[499] Zähne (Dentes), kleine, längliche, knochenartige Gebilde, welche zum Erfassen u. Zerkleinern der Nahrungsmittel, als Waffe u. beim Menschen zur Bildung einzelner Sprachlaute u. zum Moduliren der Stimme dienen. Sie sind am vollkommensten bei den Säugethieren, dann auch bei Amphibien, Fischen u. Insecten vorhanden. I. Die 32 Z. des Menschen stehen, in jeder Kinnlade 16, in zwei dichten parabolischen od. elliptischen Reihen einander so gegenüber, daß bei geschlossenem Munde die entsprechenden oberen u. unteren hinteren Z. einander vollkommen decken, während der vordere obere Zahnbogen den unteren um ein Geringes überragt u. umgibt. A) An jedem Zahne unterscheidet man: a) die Wurzel (Radix dentis) od. den durch Gomphose (s.d.) in den Zahnfächern (s.u. Ober- u. Unterkiefer) befestigten, von dem sehr nervenreichen Perioste derselben fest überkleideten Theil; b) den Hals (Collum dentis), der kleine, aus dem Zahnfach hervorragende, vom Zahnfleisch umgebene Mitteltheil; c) die Krone, der über das Zahnfleisch hervorragende, weiße, mit Schmelz (s.d.) überzogene, verschiedenartig gestaltete, beim Gebrauch der Z. hauptsächlich in Anspruch genommene Theil. In dem Halse u. der Krone eines jeden Zahnes ist die sogenannte Zahnhöhle (Cavum dentis) befindlich, welche durch einen, selten mehre, in der Wurzel nach unten verlaufenden Kanal in der Spitze der letzteren ausmündet. In dieser Höhlung liegt der Zahnkeim (Pulpa s. Blastema dentis), ein weiches, hauptsächlich aus Bindegewebe bestehendes Gebilde, zu welchem zahlreiche seine Gefäße u. Nerven durch die Wurzelkanäle eindringen u. sich vielfach in ihm verzweigen; er wird von einem feinen, structurlosen Häutchen überzogen. In die eigentliche Zahnsubstanz dringen weder Gefäße noch Nerven ein. B) Jeder Zahn besteht a) aus dem Zahnbein (Ebur s. Substantia propria dentis), einer der Knochensubstanz ähnlichen Masse, welche diese indessen an Härte u. Dichtigkeit übertrifft, auf dem Bruche strahlig ist, geschliffen einen Atlas- od. Seidenglanz zeigt. Es besteht aus einer harten, structurlosen Grundmasse u. aus seinen, 0,002 bis 0,0006 Lin. weiten, erstere durchsetzenden Kanälchen (Canaliculi dentis). Diese gehen von der Zahnhöhle aus, nehmen einen nach außen u. oben gerichteten schrägen Verlauf, theilen sich zu wiederholten Malen gabelförmig, anastomosiren theils unter einander, theils setzen sie sich in den Schmelz fort, enthalten eine zur Ernährung des Zahnes dienende, aus der Zahnpulpa stammende Flüssigkeit. Der die Zahnhöhle zunächst umgebende Theil des Zahnbeins ist nicht glatt, sondern bildet kleine, rundliche Vorsprünge (Zahnbeinkugeln) b) dem Schelz (Glasur, Subst. vitrea s. adamantina), welcher dem Zahn ein milchweißes, porzellanartiges Ansehen gibt, die festeste Masse des Körpers[499] ist u. kaum von der Feile angegriffen wird, von Säuren aber angegriffen u. aufgelöst, von manchen Pflanzenpigmenten gefärbt wird u. beim Beißen auf harte Körper Risse bekommt u. sich von der Knochenmasse ablöst. Er bildet die äußere Rinde der Krone, deckt den freien Theil des Zahnes wie eine Kappe, ist an der Kaufläche am dicksten u. verdünnt sich allmälig bis zum Halse hin, wo er aufhört. Er besteht aus kantigen, sechseckigen gegen die Zahnachse convergirenden soliden Fasern von 0,002 bis 0,003 Lin. Breite; seine freie Fläche wird von einer homogenen, festen