Kiefer [2]

[882] Kiefer (Föhre, Pinus L., hierzu Tafel »Kiefer I u. II«), Gattung der Koniferen, immergrüne Bäume, mit Kurz- und Langtrieben, von denen letztere nur spiralig gestellte Niederblattschuppen tragen, in deren Achseln die mit Nadeln versehenen Kurztriebe, gegen den Gipfel hin quirlig gedrängt wieder Langtriebe entspringen. Die Nadeln stehen zu 2–5 und sind anfangs von einer Niederblattscheide eingeschlossen, durch den gegenseitigen Druck zwei- oder dreikantig. Die männlichen Blüten stehen an Stelle von Kurztrieben am Grunde heuriger Zweige ährig gehäuft, die weiblichen weiter oben am nämlichen oder an einem andern Triebe an Stelle von Langsprossen; die Zapfen bestehen aus ziegeldachförmigen, offenen, holzigen oder lederartigen, außen gegen die Spitze mit einem mehr oder weniger gewölbten Schild und auf letzterm mit einem Nabel versehenen, zweisamigen, bleibenden Fruchtblättern. Die erst im zweiten oder dritten Jahre reisenden Samen besitzen meist einen abfallenden Flügel. Etwa 70 Arten, hauptsächlich in der nördlich gemäßigten Zone, einige Arten überschreiten auf Gebirgen den Wendekreis, auf der südlichen Halbkugel fehlend. Die Gattung zerfällt in zwei Gruppen.

Erste Gruppe: Pinaster Endl. Der am geschlossenen Zapfen äußerlich sichtbare Endteil der Fruchtschuppe (Apophyse) mehr oder weniger pyramidal mit mittelständigem Gipfel, der zuweilen in eine schon zur Blütezeit vorhandene Spitze ausläuft.

A. Pinea: Nadeln zu zwei, selten eine, im Kurztriebe. Mehr als 20 Arten im ganzen Verbreitungsgebiet der Gattung. Die gemeine K. (in Süddeutschland Föhre, Fahre, in Württemberg Mädelbaum, in Norddeutschland Tanne, Tanger, in der Provinz Preußen und in Kurland Fichte, in der Schweiz Dale, Thäle, sonst auch Forche, Forle, Kienbaum, Fackelbaum, Tangelbaum, Pinus silvestris L., Tafel I und Fig. 1–6 auf Tafel II), ein 25–40 m hoher Baum, dessen [882] Stamm je nach dem Boden und dem Schluß gerade und bis hoch hinauf ohne Äste oder niedrig, gekrümmt, geknickt ist und sich dann schon in geringer Höhe in starke, abstehende Äste teilt. Der untere Teil des Stammes ist mit dicker, längsrissiger Borke bedeckt; nach obenhin geht die Farbe der Rinde durch Rotbraun in leuchtendes Braungelb über, das den sich sehr leicht und unaufhörlich ablösenden papierdünnen Rindenhäuten angehört. In gutem Schluß wirft die K. sehr hoch hinauf die abgestorbenen Äste ab und bildet nur eine unbedeutende lockere Krone; in freiem Stande dagegen bekommt sie eine weit ausgreifende, fast kuppelförmig gewölbte und abgestufte und namentlich unter Laubholz eine schirmförmige Krone, die täuschend derjenigen der Pinie gleicht. Junge Kiefern erscheinen spitz eiförmig und erhalten im Mai ein eigentümliches Ansehen, wenn sich die neuen, senkrecht stehenden Langtriebe mit den silberglänzenden Niederblattschuppen eben bis zum Erscheinen der Nadeln entwickelt haben. Die Nadeln sind matt blaugrün und je nach der Fruchtbarkeit des Standortes 2,., bis fast 8 cm lang. Die Blüten sind bisweilen sehr ungleich verteilt, und es gibt Bäume, die sehr reich an männlichen Blüten sind, dagegen nur wenige weibliche entwickeln. Die erstern enthalten ungemein viel schwefelgelben Blütenstaub, der, in Regenpfützen zusammengeschwemmt, Veranlassung