Lawrence [2]

[272] Lawrence (spr. laorens), 1) Sir Thomas, engl. Maler, geb. 4. Mai 1769 in Bristol, gest. 7. Jan. 1830 in London, erhielt in Bath durch W. Hoare einige Anleitung und begann seine Laufbahn, indem er Kreidebildnisse zeichnete. 1785 gewann er einen Preis und machte darauf einige Versuche in der Geschichtsmalerei. Seit 1787 Schüler der Akademie in London, stellte er in demselben Jahre vier weibliche Bildnisse aus, die seinen Ruf begründeten. 1788 konnte er bereits 6 und 1789: 13 Bildnisse, darunter das des Herzogs von York, ausstellen; 1790 folgten die der Königin, der Prinzessin Amélie und 11 andre. 1791 malte er außer 10 Bildnissen Homer, seine Gedichte vorlesend. 1792 wurde er nach Reynolds' Tod Hofmaler, 1794 Mitglied der Akademie. 1814 ging er nach Paris, und im folgenden Jahre schlug ihn der Prinz-Regent zum Ritter. 1818 porträtierte L. im Auftrag des letztern in Aachen die Kongreßmitglieder und dann in Wien und Italien die regierenden Häupter und andre vornehme Personen. 1820 wurde er zum Präsidenten der Akademie gewählt. 1825 ging er nach Paris, um im Auftrag des Königs von England Karl X. und den Dauphin zu malen. Seine Leiche wurde mit großen Feierlichkeiten in der Paulskirche beigesetzt. L. malte elegant, aber weichlich; seine Zeichnung hat etwas Schwächliches, sein Kolorit ist unwahr und seine Charakteristik oberflächlich; auch fehlt seinen Darstellungen die Mannigfaltigkeit. Seine wenigen Geschichtsbilder sind unbedeutend. Gleichwohl war er der gefeiertste Modemaler seiner Zeit, der dem empfindsamen Geschmack der Londoner Gesellschaft entgegenkam. Trotz kolossaler Einnahmen brachte er es zu keinem großen Vermögen, da er ein leidenschaftlicher Sammler von Gemälden und Zeichnungen war. Seine schone Gemäldesammlung kam in den Besitz der Nationalgalerie. Seine Werke sind oft gestochen worden. Vgl Williams, Life and correspondence of Sir Th. L. (Lond. 1831); Lord Gower, Romney and L. (das. 1892, Prachtwerk).

2) Sir Henry Montgomery, engl. General, geb. 28. Juni 1806 auf Ceylon, gest. 4. Juli 1857, trat 1822 in die bengalische Artillerie, zeichnete sich 1843 im afghanischen Feldzug und 1846 in den Kämpfen gegen die Sikh aus und ward 1849 Chef der Verwaltungskommission für das Pandschab. 1852 politischer Agent für Radschputana, ward er bald darauf zum Obersten und Adjutanten der Königin ernannt, erhielt im März 1857 die Verwaltung von Audh und starb während seiner tapfern Verteidigung von Lakhnau an den Folgen einer Wunde als Brigadegeneral. Er schrieb: »Adventures of an officer in the Punjaub« (1845, 2 Bde.), »Essays, military and political, written in India« (1859) u.a. Vgl. Edwardes und Merivale, Life of Sir Henry L. (3. Aufl., Lond. 1873); Innes, Sir Henry L., the pacificator (das. 1898).

3) Lord John Laird Mair, brit. Staatsmann, Bruder des vorigen, geb. 4. März 1811 zu Richmond in Yorkshire, gest. 26. Juni 1879, trat 1829 in die Dienste der Ostindischen Kompanie, ward 1831 Assistent des Oberkommissars in Dehli, 1849 Mitglied der Regierungskommission für das Pandschab und 1853 Oberkommissar daselbst, wo er in kurzer Zeit eine geregelte Verwaltung durchführte. Während des indischen Aufstandes von 1857 erhielt er nicht nur das Pandschab in Ruhe, sondern konnte auch den größten Teil der Besatzungstruppen nach Dehli entsenden und erwarb sich hierdurch um die Unterdrückung der Revolution die größten Verdienste. Er wurde dafür 1858 zum Baronet und bei der Reorganisation der ostindischen Regierung zum Vizepräsidenten des indischen Rates ernannt. Am 1. Dez. 1863 folgte er Lord Elgin als Vizekönig von Ostindien, doch entsprach seine Verwaltung nicht den gehegten Erwartungen; namentlich seine Maßregeln bei der Hungersnot 1866 wurden als ungenügend betrachtet. 1869 legte er sein Amt nieder, kehrte nach England zurück und wurde als Baron L. vom Pandschab zum Peer ernannt. Vgl. R. Bosworth Smith, Life of Lord L. (6. Aufl., Lond. 1885, 2 Bde.); Clair, A viceroy of India (das. 1887); kürzere Biographien von Sir N. Temple (1889) und Aitchison (1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 272.
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