Schicht überzogen (Schmelzoberhäutchen). c) Das Cement od. der Zahnkitt (Subst. ostoidea), eine Rinde echter Knochensubstanz, beginnt da, wo der Schmelz aufhört, wird im Absteigen dicker; er besteht, wie die Knochen, aus einer Grundsubstanz u. aus Knochenfasern, enthält jedoch nur selten Hovorsische Kanälchen u. Gefäße. Die Knochensubstanz der Z. besteht nach Berzelius aus 61,04 phosphorsaurem, 2,00 flußsaurem u. 5,30 kohlensaurem Kalk, 1, ta phosphorsaurem Talk, 1,40 Natron u. einem kleinen Antheil Chlornatrium, 28,00 thierischen Theilen u. Wasser. Der Schmelz enthält 85,3 phosphorsauren, 3,2 flußsauren, 8,0 kohlensauren Kalk, 1,5 phosphorsauren Talk, 2,0 thierische Substanz u. etwas Wasser. C) Man unterscheidet der Form u. Bestimmung nach beim ausgewachsenen Menschen: a) die Schneidezähne (D. incisivi), die vier vorderen Z. jeder Kinnlade, mit einfacher Wurzel u. meiselförmiger, von rück- nach vorwärts stehender Krone, deshalb zum Abbeißen u. gleichsam Zerschneiden der Speisen geeignet; b) die Eckzähne (Spitzzähne, D. angulares, D. canini, D. laniarii, D. cuspidati), die zwischen den Reihen der Schneide- u. Backenzähne eingefügten vier einzelnen, mit einfacher, aber sehr langer u. starker Wurzel versehenen, durch spitzigere Form ausgezeichneten Z., bes. zum Abbeißen u. Zerreißen der festen Nahrungsmittel beim Kauen dienend; c) Backenzähne (Backzähne, D. buccarum s. bicuspidati), auf jeder Seite zwei, von vorn nach rückwärts plattgedrückt, mit nur einfach getheilter Krone u. einer, höchstens doppelter Wurzel; d) Mahlzähne (D. molares s. multicuspidati), haben die größten u. stärksten Kronen mit vier Erhabenheiten u. häufig drei- u. vierfache starke Wurzeln, stehen in senkrechter Richtung; auf jeder Seite drei, der letzte (Weisheitszahn, s. unt.) hat jedoch meist nur eine Wurzel. Sie sind sämmtlich zum Zermalmen der Speisen beim Kauen geschickt. Außerdem theilt man die Z. noch ein in Milchzähne (D. lactei s. temporarii), deren es nur 20 gibt, u. bleibende. D) Entstehung der Z. In der sechsten Woche des Fötallebens beginnt die Bildung der 20 Milchzähne mit der Entwickelung einer Furche am Kieferrand, in welcher bis zum dritten Monat 20 Papillen od. Zahnkeime entstehen, die bald durch zwischen ihnen auftretende Scheidewände in besondere Höhlungen zu liegen kommen. Außerdem bildet sich noch über jeder Höhlung eine kleinere aus, welche für die 20 bleibenden Z. bestimmt ist (Reservesäckchen), nach u. nach aber an die hintere Seite derselben rückt. Die Zahnsäckchen bestehen aus drei Theilen: dem eigentlichen Säckchen, dem Zahnkeime (Pulpa s. Papilla dentis), welcher, in der Gestalt den spätern entsprechenden Zahn nachahmend, aus einer gefäß- u. später auch nervenreichen innern Lage u. einer gefäßlosen dünnen Randschicht besteht; letztere wird von einem zarten Häutchen (Membrana praeformativa) begrenzt; u. dem Schmelzorgan (Organon adamantinae), welches ein kappenförmiges weiches Gebilde ist, dessen concave Seite der Zahnpulpa, dessen convexe Fläche dem Zahnsäckchen genau anliegt. Es besteht aus zwei Schichten, einer äußern dünnen Lage von Epithelzellen u. einer innern von Gallertgewebe. Die Bildung der Milchzähne beginnt im fünften Fötalmonate, im siebenten sind dieselben in der Ossification begriffen. Cement u. Zahnwurzel entstehen erst, wenn die Krone ziemlich fertig ist u. der