zur Fabel vom Schwefelregen gegeben hat. Die weiblichen Blüten bilden kleine, schmutzig kirschrote Zäpfchen. Die Zapfen sind kegelförmig, stets etwas ungleichseitig; sie reisen im Oktober des zweiten Jahres, aber erst i at März oder April des dritten Jahres fallen die geflügelten Samen aus. Die Wurzeln dringen ziemlich tief in den Boden ein; der Pfahlwurzel gesellen sich später kräftige Seitenwurzeln bei, und die K. ist daher sturmfester als die Fichte, leidet aber mehr durch Schnee- und Eisbruch als diese. Die Keimpflanze zeigt 5–6 Keimnadeln, und am ersten, bisweilen auch noch am zweiten und dritten Jahrestrieb stehen die Nadeln einzeln. Die K. gedeiht am besten auf tiefgründigem, humosem Sandboden, sie wächst in der ersten Hälfte ihres Lebens viel schneller als in der zweiten; vom 50.–80. Lebensjahr wächst sie langsamer, aber gleichmäßig fort und erreicht ein Alter von ca. 300 Jahren. Sie besitzt unter den europäischen Abietineen den größten Verbreitungsbezirk und findet sich vom westlichen Spanien (südwärts bis zur Sierra Nevada) bis Ostsibirien (66° nördl. Br.), von Lappland (68° nördl. Br.) bis Oberitalien (südwärts bis zum Ligurischen Apennin) und vom nördlichen Rußland und Westsibirien bis Kleinasien und Persien, nördlich geht sie bis zur Grenze des Baumwuchses. Sie ist gegenwärtig nicht heimisch in Irland, England, dem französischen Tiefland, Belgien, Holland, Dänemark. In Deutschland wächst sie hauptsächlich längs einer ostwestlichen Linie, welche die Stromgebiete der Weichsel, Netze, Warthe, Spree, Havel, Elbe, Aller und Weser verbindet. Längs des Südrandes des nordwestdeutschen Tieflandes im Westen der Elbe hat sie eine Südwestgrenze und tritt jenseits derselben nur in Gebirgsgegenden auf (vgl. Krause, Beitrag zur Kenntnis der K. in Norddeutschland, in Englers »Botanischen Jahrbüchern«, Bd. 11). Sie geht in den mitteldeutschen Gebirgen bis 786, in den Bayrischen Alpen bis 1600, im Engadin bis 1950, in der Sierra Nevada bis 2100 m.

Die K. hat ungemein hohe forstwirtschaftliche Bedeutung; sie bedeckt allein im nördlichen Deutschland nach mäßigem Überschlag über 2,5 Mill. Hektar Waldfläche, bildet in Süddeutschland einen namhaften Bruchteil der Gesamtbewaldung, herrscht fast absolut in Polen wi: überhaupt im westlichen Rußland, im südlichen Skandinavien und bildet große Wälder im nördlichen Frankreich, in vielen Teilen von Österreich. Seit 100 Jahren hat sie im mittlern Europa viele früher mit Laubholz bestandene Flächen eingenommen. Unvernünftige Streunutzung, starke Lichtung der Bestände, übertriebene Weide, regellose Wirtschaft überhaupt haben an vielen Orten zu einer Bodenerschöpfung geführt, welche die Nachzucht der Laubhölzer unmöglich machte und zum Anbau der genügsamen K. zwang. Dabei empfiehlt sich diese überaus wertvolle Holzart durch raschen Wuchs, hohe Nutzholzausbeute und bedeutenden technischen Gebrauchswert; sie wächst noch auf Blößen, die durch langes Bloßliegen tiefster Bodenverwilderung verfallen sind, auf Moorboden und auf Sandböden, die jeder andern Baumkultur spotten. Dabei gestattet die K. die einfachsten Formen des Schlagbetriebs, bei denen Fläche an Fläche kahl abgetrieben u. durch Saat oder Pflanzung wieder angebaut wird. Sie erträgt hohe