Solms [2]

[261] Solms, ein altes, theils gräfliches, theils fürstliches Geschlecht, welches von den Grafen im Lahngau, aus denen der deutsche König Konrad I. (st. 918) u. das Haus Nassau entsprang, abstammt, in der Wetterau viel Güter erwarb u. seinen erst seit 1129 vorkommenden Namen wahrscheinlich von einem Flüßchen seiner Ländereien entnommen hat. Den Stammsitz Braunfels (s.d.) soll 946 Eitel Crafft erbaut haben. Das Wappen des Geschlechts ist ein blauer Löwe in Gold. Der letzte gemeinschaftliche Stammvater aller noch blühenden Linien war 1) Graf Otto, st 1409, dessen Söhne Bernhard u. Johann die zwei nach ihnen genannten Hauptlinien stifteten: I. Bernhardische Hauptlinie od. S.-Braunfels, gestiftet vom 2) Grafen Bernhard, welcher 1450 starb; sie theilte sich im 16. Jahrh. in drei Speciallinien: A) die Braunfelsische Linie: Stifter derselben war: 3) Graf Johann Albrecht, ging mit Friedrich V. von der Pfalz ins Elend nach dem Haag u. st. hier 1623. 4) Graf Johann Albrecht, Sohn des Vorigen, geb. 1599, wurde am 19. Mai 1644 zum Meester general der Artillerie durch die holländischen Generalstaaten ernannt, war außerdem Oberst eines deutschen Infanterieregiments, Rittmeister im Dienst der Vereinigten Niederlande u. Gouverneur der Festung Maestricht u. st. am 2. Juni 1648. Diese Speciallinie erlosch 1693; ebenso B) die jüngste Hungische 1678, u. nur C) die mittle Greifensteinsche blühte fort. Sie war durch den 1635 als kaiserlicher Generalcommissär in Ungarn verstorbenen Grafen Konrad begründet. Dessen Sohn Graf Wilhelm (st. 1660) hinterließ einen Sohn, Grafen Wilhelm Moritz (st. 1724), welcher von seiner Tante 1684 einen Theil der Grafschaft Krichingen, von seinem Vetter 1693 Braunfels (woher er den Namen S.-Braunfels annahm) u. ebenso einen Theil der Grafschaft Tecklenburg erbte, letzteren Antheil verkaufte er jedoch 1707 an Preußen. Sein Sohn Graf Friedrich Wilhelm wurde 1742 vom Kaiser Karl VII. in den Reichsfürstenstand erhoben; dessen Enkel Fürst Wilhelm (geb. 1759) er hielt 1824 eine Virilstimme im Ersten Stande der Provinzialstände in den preußischen Rheinlanden u. st. 20. März 1837. Die Besitzungen dieser Linie sind: die Ämter Braunfels u. Greifenstein (41 QM.) unter preußischer Oberhoheit, die Ämter Hungen, Gambach u. Wölfersheim unter großherzoglich hessischer u. der Antheil an der standesherrlichen Grafschaft Limburg-Gaildorf unter württembergischer Oberhoheit. Regierender Fürst ist: 5) Fürst Ferdinand, Sohn des Fürsten Wilhelm, geb. 14. Dec. 1797, succedirte 1837 seinem Vater, vermählt seit 1828 mit Fürstin Ottilie von Solms-Laubach, die Ehe ist kinderlos; muthmaßlicher Erbe ist 6) Prinz Bernhard, Bruder des Vorigen, geb. 9. April 1800, königlich hannöverischer Generalmajor à la suite u. Präsident des hannöverischen Staatsraths. 7) Prinz Wilhelm, Cousin des Vorigen u. Sohn des 1814 verstorbenen Prinzen Friedrich Wilhelm von S.-Braunfels u. der Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, verwittweten Prinzessin Louis von Preußen, nachmaligen Königin von Hannover, geb. 30. Dec. 1803, königlich preußischer Generalmajor à la suite der Armee, vermählt seit 1831 mit Marie geb. Gräfin Kinsky; sein ältester Sohn Ferdinand ist 1832 geboren. II. Johannische Hauptlinie; Stifter: 8) Graf Johann, Sohn von S. 1), erhielt nach dem Tode seines Vaters Lich u. Laubach, er heirathete mit Elisabeth Katharina von Kronberg die Stadt Rödelheim in der Wetterau u. st. 1457. 9) Graf Philipp, Enkel des Vor. u. Sohn des 1477 verstorbenen Grafen Kuno, war sächsischer Statthalter im Fürstenthum Koburg, stand bei Karl V. in großer Gunst, belagerte mit ihm Landrecy, erkaufte die Herrschaft Sonnenwalde in der Niederlausitz u. st. 1544; seine Söhne Reinhard u. Otto gründeten die Linien S.-Lich u. S-Laubach. A) S.-Lich, reformirter Confession, Stifter: 10) Graf Reinhard (st. 1562) u. durch dessen Söhne Ernst (st. 1590) u. Hermann Adolf (st. 1601) in die Äste Lich u. Hohensolms getheilt, wurde, als Lich mit des Stifters Ururenkel Hermann Adolf Moritz 1718 wieder ausstarb, zu der Linie S.