden, der sich im Anschluß an die auf den Denkmalsschutz gerichteten Bestrebungen einzelner deutscher Regierungen (vgl. Denkmal) die Aufgabe gestellt hat, deutsches Volkstum ungeschädigt und unverdorben zu erhalten und die deutschen Lande mit ihren Denkmälern und der Poesie ihrer Natur vor weitern Verunglimpfungen zu schützen, wie sie namentlich durch rücksichtslose industrielle Ausbeutung der Natur und den Unfug des Reklameunwesens verursacht worden sind. Zur Erreichung dieses Zieles sollen örtliche Vereine gegründet werden. Mitglied kann jeder Gleichgesinnte werden, ohne zur Zahlung eines Geldbeitrags verpflichtet zu sein. Die Mitglieder zerfallen in Helfer, die ihre persönliche Tätigkeit den Interessen des Bundes zur Verfügung stellen, und in Gönner, die sich zu Geldbeiträgen verpflichten. Zur weitern Organisation der Tätigkeit des Vereins wurden sechs Gruppen gebildet, die unter die Leitung von Fachmännern gestellt wurden: Denkmalpflege (Architekt Professor Theodor Fischer in Stuttgart), Pflege der überlieferten ländlichen und bürgerlichen Bauweise (Maler und Schriftsteller Professor Paul Schultze-Naumburg), Schutz der Landschaft einschließlich der Ruinen (Professor Fuchs in Freiburg i. Br.), Rettung der einheimischen Tier- und Pflanzenwelt (Professor Conwentz in Danzig), Volkskunst auf dem Gebiete der beweglichen Gegenstände (Professor Brinckmann in Hamburg), Sitten, Gebräuche, Feste und Trachten (Kurat Franck in Kaufbeuren). Vorsitzender des Bundes ist Paul Schultze-Naumburg in Saaleck, Geschäftsführer Robert Mielke in Charlottenburg. Vgl. Rudorff, Heimatschutz (3. Aufl., Münch. 1904); Conwentz, Die Gefährdung der Naturdenkmäler (Berl. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 84.
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