Májkow

[141] Májkow, 1) Apollon Nikolajewitsch, einer der größten neuern russ. Dichter, geb. 4. Juni (23. Mai) 1821 in der Nähe von Moskau als der Sohn eines bekannten Malers, gest. 20. (8.) März 1897 in Petersburg, studierte 1837–41 in Petersburg die Rechte, beschäftigte sich aber ebensosehr mit Poesie und Malerei und bereiste 1842–43 das Ausland, besonders Italien. Diese Reise war für seine ganze künstlerische Entwickelung entscheidend. Die alten Meister und die Antike, die er nun kennen lernte, erweiterten den Horizont seiner Kunstanschauungen, und er wurde ein begeisterter Verehrer des Hellenismus sowie der italienischen Malerei. Nach Petersburg zurückgekehrt, trat er in den Staatsdienst, wurde bald darauf Bibliothekar am Rumjanzowschen Museum und erhielt alsdann eine Anstellung bei der sogen. ausländischen Zensur. M. gehört zu den wenigen Dichtern Rußlands, die einer idealern Richtung huldigen, und zeichnet sich insbes. durch große Formvollendung aus. Bereits 1841 war eine erste Sammlung kleiner Gedichte von ihm erschienen; ihr folgten »Zwei Schicksale« (1845), »Römische Skizzen« (1847), »Alcibiades«, »Anakreon« etc. Sein Hauptwerk ist das dramatische Gedicht »Zwei Welten« (vollständig erschienen erst 1872), das das Zusammenstoßen der heidnischen und christlichen Welt zur Zeit des Unterganges Roms schildert, mit dem Prolog »Drei Tode« (geschrieben 1841–52, gedruckt 1857). Als Epiker bewährte er sich in den Dichtungen: »Savonarola«, »Der Dom von Clermont«, »Die Beichte der Königin« und »Die Fürstin«, dem originellsten Werk Majkows. Auch eine große Anzahl von Heines Gedichten hat er ins Russische übertragen. Die neueste Ausgabe seiner Werke erschien in Petersburg 1901 in 4 Bänden.

2) Leonid Nikolajewitsch, russ. Literarhistoriker, Bruder des vorigen, geb. 1839 in St. Petersburg, gest. daselbst 20. April 1900, studierte daselbst 1856–60 und wurde 1883 zum Direktorgehilfen an der kaiserlichen Bibliothek und zugleich zum Redakteur des »Journals des Ministeriums für Volksaufklärung« ernannt. Seit 1889 war er Mitglied der Petersburger Akademie der Wissenschaften, ihr Vizepräsident seit 1893; nach Bytschkows Tod wurde er 1899 auch Präsident der Archäographischen Kommission. Eine seiner Hauptarbeiten sind die »Skizzen aus der Geschichte der russischen Literatur des 17. und 18. Jahrhunderts«. Mit Kunik zusammen gab er das Leben Nepljujews heraus, eines gelehrten Zeitgenossen der Kaiserin Katharina. Aus dem Gediele der Geschichte und Ethnographie erschienen von ihm 1876: »Historische Untersuchungen«, namentlich auch Aufsätze zur Geschichte Katharinas II. und Pauls I., meist im »Journal des Ministeriums für Volksaufklärung«. 1872–86 war er Präsident der ethnographischen Abteilung der russischen Geographischen Gesellschaft und redigierte 5 Bände der »Denkschriften« derselben. Besonders beschäftigte er sich mit der Ethnographie Sibiriens und gab 1884 Nowickis Arbeit über den Volksstamm der Ostjaken (aus dem Jahr 1715) neu heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 141.
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