-Lich u. Hohensolms vereinigt. Aus Hohensolms war: 11) Graf Johann Heinrich Christian, Enkel des Stifters Hermann Adolf u. Sohn des 1636 verstorbenen dänischen Obersten u. spätern schwedischen Kriegsrathspräsidenten, in Wien katholisch geworden, u. da er seine Unterthanen auch dazu nöthigen wollte, wurde er von seinem Vetter Wilhelm Grafen von S.-Greifenstein 1668 erschossen. Die Linie wurde 1792 in den deutschen Reichsfürstenstand erhoben u. hatte Theil an der reichsgräflich wetterauschen Curiatstimme; die Besitzungen derselben sind mediatisirt, Hohen-S. gehört zu Rheinpreußen, die Ämter Lich u. Niederweisel zum Großherzogthum Hessen. Regierender Fürst ist: 12) Fürst Ludwig, Sohn des 1803 verstorbenen Fürsten Ludwig, geb. 24. Jan. 1805, studirte auf dem Gymnasium zu Gotha u. 1822–1825 zu Göttingen u. Heidelberg Staatswissenschaften, folgte 1824 seinem Bruder Karl in der Standschaft, erhielt eine Virilstimme unter den Fürsten auf dem Landtage der preußischen Rheinprovinzen u. trat 1832 als Standesherr in die erste Kammer des Großherzogthums Hessen, wo er regen Theil an den Verhandlungen nahm, u. war 1834 bis 1836 Vicepräsident. 1836 verließ er Darmstadt u. das hessische Ständehaus, um sich nach seinem anderen Vaterlande Preußen zu wenden, wo er[261] zum Marschall des rheinischen Provinziallandtages u. zum Staatsrath, 1847 aber als Mitglied der Herrencurie zum Marschall des Standes der Fürsten, Grafen u. Herren u. als solcher auch zum Marschall des Vereinigten Landtages ernannt wurde; er ist seit 1829 mit Marie Fürstin von Isenburg-Büdingen vermählt u. hat keine Kinder. Er schr.: Über die reformirte Abendmahlslehre; Grundzüge christlicher Dogmatik, Gieß. 1859 u.a. 13) Prinz Ferdinand, Bruder des Vorigen, geb. 28. Juli 1826, ist österreichischer Major u. seit 1855 Wittwer von Karoline geb. Fürstin Collalto, sein ältester Sohn Hermann ist 1838 geboren. B) S.-Laubach, Stifter: 14) Graf Otto, Bruder von S. 10), st. 1522. Die Söhne seines Enkels Johann Georg (st. 1600), nämlich Heinrich Wilhelm (st. 1632) u. Johann Georg II. (st. 1632), theilten die Linie derart, daß die Descendenz des Ersteren die blühende gräfliche Sonnenwaldesche, die des Zweiten die blühende theils gräfliche, theils fürstliche Baruthische Unterlinie begreift. a) Sonnenwaldesche Unterlinie, 1140 in den Grafenstand erhoben u. in Sachsen, der Lausitz, Schlesien u. Posen begütert; zerfällt in zwei Äste: aa) Sonnenwalde-Rösa, deren Chef ist: 15) Graf Friedrich, Sohn des 1835 verstorbenen Grafen Karl, geb. 1. Dec. 1800, ist herzoglich anhaltischer Oberjägermeister, seit 1835 Besitzer des Ritterguts Rösa im Kreise Bitterfeld des preußischen Regierungsbezirks Merseburg u. anderer Güter u. seit 1854 Wittwer von Luise geb. von Knebel; sein älterer Sohn Wilhelm ist 1828 geboren. bb) Sonnenwalde-Alt-Pouch besitzt die Standesherrschaft Sonnenwalde (1 Stadt u. 16 Dörfer) im Kreise Luckau des preußischen Regierungsbezirks Frankfurt u. hat seit 1835 wegen derselben eine Virilstimme im Ersten Stande der Provinzialstände der Kurmark Brandenburg u. der Niederlausitz u. seit 1854 die erbliche Mitgliedschaft des preußischen Herrenhauses; die Herrschaft Alt-Pouch (5 Dörfer) liegt im Kreise Bitterfeld des preußischen Regierungsbezirks Merseburg. Jetziger Chef u. Standesherr ist: 16) Graf Alfred, Sohn des 1859 verstorbenen Grafen Theodor, geb. 5. Mai 1810, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses u. preußischer Lieutenant a. D., ist seit 1846 mit Amalie geb. Gräfin von Schwerin-Wolfshagen vermählt u. hat keine Kinder; sein ältester Bruder Theodor ist 1814 geboren. b) Baruthische Unterlinie. Durch die Söhne Johann Georgs II., Urenkels von S. 14), nämlich Johann August (st. 1680), Johann Friedrich (st. 1696) u. Friedrich Sigismund (st. 1696), zerfiel diese Linie der Reihe nach in die Äste zu Rödelheim, Wildenfels u. Baruth: aa) Ast zu Rödelheim u. Assenheim, evangelischer Confession, jetziger Chef ist: 17) Graf Maximilian, Sohn des 1844 verstorbenen Grafen Karl, geb. 14. April 1826, seit 1861 vermählt mit Gräfin Thekla von S.