Zahn zum Durchbruche sich anschickt. Die Verknöcherung beginnt an der Spitze der Zahnpulpa mit der Bildung von kleinen Scherbchen von Zahnbein, zugleich entsteht von dem Schmelzorgane aus eine dünne Lage von Schmelz, welche mit dem Zahnbein verschmilzt u. so zur ersten Anlage der Zahnkrone wird. Der in die Höhe wachsende Zahn. drängt gegen die obere Wand des Zahnsäckchens u. das mit ihm verwachsene Zahnfleisch u. drängt sich schließlich durch dasselbe hindurch. Letzteres zieht sich um ihn zusammen, während der nicht durchbrochene Theil des Zahnsäckchens zum Perioste der Alveolen wird u. sich eng um die Wurzel anlegt u. das Cement der Zahnwurzel bilden hilft. Hat der Zahn in die Länge zu wachsen aufgehört, so fährt er noch von innen heraus in die Breite zu wachsen fort, dem entsprechend verkleinert sich die Pulpa, es obliteriren die meisten Gefäße, bis schließlich das Wachsthum des Zahnes beendet ist. Daß bei der Entwickelung u. dem Durchbruche der Z. eine, der Entzündung nahe kommende, gesteigerte Thätigkeit des Organismus statt hat, zeigen die dabei vorkommenden Erscheinungen, die Hitze des Mundes, das Geifern, das Anschwellen des Zahnfleisches, mehr od. minder lästige Empfindungen an demselben, welche das Kind zum Reiben, zum Beißen auf harte Gegenstände reizen etc., doch ist dieser Vorgang an sich für keine pathologische Erscheinung zu halten, ob er gleich, unter ungünstigen Umständen, wirkliche Krankheit veranlassen od. wenigstens begünstigen kann (s. Zahnen 1). Der Durchbruch der Z. beginnt in der Regel um den sechsten Lebensmonat des Kindes, doch kommen Abweichungen häufig vor, indem nicht selten Kinder schon früher Z. bekommen, ja sogar (wiewohl selten) mehre mit auf die Welt bringen; andererseits aber auch sich das Zahnen bedeutend verzögert. Meist erscheinen kurz nacheinander zuerst die beiden vordern Schneidezähne des Unterkiefers, einige Wochen später des Oberkiefers, dann in Zwischenräumen die übrigen Schneidezähne; hierauf folgen die ersten vier Backenzähne, dann um die Hälfte des zweiten Jahres die vier Spitzzähne u. gegen Ende des zweiten od. zu Anfang des dritten die zweiten vier Backenzähne. Diese 20 Z. werden Milch- od. Wechselzähne (D. lactei s. temporarii) genannt, lösen sich in der Zeit vom 7. bis zum 13. od. 14. Lebensjahre, indem die sie ernährenden Arterien obliteriren u. die Wurzeln aufgesogen werden, vom Kiefer ab, fallen aus u. werden in gleicher Reihenfolge, wie sie kamen, durch festere bleibende Z. ersetzt. In derselben Periode, meistens im 12. Jahre, bisweilen auch später, erscheint auch der mittlere große Mahlzahn, so daß der Mensch, nachdem der nichtwechselnde erste hintere schon früher, meist schon vor dem siebenten Jahre durchgebrochen war, zur Zeit der Pubertät 28 Z. hat. Die letzten Mahl-[500] od. sogenannten Weisheitszähne kommen im 20._ 25. Jahre, auch wohl noch später, u. sind von einer lockeren Masse, weshalb sie, der Verderbniß mehr ausgesetzt, gewöhnlich am ersten wieder ausfallen. Z., welche nicht wechseln, heißen bleibende Z., bei Menschen sind es die drei äußersten Backenzähne. Die Substanz der Milchzähne ist der der bleibenden sehr ähnlich, nur etwas weniger hart u. leichter zerbrechlich; ihre Wurzeln sind kürzer u. dünner. Selten werden einzelne verloren gegangene Z., ja ganze Zahnreihen durch dritte Z. wieder ersetzt; Einige wollen sogar ein viertes Zahnen beobachtet haben. Auch in Hinsicht der Zahl, Gestalt u. Stellung der Z. kommen mehrfache Abweichungen vor; so können theils bleibende doppelt, theils hinter den wider die Regel stehen bleibenden Milchzähnen hervorkommen, od. sich ein od. mehre rundliche Auswüchse an den Z-n bilden, od. es kann eine Inversion des Zahnes eintreten, so daß die Krone desselben in der Alveola steckt, od. die Schneidezähne des Oberkiefers können verwachsen etc. Ein junger Zahn, welcher vor einem noch feststehenden u. vielleicht noch ganz gesunden Zahne wächst, heißt Überzahn. Einer der beiden Z. muß mit Gewalt herausgenommen werden. Die Güte des alten u. die Stellung des jungen Zahnes müssen darüber entscheiden, welcher von beiden sich am meisten dazu eignet. E) Verderbniß der Z., s. Zahnkrankheiten unter Zahnarzneikunde II. F) Künstliche Zähne, s. ebd. II. D).
II. Z. der Thiere: A) In den niederen Thierklassen finden sich hinter den Tast- u. Greiforganen, den Lippen- u. Fühlfäden in der Mundhöhle harte zahnartige Theile, entweder blos zum Ergreifen, Festhalten, od. zugleich zum Verkleinen der Nahrungsmittel bestimmt. Diese bestehen äußerlich aus der mehr od. weniger stark erhärteten, selbst oft Kalksalze in ihre Zusammensetzung aufnehmenden Oberhaut, welche in einer längeren od. kürzeren Strecke hohl ist u. ein gefäß- u. nervenreiches, ihrer Gestalt entsprechendes Gebilde einschließt. Sie bilden Vorsprünge, welche in ihrem Grunde offen sind u. an dieser Stelle die in sie tretenden Gefäße u. Nerven aufnehmen. Sie sind oft mit den darunter liegenden harten Theilen verbunden, indem sie dieselben entweder genau umschließen od. auf dieselbe Weise von ihnen durch Höhlen umschlossen werden. Die Gestalt dieser Theile zeigt viele Verschiedenheiten, doch sind sie mehr od. weniger zugespitzt u. schneidend, od. mit einer breiten, einfachen od. zusammengesetzten Fläche versehen. Erstere, welche zum Ergreifen, Festhalten u. Zerschneiden dienen, liegen immer vor denen der zweiten, welche kauen u. zermalmen. Im Allgemeinen kann man bemerken, daß sie anfänglich weicher als späterhin u. in ihrem freien vordern Theile härter als in denen von andern Mundtheilen umgebenen sind. Sehr allgemein werden sie im Laufe des Lebens entweder allein od. mit der ganzen Oberhaut abgeworfen u. durch neue ersetzt, welche häufig die alten an Zahl, Größe, Festigkeit u. Zusammensetzung übertreffen. B) Die nur den meisten Wirbelthieren zukommenden eigentlichen Z. unterscheiden sich von den ähnlichen Theilen der Wirbelthiere, außer der ihnen zukommenden, schon erwähnten Höhle vorzüglich auch durch die Zusammensetzung aus einer wenigstens doppelten Substanz, einer innern u. äußern, von denen jene, die knöcherne, das Elfenbein, den größten Theil des Zahnes bildet, diese, der Schmelz, nur die freiliegende Fläche desselben bedeckt u. an der Kaufläche am dicksten ist. Beide sind ganz compact, sehr hart u. enthalten viele, mit verschiedenen Säuren, bes. Phosphorsäure, verbundene Kalke; der Schmelz ist indessen weit härter, aber in demselben Verhältnisse brüchiger als der Knochentheil, u. enthält wenig od. gar keine thierische Substanz, welche sich in dem Knochentheil in veränderlichen Verhältnissen findet. Zu ihnen tritt bei mehren Säugethieren eine dritte Substanz, der Kitt. Die Z. entstehen in gefäßreichen, vom