Weierstraß

[474] Weierstraß, Karl, Mathematiker, geb. 31. Okt. 1815 zu Ostenfelde in Westfalen, gest. 19. Febr. 1897 in Berlin, studierte seit 1834 in Bonn die Rechte und Cameralia, seit 1838 in Münster Mathematik, war dann Gymnasiallehrer in Münster, Deutsch-Krone und von 1848 an zu Braunsberg in Ostpreußen, wurde 1856 Lehrer am Gewerbeinstitut in Berlin und 1864 ordentlicher Professor der Mathematik an der Universität. Seine Arbeiten bewegen sich hauptsächlich auf dem Gebiete der Funktionentheorie, die er von Grund auf mit einer vor ihm nicht erreichten Strenge neu aufgebaut hat; dabei ging er rein analytisch zu Werke, indem er die Lehre von den Potenzreihen und der sogen. analytischen Fortsetzung dieser Reihen entwickelte und hierauf seinen Funktionsbegriff gründete. Lange Zeit boten seine von zahlreichen Schülern besuchten Vorlesungen und die in Abschriften verbreiteten Ausarbeitungen dieser Vorlesungen die einzige Gelegenheit, seine funktionentheoretischen Untersuchungen kennen zu lernen, und erst in neuerer Zeit sind von andrer Seite Darstellungen dieser Theorien veröffentlicht worden, während eine authentische, von W. selbst anerkannte Darstellung gerade der Anfangsgründe seiner Funktionentheorie fehlt. Einige seiner »Abhandlungen aus der Funktionenlehre« hat W. selbst herausgegeben (Berl. 1886); eine Gesamtausgabe seiner Werke, in die wenigstens ein Teil seiner Vorlesungen aufgenommen werden soll, veranstaltet die Akademie der Wissenschaften in Berlin (Bd. 1–4, Berl. 1894–1903). Vgl. Dantscher, Vorlesungen über die Weierstraßsche Theorie der irrationalen Zahlen (Leipz. 1908).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 474.
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