Isabella [2]

[38] Isabella (span. u. portug. Isabél, soviel wie Elisabeth), Königinnen von Spanien: 1) I. von Kastilien, Tochter des Königs Johann II. von Kastilien und Leon, geb. 22. April 1451, gest. 26. Nov. 1504 in Medina del Campo, vermählte sich 1469 mit Ferdinand V., dem Katholischen, von Aragonien und bestieg nach dem Tod ihres Bruders Heinrich IV. 1474 den kastilischen Thron. Zwar erhob Johanna, die Tochter Heinrichs IV., die der Vater für illegitim erklärte, Anspruch auf die kastilische Krone und wurde von einem Teil des Adels und von Portugal dabei unterstützt; aber I. besiegte diese Gegner, und die Schlacht von Toro 16. März 1476 sicherte ihre Krone. I. und Ferdinand nahmen nach Vereinigung der Reiche Aragonien und Kastilien 1479 den Namen König und Königin von Spanien an; der Papst verlieh ihnen den Titel der »katholischen Könige«. Um die Eroberung von Granada und die gänzliche Vertreibung der Mauren aus Spanien hat sich Isabella neben ihrem Gatten große Verdienste erworben. – Ihrer Verwendung verdankte Christoph Kolumbus die Unterstützung der Krone zu seinem Unternehmen, das die Entdeckung von Amerika zur Folge hatte. I. war eine tüchtige Regentin; verbunden mit Ferdinand, einem Realpolitiker ersten Ranges, dem sie die Leitung der hohen Politik ganz überließ, legte sie den Grund zur Großmacht Spanien. Sie hatte fünf Kinder, von denen drei Töchter sie überlebten; ihr einziger Sohn Don Juan war schon 1497 gestorben. Vgl. Prescott, Geschichte Ferdinands und Isabellas (deutsch, Leipz. 1843, 2 Bde.); Nervo, Isabelle la Catholique. reine d'Espagne (Par. 1874); Balaguer, Los reyes Católicos (Madr. 1894 ff.).

2) I. II. Maria Luise, geb. 10. Okt. 1830, gest. 9. April 1904 in Paris, Tochter des Königs Ferdinand VII. und dessen vierter Gemahlin, Maria Christine, folgte 29. Sept. 1833 ihrem Vater, der am 29. März 1830 durch Aufhebung des sogen. Salischen Gesetzes die alte kastilische Erbfolge wiederhergestellt hatte, unter Vormundschaft ihrer Mutter auf dem Thron. Gegen die Empörung der Anhänger des Don Carlos sicherte sich die Königin-Mutter durch ihre Verbindung mit den liberalen Parteien; mußte sie auch selbst 1840 Spanien verlassen, so blieb unter der Regentschaft Esparteros doch I. Königin von Spanien; sie wurde 8. Nov. 1843 durch Beschluß der Cortes für majorenn erklärt. Die Frage ihrer Verheiratung war eine europäische Angelegenheit, weil Ludwig Philipp von Frankreich es so einzurichten wünschte, daß seine Dynastie in Spanien zur Herrschaft gelange, während England dagegen Einspruch erhob. I. vermählte sich 10. Okt. 1846 mit ihrem Vetter Franz d'Assisi Maria Ferdinand, dem Sohne des Infanten Franz de Paula. Zugleich ward die Vermählung ihrer Schwester mit dem Sohne Ludwig Philipps, dem Herzog von Montpensier, beschlossen. Da man aus der königlichen Ehe keine Kinder erwartete, schien die französische Absicht erreicht. Wider Erwarten aber gebar I. eine Anzahl Kinder: Maria I. Franziska, geb. 20. Dez. 1851, seit 1871 Witwe des Grafen von Girgenti; Alfons Franz, Prinz von Asturien, geb. 28. Nov. 1857, gest. 1885 als König Alfons XII. von Spanien (s. Alfons 21); Maria Berenguela, geb. 4. Juli 1861, gest. 5. Aug. 1879; Maria della Paz,[38] geb. 23. Juni 1862, seit 1883 Gemahlin des Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern; Eulalia, geb. 12. Febr. 1864, seit 1886 Gemahlin des Prinzen Anton von Montpensier. Die Königin, äußerst bigott und beschränkten Geistes, lebte Werken der kirchlichen Frömmigkeit und zugleich sinnlichen Genüssen hingegeben. In der Regierung ihres Landes war sie von ihrer Umgebung abhängig, in der zuletzt die Nonne Patrocino und der Intendant Marfori den meisten Einfluß besaßen. Wiederholte Aufstände änderten wohl die Ministerien, brachten aber keine Besserung der Regierung. Endlich machte im September 1868 eine Erhebung, zu der sich die verschiedensten Parteiführer verbündet hatten, ihrer Herrschaft ein Ende. Der Krone entsagte sie 25. Juni 1870 zugunsten ihres Sohnes Alfons (XII.), der 1875 den Thron bestieg. Hierauf kehrte I. nach Spanien zurück. lebte aber meist in Paris. Vgl. Burgos, Anales del reinado de Isabel II. (Madr. 1850–51, 6 Bde.).

3) Königin von Ungarn und Fürstin von Siebenbürgen (1539–59), s. Zápolya.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 38-39.
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