Religionsgespräche

[33] Religionsgespräche (Colloquia charitativa), Zusammenkünfte auserwählter Theologen verschiedener Religionsparteien, um ihre von einander in Glaubenssachen abweichenden Meinungen zu erklären u. eine gütliche Vereinigung zu erzwecken. Schon früher wurden R. gehalten, z.B. 411 zu Carthago zwischen den katholischen u. donatistischen Bischöfen, ebendaselbst 485 zwischen Katholiken u. Arianern, in Constantinopel 533 bei den Monophysitischen Streitigkeiten etc. Bes. wurden solche R. seit der Reformation im 16. u. 17. Jahrh. gehalten; die bekanntesten sind: a) in Augsburg zwischen Luther u. Cajetan 1518; b) in Altenburg zwischen Luther u. Miltitz 1519; c) in Leipzig 1519 zwischen Luther u. Eck, s. Leipziger Disputation; d) in Marburg 1529 über das Abendmahl zwischen reformirten u. lutherischen Theologen, s.u. Sacramentstreit; e) in Regensburg 1541, veranstaltet vom Kaiser Karl V., zwischen Johann Eck, Johann u. Julius Pflug katholischer, u. Melanchthon, Bucer, Joh. Pistorius protestantischer Seits; betraf Sätze, welche die Stützen der Hierarchie sind, u. war fruchtlos, eben so wie das auf desselben Kaisers Befehl ebendaselbst 1546 gehaltene; f) in Worms 1557; g) in Weimar 1560 zwischen Flacius u. Strigel über die Erbsünde; h) in Poissy, einer Abtei bei St. Germain, im September u. October 1561, von der Regierung berufen, um die Reformation der Französischen Kirche zu betreiben u. die Staatsschulden aus dem Kirchenvermögen verringern zu helfen; die Katholische Kirche schlug die Reformation der Lehre aus, aber der Muth der Hugenotten wurde lebhaft erregt, um durch die folgenden Ereignisse des Restitutionsedicts desto tiefer niedergeschlagen zu werden; i) in Maulbronn 1564 zwischen württembergischen u. pfälzischen Theologen über die Ubiquitätslehre, s.u. Maulbronn; k) in Altenburg vom 20. October 1568 bis 9. März 1569 zwischen den kurfürstlichen Theologen (aus Wittenberg, Leipzig u. Dresden) u. den herzoglich sächsischen (aus Jena, Weimar u. Altenburg), über die Nothwendigkeit der guten Werke zur Seligkeit; l) 1576 in Jever; m) 1576 in Lichtenburg; n) 1583 in Quedlinburg; o) 1586 in Mömpelgard, zwischen Reformirten u. Lutheranern über das Abendmahl, die Person Christi, Bilder, Taufe u. Gnadenwahl; p) 1558 in Herzberg, zwischen kursächsischen u. anhaltischen Theologen wegen des Kryptocalvinismus; q) 1589 in Baden; r) 1590 in Stuttgart; s) 1590 in Emmendingen, zwischen katholischen u. lutherischen Theologen; t) 1601 in Regensburg, von Maximilian von Baiern u. Philipp von Hessen veranstaltet, über einen Leitfaden bei Religionsstreitigkeiten; u) 1615 in Neuburg, zwischen Heilbronn (nach dessen Herausgabe von unkatholischem Papstthum) u. dem Jesuiten Keller; v) 1616 in Prag; w) 1631 in Leizig, s. Leipziger Colloquium; x) (Fraterna collatio), in Thorn 1645, veranstaltet vom König Wladislaw IV. von Polen, zwischen Katholiken (Schönhof), Reformirten (Joh. Berg von Frankfurt a. d. O.) u. Lutheranern (G. Calixtus aus Helmstädt u. Joh. Hilfeman aus Wittenberg); y) 1651 in Rheinfels, auf Befehl des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels, zwischen Haberkorn u. dem Kapuziner Valerianus Magnus, in Folge dessen der Landgraf die katholische, Magnus aber die evangelische Confession annahm; z) 1661 in Kosel, zwischen Reformirten u. Lutheranern u.m.a.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 33.
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