Wärme- und Kältegrade, ist aber neben der Lärche eine der lichtbedürftigsten Holzarten. (Vgl. Weise, Ertragstafeln für die K., Berl. 1880; Schwappach, Wachstum und Ertrag normaler Kiefernbestände in der Norddeutschen Tiefebene, das. 1889.) Keine andre Nadelholzart unterliegt den Angriffen so zahlreicher Feinde wie die K., am wichtigsten sind Kiefernspinner, Nonne, Kieferneule, Kiefernspanner, großer und kleiner Kiefernrüsselkäfer, viele Borken- und Bastkäfer, besonders der Waldgärtner, der kleine Kiefernmarkkäfer u. a., auch Kiefernblattwespe, Maikäfer und Maulwurfsgrille (s. Tafel »Forstinsekten I u. II«). In der Jugend leidet die K. oft an der Schütte (s. Lophodermium), außerdem kommen in Betracht der Kiefernblasenrost, der Kieferndrehrost, der Erdkrebs, die Rotfäule, Rindenschäle und die Kienkrankheit. Im Naturwald kommt die K. nur auf ganz armem Boden rein vor; überall auf den bessern und mittlern Bodenarten sind die Bestände mit Eichen, Buchen, Birken durchsprengt. In freier Kronenentfaltung streben die herrschenden Stämme empor, und es bildet sich eine reiche Bestrahlungsfläche; Blatt- und Wurzelvermögen entwickeln sich aufs höchste, und widerstandsfähige Gesundheit der Baumentwickelung ist die Folge davon. Dagegen gedeiht in dem auf Kahlflächen angebauten Kunstwald nur die K., die Mischhölzer schwinden. Mit eingepreßten Kronen strebt Stamm neben Stamm gleichberechtigt empor. Blatt- und Wurzelbildung werden auf ein Minimum zurückgedrängt; die Bestände verfallen krankhafter Disposition. Man begründet deshalb überall, wo es möglich ist, statt reiner Kiefernbestände gemischte Bestände. Die gemeine K. trägt auf armem Boden oft schon mit 12–15 Jahren Samen. Ihre normale Samenerzeugung beginnt erst mit dem 40jährigen Alter. Aus 1 hl Zapfen, das etwa 55 kg wiegt, gewinnt man ungefähr 1 kg reinen Kornsamen. Zur Pflanzenerziehung rigolt man den Boden und sät pro Ar 11/2-2 kg reinen Kornsamen in Rillen. Die Pflanzen werden zumeist einjährig, höchstens zweijährig in die Bestände gepflanzt. Sie ertragen nur wenige Jahre eine mäßige Beschattung und müssen dann, sollen sie nicht kümmern, frei gestellt werden. Mit Ballen verpflanzt man die jungen Kiefern auch wohl noch vier- bis fünfjährig. Will man einen Kiefernbestand durch Samenschlag verjüngen, so genügen 30–35 Samenbäume pro Hektar dem Zweck vollkommen.[883] Schon im zweiten und dritten Jahre nach erfolgter Besamung werden die Mutterbäume abgetrieben. – Das Holz der K. ist weich, grob, etwas glänzend, läßt sich leicht und schön spalten und ist, besonders altes, kerniges, harzreiches, sowohl im Trocknen als im Feuchten von großer Dauerhaftigkeit; es dient sehr allgemein als Nutz- und Brennholz. Namentlich liefert es auch starke Schiffsmasten (Riga. Hauptsmoor bei Bamberg). Die K. liefert auch Harz, Terpentin, Terpentinöl, Teer, Pech, Kienruß; die Rinde enthält Gerbsäure und dient zum Gerben; aus den Nadeln gewinnt man Waldwolle und das schwedische Fichtennadelöl (s. d.); aus den langen Wurzeln werden Körbe geflochten; die jungen Triebe wurden früher als Blutreinigungsmittel benutzt, in England und Kanada dienen sie bei der Bereitung des Sprossenbieres. Vgl. Eckstein, Die K. und ihre tierischen Schädlinge (Berl. 1893, Bd. 1: Die Nadeln).

