Lourenço Marquez

[742] Lourenço Marquez (spr. loréngßŭ markēs, Lorenzo Marques), einer der fünf staatlichen Distrikte des portugies. »Freien Staates von Ostafrika«, seit 1891 Name der frühern Kolonie Mosambik, deren Name aber seit 1895 wieder in Gebrauch ist, grenzt im S. an Natal (Tongaland), im W. an die Transvaal-Kolonie (nebst Swasiland) und Süd-Rhodesia, im N. an den Distrikt Inhambane und im O. an den Indischen Ozean. Es wird vom Limpopo und Sambesi durchflossen und hat 39,000 qkm mit 80,000 Einw. An der Delagoabai liegt der gleichnamige Hauptort, Ausgangspunkt der Delagoa-Eisenbahn nach Pretoria (Transvaal), Sitz des Generalgouverneurs für Portugiesisch-Ostafrika und eines deutschen Konsuls, unansehnlicher, aber seit der Eisenbahneröffnung und Austrocknung der Sümpfe in nächster Umgebung der Stadt aufblühender Ort mit einigen stattlichen Gebäuden (Schatz- und Zollamt, Etablissement der Ostafrikanischen Telegraphenkompanie), hat (1900) 6300 Einw. (3319 Weiße, 1229 Asiaten, 1752 Eingeborne). Die Kaffern, nachts in der Stadt nicht geduldet, wohnen auf einem nahen, niedrigen Höhenzug, der Berea. Der Hafen steht außer durch englische, französische und portugiesische Dampfer durch die deutsche Ostafrika-Linie mit den Häfen Deutsch-Ostafrikas sowie mit Sansibar, Madagaskar, Mosambik, Beira und Natal in Verbindung. 1903 betrug die Einfuhr 5,480,569 (Baumwoll- und Eisenwaren, Sprit, Bier und Wein), die Ausfuhr 2,022,993 (Gummi, verschiedene Erze, Wachs und Elfenbein), die Durchfuhr 15,793,541 Milreis, der Schiffsverkehr über 500 Fahrzeuge von über 1,4 Mill. Ton. Die Stadt (1545 gegründet) wurde nach ihrem Gründer benannt (vgl. Delagoabai). Die Anlage einer Eisenbahn nach Transvaal, bereits 1875 von Portugal und Transvaal geplant, gelang zunächst nicht; erst 1887 begann eine englische Gesellschaft den Bau der Bahn und vollendete bis 1890 die Strecke bis Komati (75 km), der die Strecke Komati-Pretoria (450 km) Ende 1894 folgte. Telegraphisch ist L. mit dem Transvaalsystem verbunden. Am Geldverkehr daselbst ist auch englisches Gold und Silber beteiligt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 742.
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