Sokoto

[571] Sokoto (Soccatu, Sakatu), wichtigstes Fulbereich im westlichen Sudân in Afrika (s. die Karten bei Artikel »Guinea« und »Kamerun«), südlich der [571] Sahara, zwischen 13°30'–7°40' nördl. Br. und 4°35'–13°30' östl. L., etwa 300,000 qkm groß, umfaßt die Landschaften Katsena, Kano, Gbari und Saria, während das Verhältnis zu den Reichen Gando und Adamaua sowie von Bautschi, Kororofa (s. d.) u. a. loser ist, gehörte seit 1890 zur Interessensphäre der englischen Nigerkompanie und wurde 1903 (s. Nigeria) von englischen Truppen besetzt. Das im N. ebene Land mit Savannencharakter wird südlich von einzelnen aus Granit bestehenden Ketten durchzogen (Sarandaberg 2100 m), die unbedeutenden Flüsse gehen zum Niger (Sokoto, Kaduna), Tsadsee (Thaba-Komadugu) und Binuë. Pflanzen- und Tierwelt sind die des Sudâns (s. d.); wilde Tiere kommen fast nirgends, dafür große Herden von Rindern mit dem Fettbuckel, Schafen und Ziegen vor. Reis, Bananen, ausgezeichnete Zwiebeln, Baumwolle, Zuckerrohr sind die Hauptkulturen. Haussa bilden die Bevölkerung, doch die Fulbe die herrschende Klasse. Dazwischen wohnen zerstreut Sonrhai, Tuareg, Kanuri, Araber. Reger Gewerbfleiß beschäftigt einen großen Teil der Städtebevölkerung, die sich in zahlreiche Zünfte (Töpfer, Weber, Färber, Schneider, Sattler, Schuhmacher, Maurer, Schmiede) teilt. Die Stadt S., 270 m ü. M., 1810 erbaut, mit gut bebauter Umgegend, wo aber auch Sand- und Kalksteine auftreten, am gleichnamigen Fluß, von einer Mauer umgeben, mit altem Palast, früher Hauptstadt des Reiches und von Karawanen vielbesuchter Platz, zählte 120,000, jetzt nur 8000 Einw., gilt aber noch als heilige Stadt der Fulbe und ist Sitz der Gelehrsamkeit. Jetzige Hauptstadt ist Wurno (15,000 Einw.), andre wichtige Orte sind Kano, Katsena, Saria, Keffi-Abd es Senga, Jakubu (s. diese Artikel). S. wurde zuerst 1824 von Clapperton besucht, danach von Barth, Flegel, Thomson, 1891 von Monteil. Der Sultan räumte 1885 und 1890 gegen eine jährliche Subvention der englischen Nigerkompanie das Monopol des Handels und der Mineralausbeute am Binuë ein. Da sich der Emir von S. der fortschreitenden Besetzung Nigeriens durch die Engländer nicht freiwillig beugte, wurde S. 15. März 1903 durch den Brigadegeneral Kemball genommen. Doch bewilligte England im April 1904 den französischen Stationen im Sindergebiete das Durchzugsrecht auf der Handelsstraße von S. Im Februar 1906 erlitt bei Satirn, 20 km südl. von S., eine britische Abteilung schwere Verluste durch Aufständische, die dann 12. und 14. März niedergemacht wurden. Vgl. P. C. Meyer, Erforschungsgeschichte und Staatenbildungen des Westsudân (Ergänzungsheft 121 zu »Petermanns Mitteilungen«, Gotha 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 571-572.
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