Die Knieholzkiefer (Krummholzkiefer, Zwerg-, Sumpf-, Legkiefer, Latsche, Pinus montana Mill. P. Mughus Scop. P. Pumilio Hänke, Tafel II, Fig. 7–9), ein Strauch mit liegendem, knieförmig aufsteigendem, aber auch aufrechtem Stamme mit pyramidaler, im Alter nicht gewölbter Krone, mit schwarzgrauer, in dicken Blättern sich lösender Rinde, kurzen, gepaart stehenden Nadeln, aufrecht stehenden weiblichen Blütenzäpfchen und eiförmigen Zapfen, gehört dem Gebirge des südlichen und mittlern Europa an, kommt aber auch in der Ebene vor und zeigt so verschiedene Formen, daß von vielen Botanikern mehrere Arten aufgestellt worden sind, während sie von andern nur als Form von P. silvestris betrachtet wird. Jede rauhe Hochlage bis in die Pyrenäen hat ihre Knieholzform, und diese Formen sind oft auf kleine Gebiete beschränkt. Das Knieholz ist bis jetzt selten Gegenstand forstlicher Benutzung und Kultur, bedeckt jedoch in den Alpen bei 1400–2000 m Höhe noch weite Flächen und bildet dort einen energischen Schutz gegen Lawinen und Erdfälle. Man bereitet daraus das Krummholzöl (s. Fichtennadelöl), das als Volksheilmittel benutzt wird. Das Holz ist sehr dicht und sein, mit sehr schmalen Jahresringen und lebhaft braunrotem Kern und dient zu Drechslerarbeiten und Schnitzereien. Die Schwarzkiefer (Korsische K., P. Laricio Poir., P. maritima Ait. Tafel II, Fig. 10–12), ein sehr schöner, 30–35 m hoher Baum mit grauschwarzem Stamm, in Stücken sich lösender Rinde, sehr rauhen Ästen, pyramidenförmiger, im Alter gewölbter Krone, langen, kräftigen, blaugrünen, stachelspitzigen Nadeln, fast so lang wie bei der Pinie, und länglich-eiförmigen, fast sitzenden, bis 8 cm langen Zapfen mit braunem, glänzendem, rauten- und pyramidenförmigem Nabel und breit geflügelten Samen, findet sich von Südspanien bis Kleinasien und vom Wienerwald bis Sizilien, am meisten in Spanien, auf Korsika, in den Apenninen und in Bithynien. Sie wird in Frankreich behufs der Harznutzung kultiviert. Eine interessante Abart ist die österreichische K. (P. Laricio austriaca Höss., P. nigricans Host.), mit breiter Krone, sehr dunkeln, steifen, stechenden Nadeln in fast schwarzen Scheiden, großen, hellen, konischen Zapfen und schwarzer Rinde. Diese Abart wächst in den Österreichischen Alpen, bildet hier sehr große Bestände und gewährt eine einträgliche Harznutzung. Bei Kulturversuchen in Nordfrankreich und Deutschland hat sie den gehegten Erwartungen nicht entsprochen, doch ist sie für die Landschaftsgärtnerei sehr wertvoll. Die Meerstrandskiefer (Seekiefer, Igelföhre, K. von Bordeaux, Sternkiefer, P. Pinaster Sol., P. maritima Poir., P. Laricio Sav., s. Tafel »Mittelmeerflora«, Fig. 1), ein hoher Baum mit pyramidaler, sich wenig abwölbender Krone, grauschwarzem Stamm, schon früh rauher und gefurchter, im Alter tiefrissiger, dunkelbrauner Rinde, paarweise stehenden, 13–18 cm langen, ziemlich dicken, kurz stachelspitzigen, oft gedrehten, lebhaft grünen Nadeln, meist zu drei stehenden, bis 18 cm langen, sehr kurzgestielten Zapfen mit pyramidenförmigem, mattgrauem Nabel, findet sich im Gebirge (vorzüglich der Küstengebiete) Südeuropas und Algeriens, namentlich im Westen, wo sie ausgedehnte Wälder bildet. In Westfrankreich wird sie besonders auf dürrem Heideboden zur Gewinnung von Terpentin angebaut; in Deutschland gedeiht sie nur am Rhein. Die Aleppokiefer (P. halepensis Hill., s. Tafel »Gerbmaterialien etc.