[745] Loew, 1) Hermann, Schulmann und Entomolog, geb. 19. Juli 1807 in Weißenfels, gest. 21. April 1879 in Halle, studierte in Halle, wurde Lehrer in Berlin, dann in Posen und gab in den »Horae anatomicae« (Pos. 1841) wertvolle Beiträge zur Anatomie der Insekten und besonders ihrer Fortpflanzungswerkzeuge. 1841 und 1842 machte er mit Kiepert und Schönborn eine Reise nach dem Orient, und 1850 wurde er Direktor der Realschule in Meseritz. Seit 1868 lebte er in Guben. Er benutzte das Flügelgeäder der Zweiflügler als systematisches Merkmal, bearbeitete auch die amerikanischen Zweiflügler und lieferte wichtige Untersuchungen über Gallmücken und Bernsteininsekten.
2) Oskar, Chemiker, geb. 2. April 1844 zu Markt-Redwitz in Bayern, studierte seit 1863 in München und Leipzig, wurde 1867 Assistent am College of the city of New York, 1872 Mitglied der Geographical Survey West of the 100. Meridian in Washington und nahm an vier Expeditionen unter Leutnant Wheeler nach dem Südwesten der Vereinigten Staaten teil. 1877 wurde er Adjunkt am Pflanzenphysiologischen Institut in München, 1886 habilitierte er sich als Privatdozent in München und 1893 ging er als Professor der Agrikulturchemie an die Universität Tokio. 1898 wurde er Expert für chemische Pflanzenphysiologie am Department of agriculture in Washington, 1900 wieder Professor der Agrikulturchemie in Tokio. L. arbeitete mit Th. Bokorny über das Protoplasma und glaubte die eigentümlichen Eigenschaften des Protoplasmas durch die Annahme von Aldehydgruppen im Eiweiß erklären zu können. Lebende Pflanzen scheiden aus äußerst verdünnten alkalischen Silberlösungen metallisches Silber aus, tote Pflanzen nicht. Seine Theorie glaubte er zur Erforschung der vitalen Eigenschaften im allgemeinen benutzen zu können. Fernere Arbeiten betreffen die Chemie der Zelle, die Fettbildung bei niedern Pilzen, katalytische Wirkungen, das Verhalten der Chinasäure zu den Spaltpilzen, die Zusammensetzung der Hefezellen, die Theorie der Giftwirkung, die Selbstreinigung der Flüsse etc. Mit Emmerich und Tsuboi untersuchte er auch die Wirkung des Blutserums auf Bakterien. Er schrieb: »Die chemische Ursache des Lebens« (Münch. 1881) und »Die chemische Kraftquelle im lebenden Protoplasma« (das. 1882), beides mit Bokorny; »Ein natürliches System der Giftwirkungen« (das. 1893); »The energy of living protoplasma« (Lond. 1896); »Die chemische Energie der lebenden Zellen« (Münch. 1899).
Meyers-1905: Loew [1]