Lezay-Marnésia

[498] Lezay-Marnésia (spr. lösä-), Adrian, Graf von, franz. Staatsmann, geb. 10. Aug. 1769 zu St.-Julien in der Franche-Comté, gest. 9. Okt. 1814 in Straßburg, machte Reisen in Deutschland (in Göttingen Aufenthalt bei Bürger) und England und kehrte erst 1794 nach Robespierres Sturz nach Frankreich zurück. Seine Angriffe gegen die Republik, dann gegen die Herrschaft des Direktoriums führten wiederholt seine Ächtung herbei, so 1797 wegen seiner Schrift »Des causes de la révolution et de ses résultats«. Erst unter der Regierung des Ersten Konsuls versöhnte er sich mit der neuen Ordnung der Dinge um so leichter, als er durch seine Schwester, die Gattin Claudes de Beauharnais, mit dem ersten Gatten Josephinens verwandt war. Er wurde 1802 nach Salzburg gesandt und sollte 1806 nach dem Waadt gehen, um dies Land für die Vereinigung mit Frankreich vorzubereiten. 1806 wurde er zum Präfekten des Rhein-Mosel-Departements, 1810 des Departements Niederrhein (Bas-Rhin) ernannt und erwarb sich besonders um Straßburg Verdienste. Unter Ludwig XVIII. behielt er sein Amt, starb aber bald an den Folgen eines Sturzes aus dem Wagen (5. Okt. 1814 bei Hagenau). In Straßburg wurde ihm eine Statue errichtet. Unter seinen zahlreichen politischen Schriften sind bemerkenswert: »Les ruines« (gegen die Schreckensherrschaft; 4 Auflagen in dem einen Jahre 1794); »Qu'est-ce que la Constitution de 1793 k« (Par. 1795), eine Schrift, die konfisziert wurde, aber unter anderm TitelConsidérations sur les Etats de Massachusetts et de Pennsylvanie«) 1795 nochmals erschien; »De la faiblesse du gouvernement qui commence et de la nécessité de se rallier à la majorité nationale« (das. 1796); »De la constitution de 1795« (das. 1795); »Lettres à un Suisse sur la nouvelle constitution helvétique« (Neuchâtel 1797). Auch übersetzte er Schillers »Don Karlos« (1799 erschienen). Vgl. Spach, Œuvres choisies, Bd. 1 (Straßb. 1866).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 498.
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