«, Fig. 11). Die harzige, rote K. (P. resinosa Sol.). ein 20–30 m hoher Baum mit hell graugelber Rinde, pyramidaler Krone, an den Spitzen der Zweige büschelständigen, steif abstehenden Nadeln und zwei bis drei quirlständigen, 4–5 cm langen, eirund kegelförmig stumpfen Zapfen, bildet in Kanada und Neuschottland große Wälder und liefert ein sehr festes, harzreiches, besonders zum Schiffbau geschätztes Holz (red pine); die harzreichen Wurzeln dienen als Fackeln. Japanische Rotkiefer (P. densiflora Sieb. et Zucc.). unsrer K. ähnlich, bildet in ganz Japan auf unfruchtbarem Boden Wälder, liefert sehr wertvolles Holz und wird auch als Zierbaum, namentlich in Zwergform, kultiviert. Japanische Schwarzkiefer (P. Thunbergi Parl.), ein 35 m hoher Baum mit breiter Krone, bildet allein und mit der vorigen in ganz Japan große Wälder, kommt auch in China vor, wird in Japan als heiliger Baum an Tempeln, auch an Straßen und in Gärten angepflanzt, namentlich auch als Zwergbaum, kam 1862 nach Europa und wird bei uns in mehreren Formen kultiviert. In diese Abteilung gehört auch die Pinie (s. d.).

B. Taeda: Zu drei stehende, daher dreikantige Nadeln, nach der Reise nicht abfallende Zapfen und steifer, selbst dornartiger Nabelspitze. Etwa 16 Arten, hauptsächlich in Nordamerika u. Ostindien. Die amerikanische Terpentinkiefer (Weihrauchkiefer, P. Taeda L.), in den südöstlichen Staaten Nordamerikas von Florida bis Nordcarolina große Wälder bildend, wächst auf feuchtem Sand- und Sumpf boden, ein schöner, schlanker, bis 25 m hoher Baum mit schließlich ziemlich tief gefurchter Rinde, dunkel grünen, 16–20 cm langen, lebhaft grünen Nadeln, zu 2–5 stehenden, etwa 10 cm langen, eiförmigen, oft mit Harz bedeckten Zapfen. Sie liefert ein sehr harzreiches, dauerhaftes Nutzholz und Terpentin, ist aber für unser Klima sehr empfindlich. Die Gelbkiefer (P. ponderosa Dougl.), ein 90 m hoher Baum mit gelbem, schwerem, sehr harzreichem Kernholz, die am weitesten verbreitete K. des westlichen Nordamerika, bildet ausgedehnte Waldungen im Felsengebirge und liefert ausgezeichnetes Nutzholz (Yellow pine). Sie wurde 1826 in Europa eingeführt. Die Pechkiefer (P. rigida Mill.), ein Baum mit ausgebreiteter Krone und sehr steifen dunkelgrünen Nadeln, besonders charakterisiert durch die zahlreichen jungen Triebe, die aus dem ältern Holz hervorbrechen, und durch das Vermögen, Stockausschläge zu bilden, wächst von Maine und Vermont bis zum Alleghanygebirge auf trocknem und Sumpfboden, liefert Nutzholz, Terpentin, Pech und Teer. Die Besenkiefer (P. australis Mich.), die von Virginia bis Florida dichte Wälder[884] bildet, liefert Terpentin und Bauholz (Pitch-pine). Von P. Gerardiana Wall., im nordwestlichen Himalaja, in Kunarar, im nördlichen Afghanistan und in Kafiristan, werden die 20–25 mm langen eßbaren Samen (Neoza) zum Wintervorrat gesammelt, auch weithin versandt. Ebenso sind wegen ihrer eßbaren Samen von Bedeutung: P. edulis Engelm. in New Mexico und Arizona, die Steinkiefer (P. osteosperma Engelm.) in Nordmexiko und Arizona, P. monophylla Torr. et Fremont in Kalifornien, Nevada, Arizona, Utah, P. Parryana Engelm. in Südkalifornien u. die Nußkiefer (P. Sabiniana Dougl.) in Kalifornien und Nevada. Letztere hat 20 cm lange Zapfen mit 15 cm Breitendurchmesser und 1–2 kg schwer. Die Samen sind 2 cm lang, schmecken sehr süß, enthalten über 50 Proz. fettes Öl und 28 Proz. eiweißartige Körper. Diese Kiefern, die auch in Europa eingeführt wurden, sind insbes. für den Haushalt der Indianer sehr wichtig.

