New Hampshire

[593] New Hampshire (spr. njū hämpschĭr, abgekürzt N. H.), einer der nordöstlichsten (Neuengland-) Staaten der Nordamerikanischen Union (s. Karte »Vereinigte Staaten«), zwischen 42°40´-45°18´ nördl. Br. und 70°40´-72°35´ westl. L., umgrenzt von der kanadischen Provinz Quebec (im Norden), den Unionsstaaten Maine (im O.), Massachusetts (im S.) und Vermont (im W.) und im SO. auf 28 km langer Strecke den Atlantischen Ozean berührend, hat 24,100 qkm Fläche. Die flache, sandige Küste, der ausgedehnte Fischerbänke und die Isles of Shoals vorgelagert sind, ist von mehreren Buchten zerschnitten, nur das inselerfüllte Ästuarium des Piscataqua River (mit dem vereinsstaatlichen Kriegshafen Portsmouth) bietet großen Schiffen Zugang. Das Innere ist in der Südosthälfte stark welliges Hügelland, das nicht über 300 m aufsteigt, in der Nordwesthälfte durch die malerisch schönen White Mountains (im Mount Washington 1917 m), den Ossipee-Bergstock (900 m), den Stock des Monadnock (971 m) wirkliches Gebirgsland. Gneis, Granit, Glimmerschiefer, Quarzit sind die vorherrschenden Gesteine, an der Oberfläche sind aber fast überall die Ablagerungen und Wirkungen der Eiszeit sichtbar. Fruchtbaren Boden bieten nur die Talgegenden, besonders entlang dem Connecticut, dem größten Flusse, der die westliche Grenze bildet. Der Merrimack fließt südlich durch die Mitte des Staates nach Massachusetts, der Piscataqua mündet unmittelbar in den Atlantischen Ozean. Zur Schiffahrt sind diese Flüsse wegen ihrer vielen Wasserfälle und Stromschnellen untauglich, sie liefern aber wertvolle Triebkraft für die Industrie. Unter den zahlreichen Seen sind der Winnepesaukee (152 m ü. M.), der Squam und der Sunapee die größten und schönsten. Das Klima ist streng; schon im November frieren die Flüsse zu, und der Schnee bleibt im Norden oft bis zum Mai liegen. Die Jahrestemperatur von Concord ist 7,7° (Juli 21°, Januar -6,1°, Extreme 39° und -30°); jährlich fallen 1170 mm Regen. Wald bedeckt etwa 58 Proz. der Fläche und setzt sich vorzugsweise aus Fichten, Tannen und Weimutskiefern, im S. außerdem auch aus Eichen, Ahorn, Birken und andern Laubhölzern zusammen. Daneben ist viel Weideland vorhanden. In den Gebirgen fehlt es nicht an schwarzen Bären, Wölfen, Füchsen, Hirschen und anderm Jagdwild. Zur Landwirtschaft wurden 1900 von den vorhandenen 29,324 Farmen 1,44 Mill. Hektar benutzt, davon aber nur 430,000 Hektar kultiviert (improved) und bloß 17,000 Hektar mit Getreide, 7800 Hektar mit Kartoffeln, 246,000 Hektar mit Futterkräutern bebaut. Mais wurden 1900 von 10,300 Hektar 1,080,720 Bushels geerntet, Hafer von 5400 Hektar 497,110 Bushels, Kartoffeln 2,420,668 Bushels. Die ansehnliche Äpfelkultur erzielte 1900 von 2,034,398 Bäumen 1,978,797 Bushels. Der Viehbestand setzte sich 1900 aus 231,871 Rindern, 77,233 Pferden, 105,702 Schafen und 56,970 Schweinen zusammen. Die Forstproduktion ergab 1900: 9,218,310 Doll. An Mineralschätzen ist N. nicht reich. Bedeutend sind nur die Granitbrüche, besonders bei Concord, die 1902 für 1,147,097 Doll. Bau- und Ornamentiersteine lieferten. Sonst findet man schönes Marienglas, Ton, Wetz- und Schleifsteine, Berylle. Die Fischerei ist unbedeutend. Dagegen steht die Industrie in hoher Blüte, 1900 mit 4671 Betrieben, 70,419 Arbeitern und 118,709,308 Doll. Produktionswert. Davon kommen auf 23 Baumwollfabriken mit 20,454 Arbeitern 22,998,249 Doll., auf 45 Wollfabriken mit 5461 Arbeitern 10,381,056 Doll., auf 67 Schuhfabriken mit 12,007 Arbeitern 23,405,558 Doll., auf 29 Holzstoff- und Papierfabriken mit 2391 Arbeitern 7,244,733 Doll. Wichtig sind auch Maschinenbau, Gerberei, Müllerei und Sägeholzbereitung. Die Amoskeag-Baumwollfabrik in Manchester mit 7300 Angestellten, 320,000 Spindeln, 12,000 Webstühlen, 25,000 Maschinenpferdekräften und 30 Mill. Pfd. Rohstoffverbrauch ist zurzeit die größte der Erde. Der Handel mit dem Ausland ist ohne Bedeutung, die Handelsflotte zählte 1900 nur 53 Seeschiffe von 8167 Ton. Dagegen gibt es 1920 km [593] Eisenbahnen. Die Bevölkerung betrug 1790: 141,899, 1890: 376,530 und 1900: 411,588 Seelen, davon 205,379 männliche, 206,209 weibliche, 88,107 im Auslande (58,967 in Kanada, 13,547 in Irland, 2006 in Deutschland) Geborne, 662 Neger, 112 Chinesen und bloß 22 Indianer. Die öffentlichen Schulen zählten 1903: 2376 Lehrkräfte und 67,250 eingetragene Kinder, die zwei Colleges 98 Dozenten und 896 Studierende, unter letztern das Dartmouth College in Hanover (s. d. 2). Es erscheinen 94 Zeitungen. Ein katholischer Bischof residiert in Manchester, ein anglikanischer in Concord. Die exekutive Gewalt ist einem Gouverneur und einem Rat von fünf Mitgliedern, die gesetzgebende Gewalt einer Legislatur übertragen, welch letztere aus Senat (24 Mitglieder) und Repräsentantenhaus (390 Mitglieder) besteht und alljährlich im Juni in Concord zusammenkommt. In den Kongreß der Union sendet N. 2 Senatoren und 2 Repräsentanten, bei der Präsidentenwahl hat es 4 Stimmen. Das steuerbare Eigentum bewertete sich 1904 auf 220,624,307, die öffentliche Schuld auf 1,538,200 Doll. Der Staat zerfällt in zehn Grafschaften. Hauptstadt ist Concord. – N. wurde zuerst bei Portsmouth 1623 unter Ferdinand Gorges und John Mason besiedelt und gehörte anfangs zu Massachusetts, bis es 1679 durch eine Akte Karls II. und von neuem 1741 zu einer besondern Provinz erhoben ward. 1775 erklärte die Provinzialkonvention die königliche Regierung für aufgehoben, und 1776 konstituierte sich der erste Provinzialkongreß unter dem Namen Repräsentantenhaus. Die gegenwärtige Verfassung datiert von 1792. Vgl. Hitchcock, Geology of N. (Concord 1875–77, 2 Bde.); Mc. Clintock, History of N. (Boston 1889); Sanborn, N., an epitome of popular government (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 593-594.
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