Blutfluß

[920] Blutfluß (Haemorrhagia), widernatürliches Ausfließen von Blut aus den Kanälen der Blutgefäße; bald in inneren Theilen u. Höhlungen (Extravasat), bald äußerlich zum Vorschein kommend (äußerer B.); wenn es mehr tröpfelnd erfolgt, Bluttröpfeln (Stillicidium sanguinis), wenn plötzlich u. in großer Menge, Blutsturz (Haemorrhagia) genannt. Man unterscheidet active, mit starker Blutwallung verbundene, u. passive, mehr auf einem Schwächezustand des Blutsystems beruhende Blutflüsse. Die Alten ließen die Blutflüsse durch Öffnung der Gefäßenden (Anastomosis), Durchschwitzung des Bluts durch die Gefäßwände (Diapedesis, s.d.), Zerreißung der Gefäßwände (Rherts) u. Anfressung derselben (Diabrosis) erfolgen; die äußeren. durch mechanische Trennung entstandenen, durch Diäresis, s.d. a. Die Blutflüsse treten bald als heilsame Naturbestrebungen auf u. sind dann mehr ein Werk der Absonderung (Secretion bald als rein krankhafte, der Gesundheit nachtheilige u. selbst das Leben gefährdende Zufälle. Heftige Blutungen haben Kälte der Extremitäten u. des ganzen Körpers, wachsfarbige Blässe desselben, kalte Schweiße, Schluchzen, schwachen, kleinen u. sehr frequenten, unregelmäßigen Puls, Ohnmachten, Convulsionen, andauernde Schwäche u. bisweilen den Tod zur Folge. Vollblütigkeit, Schwäche der Gefäße, aufgelöste Beschaffenheit des Bluts. krankhafte Zustände einzelner Organe bedingen die Blutflüsse vorzüglich Die Gefahr der Blutflüsse hängt nicht blos von der Menge des ausströmenden Bluts, sondern vorzüglich auch von dem leidenden Theile ab.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 920.
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