Unabhängigkeitspartei

[890] Unabhängigkeitspartei, auch 48er Partei, im Volksmund Kossuth-Partei, Benennung der äußersten Linken im ungarischen Reichstag, die den Ausgleich von 1867 bekämpft und die reine Personalunion mit Österreich fordert. Am Reichstag von 1865 bekannten sich 20 Deputierte dazu. Als Partei (7 Mitglieder stark) trat sie aber erst 1867 hervor; doch eroberte sie 1869 unter dem Namen: 48 er Partei auf Kossuths Empfehlung unter Ernst Simonyis Präsidium 30 Mandate. 1875 erfolgte die erste Spaltung in zwei feindliche Lager, von denen das eine den Namen U. annahm. 1887 zählte die Partei schon 110 Mandate. Nach abermaliger Sezession (der Anhänger Ugrons und Eötvös', in den Jahren 1890 u. 1894) kam unter dem Präsidium des heimgekehrten Franz Kossuth Ende 1898 eine Annäherung zustande, worauf man gegen das Kabinett Bánffy vereint obstruierte. Unter dem Kabinett Tisza stellten Kossuth und seine Anhänger die Obstruktion ein, während die Fraktion Ugron weiter obstruierte. Der drohende Absolutismus vereinigte beide Lager, und durch die Wahlen von 1906 erfocht die Partei einen Sieg, der ihr die absolute Mehrheit brachte. Im Kabinett Wekerle (8. April) erhielt die nunmehr regierungsfähig gewordene Partei drei Portefeuilles. Gegenwärtig sind Fr. Kossuth und Graf Apponyi ihre Führer.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 890.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika