[462] Purkinje, Johannes Evangelista, Mediziner, geb. 17. Dez. 1787 zu Libochowitz bei Leitmeritz in Böhmen, gest. 28. Juli 1869 in Prag, studierte in Prag zuerst Philosophie, dann Medizin, ward 1819 Assistent der Anatomie und Physiologie daselbst, erregte durch seine Dissertation »Zur Physiologie des Sehens« Goethes Aufmerksamkeit und wurde durch dessen Empfehlung 1823 ordentlicher Professor der Physiologie und Pathologie in Breslau, gründete hier 1839 das erste physiologische Laboratorium, wodurch die Physiologie den Rang einer selbständigen Wissenschaft erhielt, und kehrte 1850 als Professor der Physiologie nach Prag zurück. P. war derBegründer der experimentellen Physiologie und der Schöpfer der mikroskopischen Anatomie in Deutschland. Seine Arbeiten betrafen vornehmlich das Gebiet der subjektiven Empfindung (Aderfigur) und die Morphologie. Er entdeckte das Keimbläschen im Hühnerei, die Ausführungsgänge der Schweißdrüsen auf der Haut, den Bau der Knorpeln, Knochen und Zähne, die embryonale Entwickelung der letztern, die Zusammensetzung der Blutgefäßwände, der Flimmerbewegung bei Wirbeltieren, der Magendrüsen, der Struktur der Nervenfasern mit einem Achsenzylinder, der Nervenzellen im Gehirn etc. Er benutzte zuerst das Mikrotom, den Kanadabalsam für mikroskopische Präparate und mikroskopische Bilder für die Laterna magica. Daneben hatte sich P. seit 1850 unter fortschreitender Entfremdung von Deutschland die Fortbildung und Hebung der tschechischen Nationalität zur Lebensaufgabe gestellt. Er schrieb: »Beobachtungen und Versuche zur Physiologie der Sinne« (Berl. 182395, 2 Bde.); »De cellulis Antherarum fibrosis nec non de granorum pollinarium formis commentatio phytotomica« (Bresl. 1830). Als Frucht seiner slawischen Studien erschien eine gelungene tschechische Übersetzung von Schillers lyrischen Gedichten (Bresl. 1841, 2 Bde.). Auch begründete er 1853 die naturwissenschaftliche Zeitschrift »Ziva«, die er mit Kreijci bis 1864 herausgab.