Zweite Gruppe: Strobus Spach. Apophyse der Fruchtschuppe mit endständigem Gipfel, Nadeln meist zu fünf. Etwa 20 Arten im ganzen Verbreitungsgebiet. A. Cembra: Zapfen aufrecht oder abstehend, Samen ungeflügelt, höchstens mit schmalem Hautrand. Hierher gehört die Arve (s. d.). B. Eustrobus: Zapfen hängend, Samen geflügelt. Die Weymouth- oder Weimutskiefer (P. Strobus L.), ein bis 56 m, bei uns noch über 25 m hoher Baum, in Nordamerika von Kanada bis zu den Alleghanies, mit ziemlich breiter, meist eirunder Krone, lange Zeit glatter, olivenbrauner, erst im Alter schwärzlicher, rissiger, nicht in Stücken sich ablösender Rinde, an der Spitze der Verästelungen ziemlich gedrängt stehenden, 8–10 cm langen, sehr dünnen, aber steifen, in der Jugend blau-, später mattgrünen Nadeln und länglich walzenförmigen, etwas gekrümmten, kaum harzigen, 15–18 cm langen Zapfen mit etwas hellerm Schilde. Die Weimutskiefer wurde 1705 in Europa bekannt und durch Lord Weymouth eifrig empfohlen. Sie liefert ein weiches, leichtes Holz, das sich sehr gut bearbeiten läßt, nicht reißt und schwindet, auch sehr dauerhaft ist. Sie hat indes den Erwartungen bei uns nicht entsprochen und wird jetzt nur noch als Mischholz in Nadel- und Laubholzbeständen sowie auf ganz armem Sandboden zur Bindung und Deckung desselben hier und da angebaut. Ihre Kultur erfolgt leicht durch Saat und Pflanzung, wie bei der gemeinen K. Als Zierbaum ist sie in Parken und Gärten weit verbreitet. Die Lambertskiefer (Zuckerkiefer, P. Lambertiana Dougl.), auf der Nordwestseite Nordamerikas vom Columbiafluß bis Mexiko, mit eirunder Krone, schwach rissiger, graubräunlicher, oben rötlicher Rinde, 8–13 cm langen, ziemlich steifen, dunkelgrünen Nadeln, einzeln stehenden und bis 50 cm langen, dunkelbraunen Zapfen, wird gegen 100 m hoch bei 3–6 m Durchmesser und schließl sich somit den andern Baumriesen Kaliforniens an. Ihr Holz wird wie das der Weimutskiefer benutzt, der Stamm schwitzt die Kaliforniamanna (Pinit) aus, die als Zuckersurrogat und gegen Husten benutzt wird, und die Samen sind genießbar. Bei uns gedeiht sie nur in sehr günstiger Lage und wächst auch dort wie in der Heimat sehr langsam.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 882-885.
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