-Laubach. bb) Ast zu Wildenfels, theilte sich in: aaa) S. Wildenfels-Laubach. Aus dieser Linie sind merkwürdig: 18) Graf Friedrich Ludwig, geb. 1703 zu Königsberg in Preußen, studirte in Halle, Leipzig u. Wetzlar, trat in russische Dienste, focht 1739 gegen die Türken u. Tataren u. wurde Generaladjutant des Feldmarschalls Münnich. Er wurde russischer wirklicher Geheimerath u. Gesandter in Dresden, trat in sächsische Dienste, wurde Geheimerath, Landes- u. Kreishauptmann des Erzgebirgischen Kreises u. st. 1789. Er sehr,: Fragmente der Solmsschen Geschichte, 1786; Übersetzung von den Oden des Horaz, 1756. 19) Graf Friedrich Ludwig Christian, geb. 1769 in Laubach, studirte 1786_–89 in Gießen Rechtswissenschaft, prakticirte 1787 zu Wetzlar beim Reichskammergericht, lebte dann zu Regensburg u. 1700 zu Wien, wurde 1791 Reichshofrath u. ging 1797 als Gesandter der Wetterauer u. Fränkisch-westfälischen Reichsgrafen auf den Rastadter Congreß, welchem er bis zur Auflösung desselben 1799 beiwohnte, worauf er auf seinen, seit 1802 mediatisirten Besitzungen in der Wetterau lebte. 1813 negocirte er im Namen der verbündeten Mächte mit verschiedenen deutschen Regierungen wegen Theilnahme an den Kriegskosten mit einem Jahresbetrag ihrer gesammten Revenüen; auch dirigirte er das Lazarethwesen u. die Commission der Rheinschifffahrtsverwaltung. 1814 ging er nach Wien u. blieb bis April 1815 dort, war königlich preußischer Oberpräsident in den Rheinprovinzen u. starb als solcher 24. Febr. 1822 in Köln. Jetziger Chef ist: 20) Graf Otto, Sohn des Vorigen, geb. 1. Oct. 1799, vermählt seit 1832 mit Prinzessin Luitgarde von Wied; Erbgraf ist: Friedrich Wilhelm, geb. 1833. bbb) S.-Wildenfels zu Wildenfels; zerfällt in α) den Hauptzweig zu Wildenfels: jetziger Chef ist: 21) Graf Friedrich Magnus, Sohn des 1857 verstorbenen Grafen Friedrich, geb. 26. Jan. 1811, vermählt seit 1843 mit Gräfin Ida zu Castell; Erbgraf ist Magnus, geb. 1847; u. β) die Nebenlinie zu Sachsenfeld; jetziger Chef: 22) Graf Alexander, geb. 21. April 1778, ist koburg-gothaischer Kammerherr u. seit 1816 geschieden von seiner zweiten Gemahlin Friederike Amalie von Geusau; er hat keine Kinder; sein Bruder Heinrich ist 1784 geboren u. dessen Sohn Arthur 1808. c) Ast zu Baruth, welcher durch die Söhne des Stifters (s. o.) Friedrich Sigismund II. (st. 1737) u. Johann Christian I. (st. 1726) in zwei Zweige zerfiel, nämlich: aa) zu Baruth, besitzt außer mehren Gütern die 1596 erworbene u. 1827 zu einem Majorat erhobene Standesherrschaft Baruth (s.d.) u. wegen derselben seit 1823 eine erbliche Virilstimme im Ersten Stande des Brandenburgischen Provinziallandtags u. seit 1854 im preußischen Herrenhause. Gegenwärtiger Chef ist: 23) Graf Friedrich, Sohn des 1801 verstorbenen Grafen Friedrich Karl Leopold, geb. 3. Aug. 1795, Standesherr zu Baruth, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses, ist seit 1835 in zweiter Ehe mit Ida geb. Gräfin von Wallwitz vermählt; sein Sohn erster Ehe mit Bertha geb. Gräfin S.-Baruth-Klitschdorf (st. 1832), Friedrich, ist 1621 geboren; bb) zu Klitschdorf in Schlesien, dessen jetziger Chef ist: 24) Graf Hermann, Sohn des 1810 verstorbenen Grafen Heinrich Johann Friedrich, geb. 2. Dec. 1799, Erbherr der Herrschaften Klitschdorf in Schlesien u. Wehrau in der Oberlausitz, ist seit 1827 mit Marie geb. von Raven vermählt; er hat nur eine Tochter, Jenny.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 261-262.
Lizenz:
Faksimiles:
261 | 262
Kategorien:

Buchempfehlung

Spitteler, Carl

Conrad der Leutnant

Conrad der Leutnant

Seine naturalistische Darstellung eines Vater-Sohn Konfliktes leitet Spitteler 1898 mit einem Programm zum »Inneren Monolog« ein. Zwei Jahre später erscheint Schnitzlers »Leutnant Gustl" der als Schlüsseltext und Einführung des inneren Monologes in die deutsche Literatur gilt.

110 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon