Bredā

[256] Bredā, 1) Bezirk in der niederländischen Provins NBrabaut, 90,000 Ew. 2) Canton daselbst. Der Canton B. war ehemals eine Baronie u. begriff unter andern die Markgrafschaft Bergen op Zoom u. die Grafschaft Hoogstraten. Die Barone von B. waren ein angesehenes Geschlecht in Brabant; von seinen Besitzungen schenkte Engelbert von B. 1148 Schöben u. Merchem dem Kloster Notre Dame zu Villiers. 1203 kam die Baronie B. an Brabant, u. 1212 besaß sie Gottfried von Bergen als Brabanter Lehn; 1280 starben die Besitzer im Mannsstamm aus, u. nun wurde 1287 die Baronie unter Gottfrieds Urenkelinnen vertheilt; die ältere, Sophie, Gemahlin Rosons v. Liedekerk, erhielt das eigentliche B., doch verkaufte deren Schwiegersohn, Gerhard v. Rasselghem, B. an Johann v. Polane, dessen Tochter Johanna sie dem Grafen Engelbert v. Nassau zubrachte. Als dessen Nachkommen 1702 mit König Wilhelm III. von Großbritannien ausstarben, kam B. an das Haus Nassau-Dietz. 3) Hauptstadt u. Festung darin, mit 15 Bastions u. vielen Außen-, bes. Hornwerken u. Citadelle, an der Aa u. Merk (von da an Dintel); Schloß, worin seit 1828 die Militärakademie ist; schöne Hauptkirche mit den Grabmälern mehrerer Grafen von Nassau, Land- u. Seecadettenhaus für mehr als 300 Zöglinge; ist durch einen Kanal mit der Mass in Verbindung gesetzt; fertigt Wollenzeuge, Teppiche, Tapeten, Leder, Bier; 13,600 Ew. – B., Anfangs ein Flecken, bekam 1252 vom Herzog Heinrich Stadtrecht, aber erst Heinrich von Nassau umgab sie 1534 mit Mauern, befestigte sie mit 15 Bastions u. eben so vielen Ravelins u. erneuerte 1536 das 1350 von Johann von Polane zuerst erbaute Schloß. Hier unterzeichneten am 16. Febr. 1566 16 niederländische Edelleute das sogenannte Bredaer Compromiß, eine Bittschrift, in welcher um Abstellung der vom König Philipp II., zufolge der Trientiner Kirchenbeschlüsse geschärften Religionsedicts u. um Aufhebung der Inquisition gebeten ward. Dieses Actenstück unterschrieben nach u. nach 400 niederländische Edelleute, u. daraus entstand der Geusenbund. 1575 fand in B. der Congreß zwischen Spanien u. den Niederländern statt, s. Niederlande (Gesch.). Herzog Alba besetzte B. für Spanien, doch übergab die spanische Besatzung 1577 die Stadt den Niederländern. Nachdem sie 1581 durch den, Verrath des Baron Fresin, der als Kriegsgefangener hier war, wieder an Spanien gekommen war, nahmen sie die Niederländer 1590 unter Moritz von Nassau durch List wieder, indem sie B. durch 70 Soldaten, die in einem Torfschiff versteckt waren, überraschten. 1625 eroberte Spinola B. nach einer 10monatlichen Belagerung wieder für Spanien; doch kam die Stadt 1637 durch Friedrich Heinrich von Oranien wieder an die Niederländer. Diese legten 5 neue Hornwerke an u. verstärkten die Citadelle. In B. schlossen den 31. Juli 1667 England, Holland, Frankreich u. Dänemark Frieden, wodurch der seit 1664 wegen Guinea geführte Krieg beendigt wurde. 1696 ließ Prinz Wilhelm von Oranien das neue Schloß bauen; 1746 u. 47 wurde hier wieder ein Congreß zur Vermittelung[256] des Friedens zwischen Frankreich, Holland u. England gehalten, doch hatte er kein Resultat, s. Österreichischer Erbfolgekrieg. Den 25. Febr. 1793 wurde V. von Dumouriez für Frankreich erobert, zwar schon den 3. April wieder den Verbündeten eingeräumt, aber im August 1794 von Pichegru berennt u. am 27. Dec. die Linien vor B. von demselben gesprengt. Da die Franzosen B. 1813 nicht stark besetzt hatten, bemächtigte sich der russische General v. Benkendorf Mitte December 1813 B-s, welchem es abzunehmen die Franzosen 20. u. 21. Dec. einen vergeblichen Versuch machten u. nach dem Gefecht von B., vom preußischen General v. Kraft angegriffen, wieder abzogen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 256-257.
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