Pražák

[270] Pražák (spr. práschāk), Aloys, Freiherr von, österreich. Minister, geb. 21. Febr. 1820 in Ungarisch-Hradisch in Mähren, gest. 30. Jan. 1901 in Wien, studierte die Rechte, ließ sich 1844 als Advokat in Brünn nieder, wurde 1848 von seiner Vaterstadt in den mährischen Landtag und in den Reichstag gewählt und gehörte in dem letztern zur Partei der slawischen Rechten. Erst 1861 trat er wieder in das politische Leben ein, indem er sich in den mährischen Landtag und (bis 1864) in den Reichsrat wählen ließ; in dem ersten war er Führer der tschechischen Partei. Seit 1874 wieder Abgeordneter im Reichsrat, ward er als Haupt der gemäßigten Tschechen 12. Aug. 1879 zum Minister ohne Portefeuille im Ministerium Taaffe ernannt, übernahm im April 1881 das Justizministerium und wurde in den Freiherrenstand erhoben. Durch seine Sprachenverordnungen (1881 und 1886) förderte er die Bestrebungen der Tschechen, die Gerichte zu tschechisieren und die Deutschen aus denselben zu verdrängen. Im Oktober 1888 des Justizministeriums enthoben, blieb er bis August 1892 sogen. tschechischer »Landsmann-Minister« und wurde dann als lebenslängliches Mitglied ins Herrenhaus berufen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 270.
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