Pradt

[250] Pradt (spr. pradd), Dominique Dufour de, franz. Staatsmann, geb. 23. April 1759 zu Allanches in der Auvergne, gest. 18. März 1837, ward 1789 von der Geistlichkeit der Normandie in die Versammlung der Etats-Généraux gesandt und zeigte sich als Ultraroyalist. Nach Auflösung der Konstituierenden Versammlung begab er sich nach Münster, von wo er in zwei FlugschriftenL'antidote an congrès de Rastadt«, 1798, und »La Prusse et sa neutralité«, 1800) die Revolution bekämpfte. 1800 nach Paris zurückgekehrt, wußte er, begünstigt durch seinen Verwandten Duroc, sich bei dem Ersten Konsul so einzuschmeicheln, daß er zum Almosenier, 1804 zum Bischof von Poitiers, 1808 zum Baron und Erzbischof von Mecheln ernannt wurde. 1811 unterhandelte er im Auftrag des Kaisers mit dem Papst zu Savona; 1812 ward er als Gesandter nach Warschau geschickt, erregte aber hier durch sein zweideutiges Benehmen die Unzufriedenheit der Polen und wurde von Napoleon in seine Diözese verwiesen. Seitdem war er der heftigste Feind des Kaisers. Als die Bourbonen wieder in Paris eingezogen waren, begab sich auch P. dahin und suchte in seinem »Récit historique sur la restauration de la royautéen France« (Par. 1814) nachzuweisen, daß er viel zur Restauration beigetragen habe. Nach der zweiten Restauration gab er sein Anrecht auf das Erzbistum Mecheln für eine Leibrente von 12,000 Frank auf. Als Mitglied der Kammer 1827–28 stand er auf der Seite der Opposition. Nach der Julirevolution zeigte er sich als Anhänger der Dynastie Orléans. Von seinen zahlreichen Schriften sind noch hervorzuheben: »Histoire de l'ambassade dans le grand-duché de Varsovie en 1812« (Par. 1815; deutsch, Wien 1816); »:Du congrès de Vienne« (1815–16, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1816, 2 Bde.); »Mémoires historiques sur la révolution d'Espagne« (1816; deutsch, Karlsr. 1816); »Des colonies et de la révolution actuelle de l'Amérique« (1817, 2 Bde.; deutsch, Hamb. 1818); »Les quatre concordats« (1819–20, 4 Bde.); »Le congrès de Carlsbad« (1819–20, 2 Bde.); »De la Belgique depuis 1789 jusqu'en 1794« (1820).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 250.
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