Sukkulenten

[193] Sukkulenten (Fettpflanzen), Pflanzen mit fleischigen Blättern (Blattsukkulenten, Dickblattgewächse) oder mit anscheinend blattlosen, fleischigen Stämmen (Stammsukkulenten, Nopalgewächse), bilden einen hervorragenden Bestandteil der Pflanzenwelt solcher Gegenden, in denen lange Perioden der Trockenheit mit einer Regenzeit abwechseln. Der Saftgehalt der fleischigen Teile stellt einen Reservevorrat an Wasser dar für die Unterhaltung der Lebensprozesse während der Trockenzeit. Auch unter den Salzpflanzen, denen die Wasseraufnahme durch den Salzgehalt des Bodens erschwert ist, kommen viele S. vor. Fels- und geröllbewohnende und daher der Gefahr der Austrocknung ausgesetzte Pflanzen (Arten von Sedum, Sempervivum) unsrer Ebenen- und Gebirgsflora entwickeln vielfach fleischige Blätter. Sehr ausgeprägt erscheint die Sukkulenz bei Kakteen, Krassulazeen (z. B. Echeveria, Cotyledon, Bryophyllum, Umbilicus, Crassula), bei zahlreichen Mesembryanthemeen des Kaplandes, bei Liliazeen (Haworthia, Gasteria, Aloë, Agave), Portulakazeen (Calandrinia, Portulaca), bei einzelnen Papilionazeen (Sarcophyllum), Geraniazeen (Sarcocaulon), Oxalidazeen (Oxalis carnosa), Kompositen (Othonna crassifolia, Kleinia, Senecio calamifolius). Sonderbare Wuchsformen zeigen die stammbildenden S., von denen die Kakteen, zahlreiche Euphorbiazeen und einzelne Gattungen der Asklepiadazeen (Stapelia, Arten von Ceropegia) das Hauptkontingent bilden; trotz ihrer systematischen Verschiedenheit bewegen sich die Formen dieser S. in fast durchweg parallelen Reihen, auch unter den Asklepiadazeen treten durch Höckerbildungen und Rippen ausgezeichnete Arten neben solchen mit langgestreckten, stielrunden, an Rhipsalis erinnernden Sprossen auf, und ebenso wiederholt sich die Mehrzahl der kugeligen, säulenförmigen oder blattartigen Kakteen gestalten bei den Euphorbiazeen. Überraschende Gestaltungsvorgänge finden sich bei Mesembryanthemum, wo auch die Samenverbreitung oft von der andrer Pflanzen abweicht, indem sich ihre Kapseln bei Benetzung mit Wasser und nicht wie gewöhnlich durch Austrocknen öffnen. Die S. werden vielfach in Gewächshäusern und Gärten kultiviert und bilden den Gegenstand besonderer Pflanzenliebhaberei. Vgl. Göbel, Die S. (in den »Pflanzenbiologischen Schilderungen«, 1. Teil, Marburg 1889); Rümpler, Die S., Beschreibung, Abbildung und Kultur (hrsg. von Schumann, Berl. 1892); »Illustrierte Handbücher sukkulenter Pflanzen«, 1. Teil: Sukkulente Euphorbien (Stuttg. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 193.
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