Manning [2]

[237] Manning (spr. männ-), 1) Henry Edward, Kardinal und Erzbischof von Westminster, geb. 15. Juli 1808 zu Totteridge in Hertfordshire, gest. 14. Jan. 1892, Sohn eines protestantischen Kaufmanns, wurde 1830 Geistlicher in der Hochkirche, schloß sich seit 1840 der puseyitischen Bewegung an, trat zur römischen Kirche über und wurde 1851 zum Priester geweiht. Seinem ausgesprochenen hierarchischen Talent eröffnete sich jetzt eine glänzende Laufbahn: er wurde [237] Doktor der Theologie, apostolischer Protonotar, päpstlicher Hausprälat, nach dem Tode des Kardinals Wiseman 1865 katholischer Erzbischof von Westminster und Primas von England, dann 1875 Kardinal, nachdem er sich auf dem vatikanischen Konzil als unbedingter Anhänger der Politik des Papstes bewährt hatte. Er schrieb, abgesehen von seinen Jugendarbeiten aus der protestantischen Zeit und einer großen Zahl in Zeitschriften verstreuter Aufsätze, unter anderm: »Lectures on the grounds of faith« (1856); »On the temporal power of the pope« (1866); »The Vatican decrees« (1875; gegen Gladstone); »True story of the Vatican Council« (1877; deutsch, Berl. 1879); »Miscellanies« (1877, 2 Bde.); »The independence of the Holy See« (2. Aufl. 1887). Seine »Sermons on ecclesiastical subjects« erschienen gesammelt in 3 Bänden (1863–73); Auszüge aus seinen Werken (»Characteristics«) gab Lilly heraus (1885). Vgl. Hutton, Cardinal M. (Lond. 1892 u. ö.); Bellesheim, Henry Edw. M. (Mainz 1892); Pressensé, Le cardinal M. (Par. 1896); Roamer, Cardinal M. as represented in his own letters and notes (Lond. 1896); Purcell, Life of cardinal M. (das. 1896); Bryce, Studies in contemporary biography (das. 1903); de Marolles, Le cardinal M. (Par. 1905).

2) Sir William Henry, brit. General, geb. 19. Juli 1863, trat 1886 ins Heer, wurde seit 1888 in Indien verwandt, wo er 1891 die Barma-, Samana- und Hazara-Expeditionen mitmachte, und avancierte 1893–98 zum Major und Oberstleutnant in Zentralafrika. 1897–98 und 1900–01 war er Kommissar für Britisch-Zentralafrika, bis er 1902 das Kommando über die (verunglückte) Somalland-Expedition gegen den »tollen Mullah« (s. Mohammed ben-Abdullah) erhielt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 237-238.
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