Zahnfleische aus sich entwickelnden Säckchen, welche Anfangs mit einer an phosphorsaurem Kalke sehr reichen Flüssigkeit angefüllt sind, u. aus deren Boden sich der sehr gefäßreiche weiche Keim entwickelt. Auf diesem entsteht der Zahn von der Kaufläche aus gegen die Wurzel, indem er sich allmälig nicht nur verlängert, sondern auch verdickt, so daß sich seine Anfangs weite Höhle in demselben Maße verengt. Die vordern, mit einer breiten, aber scharfen Kaufläche versehenen Z., die Schneidezähne, die zugespitzten od. die Eckzähne, Fangzähne, haben meistens nur eine Wurzel u. entstehen aus einem Stücke; die breiten hintern, die Back- od. Mahlzähne, haben mehre, mit Ausnahme der hintern häufig divergirenden Wurzeln u. entwickeln sich Anfangs aus mehren Stücken, von denen eines. welches zuerst entsteht, gewöhnlich die übrigen bedeutend an Größe übertrifft. C) Bei den Fischen sind die allgemeinsten u. vorzüglichsten besonderen Bedingungen der Z. folgende: sie fehlen nur einer sehr geringen Anzahl derselben, namentlich dem Stör u. dem Aodon. Am allgemeinsten sind, wenigstens bei den Knochenfischen, Schlundzähne, welche sich im Schlunde befinden, doch haben die Karpfen blos diese Z. Im Munde gibt es keinen Knochen, welcher nicht bei vielen Fischen Z. trüge, z.B. beim Hecht u. Lachs. Die Z. bestehen immer aus Knochensubstanz u. Schmelz. Gewöhnlich sind sie von einander getrennt, bei mehren Knochen dagegen unter einander zu einer Masse vereinigt, welche mit einer gemeinschaftlichen Lage von Schmelz bekleidet ist. Meist sitzen die Z. locker im Zahnfleische; bes. gilt dies für die einfachen u. zusammengesetzten der Knorpelfische; bei den Knochenfischen verwachsen sie oft mit dem Knochen. Bei diesen erzeugt sich im Allgemeinen im Knochen unter dem alten Zahne ein neuer, welcher, wenn der alte ausgefallen ist, an seine Stelle tritt, od. neben ihm hervorbricht. Bei den Knorpelfischen finden sich hintereinander mehre Reihen, von denen die hintern weiter als die vordern, mehr horizontal, nach hinten gewandt sind u. sich in dem Maße aufrichten, als die vordern ausfallen od. abbrechen. Am häufigsten finden sich mehr od. weniger stark gebogene Fangzähne, deren Zahl mit ihrer Größe im entgegengesetzten Verhältnisse zu stehen pflegt. Wo sie klein sind, stehen sie gewöhnlich sehr dicht gedrängt, so daß sie die Knochen, auf denen sie sich befinden, ganz bedecken. Zwischen den großen stehen oft bedeutend kleinere. Die Schneidezähne sind seltener, bei den Knochenfischen kleiner u. bilden meist nur eine einfache Reihe in den Kiefern. Sie sind entweder keilförmig, z.B. bei den Schollen, od. dreieckig, wie bei mehren Haifischen, oft an den Kauflächen sägeförmig eingeschnitten. Die Backzähne sind niedriger u. breiter u. bestehen oft blos aus der Krone. Bei den Karpfen sind sie einfach, bei mehrern Rochen[501] bildet die zusammengesetzte Zahnmasse einen großen Backzahn. Den Übergang von diesen zu den übrigen, namentlich zu den Fangzähnen, machen meistens dicht stehende gerade, rundliche, stumpf zugespitzte Z. mit einfacher Krone, welche wieder mehre Verschiedenheiten darbieten. D) Über die Z. der Amphibien s. die einzelnen Klassen, Schlangen, Froschthiere, Eidechsen, Schildkröten. Bei den Schildkröten werden die Z. durch starke hornartige Platten ersetzt, welche die Kiefertheile bekleiden u. verschieden in einander