Möllendorf,

[39] Möllendorf, Wichard Joachim Heinrich, Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 7. Jan. 1724 zu Lindenberg in der Priegnitz, gest. 28. Jan. 1816 in Havelberg, kam 1740 als Page an den Hof Friedrichs II., begleitete den König im ersten Schlesischen Krieg, machte als Fähnrich beim 1. Gardebataillon den zweiten Schlesischen Krieg mit, ward 1746 wegen seiner in der Schlacht bei Soor bewiesenen Tapferkeit sofort Hauptmann und Flügeladjutant des Königs und wohnte im Siebenjährigen. Krieg 1757. den Schlachten bei Prag, Kolin, Roßbach und Leuthen bei, wo er den Kirchhof erstürmte, den Orden pour Ie mérite erhielt und zum Major ernannt wurde. Auch bei Hochkirch und Torgau zeichnete er sichaus, fiel aber in der letztern Schlacht 1760 in österreichische[39] Gefangenschaft und ward erst 1761 ausgewechselt. Darauf zum Obersten ernannt, erwarb er sich durch die Erstürmung der Höhe von Burkersdorf 16. Aug. 1762 Generalsrang. Im Bayrischen Erbfolgekrieg kommandierte M. eine Abteilung der Armee des Prinzen Heinrich in Sachsen und Böhmen und führte den Überfall bei Brüx aus, wofür er den Schwarzen Adlerorden erhielt. 1783 Gouverneur von Berlin geworden, befehligte er die Truppen, die 1793 die zweite Teilung Polens vollenden sollten, wurde dann Feldmarschall und Gouverneur im südlichen Teile der preußischen Lande und erhielt 1794 den Oberbefehl über die preußische Armee am Rhein. Er erfocht die Siege von Kaiserslautern, 23. Mai und 20. Sept., riet aber dann selbst zum Baseler Frieden. Als Preußen 1806 wieder zu den Waffen griff, riet er vom Krieg ab, trat aber doch wieder in aktiven Dienst, ward bei Auerstedt verwundet und fiel in Erfurt in französische Gefangenschaft. Nachdem die Franzosen Preußens Hauptstadt besetzt hatten, erteilte ihm Napoleon I. die Freiheit sowie das Kreuz der Ehrenlegion und garantierte ihm seinen Gehalt. Später zog sich M. nach Havelberg zurück. Er war ein Feldherr und Staatsmann der Friderizianischen Schule, dabei menschenfreundlich und mild, aber ohne höhere strategische Gaben und tiefere politische Einsicht. Da er unvermählt war, ging sein Name auf Seitenerben, die Familie Wilamowitz-Möllendorf (s. d.), über.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 39-40.
Lizenz:
Faksimiles:
39 | 40
Kategorien: