Wolfgang

[729] Wolfgang, alter deutscher Vorname, bedeutet: Held, dem ein Wolf begegnet, um ihm Sieg zu verkünden (vgl. Wolf, S. 721). Fürstliche Personen dieses Namens: 1) Fürst von Anhalt, geb. 1. Aug. 1492 in Köthen, gest. 23. März 1566 in Zerbst, Sohn des Fürsten Waldemar VI. und Margaretens von Schwarzburg, studierte in Leipzig, kam 1508 zur Regierung und hatte sein Hoflager in Köthen. Auf dem Reichstag zu Augsburg (1521) mit Luther bekannt geworden, führte er 1522 die Reformation ein, trat 1526 dem Torgauer Bund bei und gehörte auch dem Schmalkaldischen Bund an. 1544 trat er in einem Vergleich mit seinen Vettern seinen Anteil an Zerbst an diese ab und erhielt dafür ganz Bernburg, ward wegen seiner Beteiligung am Kampf gegen den Kaiser nach der Schlacht bei Mühlberg geächtet, hielt sich im Harz auf, wurde aber 1551 vom Kurfürsten Moritz zum Gouverneur von Magdeburg ernannt und 1552 durch den Vertrag zu Passau von der Acht befreit. 1562 trat er seine gesamten Besitzungen an seine Vettern ab und behielt nur Koswig, zog aber 1564 von da nach Zerbst. Vgl. Krummacher, Fürst W. zu Anhalt (Dessau 1820).

2) W. Wilhelm, Pfalzgraf, Herzog von Neuburg und Jülich-Berg, geb. 4. Nov. 1578 in Neuburg a. d. D., gest. 20. März 1653 in Düsseldorf, Sohn des Pfalzgrafen Philipp Ludwig und der jülich-kleve-bergischen Prinzessin Anna, erhob als Nachkomme der letztern 1609 Anspruch auf das Erbe des letzten Herzogs von Jülich-Kleve-Berg, wurde 1613 katholisch und nahm 1614 infolge Vertrags mit seinem Rivalen, dem Markgrafen von Brandenburg, Jülich und Berg in Verwaltung. Vgl. Jülich, S. 362.

3) W., Pfalzgraf, Herzog von Zweibrücken und Neuburg, geb. 26. Sept. 1526 in Zweibrücken, gest. 11. Juni 1569 in Nessun bei Lemoges, der einzige Sohn des Herzogs Ludwig II., folgte ihm 1532 unter Vormundschaft seiner Mutter und des Vaterbruders, Pfalzgrafs Ruprecht, der die Reformation durch Johann Schwebel aus Pforzheim einführte. 1544 zur selbständigen Herrschaft gelangt, heiratete W. Anna, die Tochter Philipps von Hessen, trat aber, obwohl gut lutherisch, dem Schmalkaldischen Bunde nicht bei. Dem Calvinismus abgeneigt und deswegen zeitweilig mit dem Kurfürsten Friedrich III. (s. Friedrich 53) verfeindet, zog W. doch 1569 den bedrückten Hugenotten Frankreichs mit Truppen zu Hilfe, starb aber, ehe er mit Coligny zusammentraf. W. ist der Stammvater des bayrischen Königshauses. Vgl. Menzel, W. von Zweibrücken, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog in Bayern, Graf von Veldenz (Münch. 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 729.
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