greifende Erhabenheiten u. Vertiefungen als Kauflächen zeigen; bei den Froschthieren finden sich viele Verschiedenheiten hinsichtlich der Z., indessen sind dieselben immer klein; bei den ungeschwänzten Froschthieren fehlen sie fast ganz; dagegen sind sie bei den Eidechsen desto mehr entwickelt; die meisten haben blos Kieferzähne mit einfachen Wurzeln, welche eine breite Kaufläche haben, also immer Schneide- u. Eckzähne darstellen. Bei den Krokodilen stehen die Z. sehr weitläufig, sind von ungleicher Größe u. große wechseln mit kleinen. Alle sind einfach zugespitzt, die hintern mehr rundlich, die vordern länglicher, spitzer, zugleich etwas gebogen; sie bleiben immer hohl u. der neue Zahn dringt durch die Höhle des alten hervor. E) Die Kiefer der Vögel sind wie bei mehrern Thieren mit einer hornartigen Substanz (s. Schnabel) bekleidet; sie nimmt weiche, längliche, spitze, ansehnliche zahnartige Verlängerungen auf, welche in eine größere od. geringere Anzahl von Vertiefungen treten, deren Zahl nach den Ordnungen u. Gattungen bedeutend variirt. So finden sich bei den Papageien außerordentlich viele von vorn nach hinten in einer Reihe dicht auf einander folgende. Das Ganze ist eine, zu einem Ganzen verschmolzene Zahnreihe. F) Bei den Säugethieren finden sich nicht nur überhaupt Z., welche in mehr od. weniger ansehnlichen, ihre Wurzeln meistens eng umschließenden Vertiefungen stehen, sondern auch mehre Ordnungen derselben, namentlich Back- od. Mahlzähne, Schneidezähne, meistens auch die zwischen beiden stehenden Eck- u. Fangzähne. Gewöhnlich bestehen sie aus zwei Substanzen, der in größerer Menge vorhandenen innern od. Knochensubstanz, welche eine Höhle enthält, u. der nur die Krone bekleidenden äußern, weit härteren, dem Schmelze Bei mehrern Thieren, namentlich den mit großen u. zusammengesetzten Z-n versehenen Nagern, Pachydermen, Einhufern, Wiederkäuern, findet sich eine dritte weichere Substanz, welche zwischen den Erhabenheiten liegt, die durch die ersten gebildet werden, der Kitt (Steinrinde, Crusta petrosa). Die Form der Schneide- u. Eckzähne kommt bei den Säugethieren mit der beim Menschen ziemlich überein. Die Backzähne sind in dem Maße breiter, größer u. mit mehr rundlichen Erhabenheiten versehen, als das Thier pflanzenfressend ist; desto mehr seitlich zusammengedrückt, mit scharfen, von vorn nach hinten auf einander folgende Spitzen versehen, je mehr es vom Fleisch lebt. Bei den fleischfressenden Thieren befindet sich noch ein besonderer Fleischzahn; er folgt nach den vordern, am meisten schneidenden Backzähnen (Reißzähnen) u. ist größer u. breiter als die übrigen Backenzähne. Über die Entwickelung u. den Wechsel der Z. gilt im Allgemeinen das, was von den Z-n des Menschen oben I. gesagt ist. Alle Z. nutzen sich allmälig ab, zuerst wird die Krone durch das Kauen abgeschliffen, so daß erst die Erhabenheiten derselben sich abstumpfen, dann der Schmelz, endlich auch mehr od. weniger von der Knochensubstanz zerstört wird, wobei sich indessen, um die Höhle des Zahns verschlossen zu halten, im normalen Zustande nach innen eine neue weichere Knochensubstanz erzeugt. Später schwindet gewöhnlich auch mehr od. weniger, bes. bei den Pflanzenfressern, die Wurzel, u. hiervon ist das Ausfallen der Z. die Folge, vgl. Pferd S. 946 f.
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