Kyffhäuser

[900] Kyffhäuser, ziemlich isolierter, mit schönem Laubwald bestandener Bergrücken in Thüringen, zieht sich längs der Grenze des preußischen Kreises Sangerhausen und der Unterherrschaft des Fürstentums Schwarzburg-Rudolstadt hin, nach N. steil zur Goldenen Aue abfallend, nach S. in das nordthüringische Bergland übergehend und durch ein tiefes Tal, das ihn der Länge nach durchzieht, im O. in zwei Teile geschieden. Der nördliche Hauptkamm trägt zwei Ruinen: am westlichen Ende über Kelbra die Rothenburg (386 m), auf dem östlichen Eckpfeiler, über Tilleda, die sagenreiche Burg Kyffhausen (457 m). Die letztere wurde wahrscheinlich im 10. Jahrh. zum Schutz der kaiserlichen Pfalz in Tilleda erbaut, wird zuerst 1115 erwähnt, war öfters Sitz der Hohenstaufen, wurde aber 1178 von den Thüringern und im 16. Jahrh. aufs neue zerstört. Die Ruinen dehnen sich weithin aus. Am bemerkenswertesten ist der viereckige Bergfried der Oberburg (vom Volk »Kaiser Friedrich« genannt), der, noch 22 m hoch, den ganzen Gebirgszug beherrscht. Auch von der Kapelle der östlich gelegenen Unterburg sind noch Trümmer vorhanden. Der Fels, auf dem das alte Kaiserschloß ruht, ist Rotliegendes und grobkörniger Sand; höchster Punkt des ganzen Gebirgszugs ist das Lengefeld (466 m). Unter den vielen Kyffhäusersagen ist die vom Kaiser Friedrich Barbarossa, der, im Innern des Berges schlafend, der Wiederherstellung der Einheit u. Macht Deutschlands harrt, die bekannteste; nach den neuesten Forschungen hat sich aber diese Sage, die schriftlich zuerst (1696) in einem Programm des Frankenhäuser Rektors J. Hoffmann vorkommt, ursprünglich auf Friedrich II. bezogen (vgl. Kaisersagen). Ein erhöhtes Interesse erhielt der K. durch das vom deutschen Kriegerbund 1890 bis 1896 errichtete, weithin sichtbare Denkmal für Kaiser Wilhelm I., nach dem Entwurf des Architekten Bruno Schmitz in Berlin. Der Unterbau besteht aus mehreren Terrassen, von denen die unterste einen Halbkreis bildet und auf Stützmauern von 94 m Durchmesser ruht. Auf der zweiten Terrasse steht an der Rückseite eines viereckigen Hofes in einer Rundbogennische das Standbild Friedrich Barbarossas (von Nikolaus Geiger). Treppen führen auf die mit zinnenartigen Mauern und kleinen Ecktürmen geschmückten Mittelterrassen und weiter zur obersten Terrasse, die von dem 28 m im Durchmesser fassenden Denkmalsunterbau gebildet wird. Aus ihrer Mitte ragt im Quadrat ein massiver turmähnlicher Bau 57 m hoch empor, der sich nach oben verjüngt und über seinem zinnenartigen Gesims von der mit Eichenlaub bekränzten deutschen Kaiserkrone gekrönt wird. Gerade über dem Standbild Barbarossas tritt aus der Mitte des Aufbaues auf halbkreisförmigem Postament, zu dessen Seiten allegorische Gestalten ruhen, das 9,5 m hohe, in Kupfer getriebene Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (von Emil Hundrieser) heraus, hoch über ihm unter dem Gesims der Reichsadler mit dem Hohenzollernschild. Die Gesamthöhe des Denkmals beträgt 90 m. An der Nordseite der untern Terrasse steht ein Gedenkstein des Kyffhäuserverbandes der Vereine der Deutschen Studenten. – Auf der Südseite des Gebirges befindet sich die Falkenburger oder Barbarossahöhle (s. Frankenhausen). Vgl. Richter, Das deutsche Kyffhäusergebirge (Eisleben 1876); Baltzer, Das Kyffhäusergebirge (2. Aufl., Rudolst. 1882); Petry, Vegetationsverhältnisse des Kyffhäusergebirges (Halle 1889); Lemcke, Der deutsche Kaisertraum und der K. (Magdeb. 1887, 4 Tle.) und Führer durch das Kyffhäusergebirge (2. Aufl., Sangerh. 1891); A. Fulda, Die Kyffhäusersage (das. 1889); Anemüller, K. und Rothenburg (2. Aufl., Delm. 1892); Grube-Einwald, Geognostisch-geologische Exkursionen im Kyffhäusergebirge (Frankenh. 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 900.
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