Buschmänner

[501] Buschmänner (holländ. Bosjemans, d.h. Strauchbewohner), Volk im südlichen Afrika, das sich selbst Sáab (Saw) nennt u. einen der vier Hauptstämme der Hottentotten ausmacht; sie wohnen südlich von den Koranas an dem mittleren Gariep (Oranjefluß) bis herunter in die unzugänglichsten Gebirge der Districte Somerset u. Colesberg im Calande; sie sind klein, gewöhnlich unter 5 Fuß groß, hager, aber gewandt, ausdauernd, energisch, scharfen Verstandes, rachsüchtig u. höchst grausam; ihre Gesichtszüge sind affenartig u. häßlich; sie theilen sich in mehrere Stämme, leben aber nur in einzelnen Familien zusammen, so lange sie sich nicht zur Vertheidigung vereinigen müssen, u. haben einen unüberwindlichen Zug zum faulen Umherwandern, daher sie, ohne allen Ackerbau u. Viehzucht, sich mühsam nähren von Jagd, Honig, Heuschrecken, Ameisen, Schlangen, Fischen, wildwachsenden Zwiebeln, u. oft auch nur vom Diebstahl, indem sie das Stehlen von Vieh als eine Art berechtigter Jagd ansehen, alles Vieh gleich schlachten u. nur das Fleisch aufbewahren; gelingt ihnen kein Fang, so können sie auch Tage lang den Hunger ertragen, entschädigen sich dann aber durch so unmäßigen Genuß von Speisen, daß sie wiederum Tage lang ohne Regung liegen bleiben müssen; sie trinken gern Branntwein u. lieben das Rauchen sehr, durch welches sie sich, den Rauch verschluckend, betäuben. Ihre Wohnung schlagen sie in Höhlen, Gebüschen u. Gräben auf; ihre Kleider sind Thierfelle u. Pelze, sie pflegen aber meist nur den Kopf u. den hinteren Oberkörper zu bedecken; als Waffe gebrauchen sie den Bogen mit vergifteten, schnell tödtenden Pfeilen, die sie auf Entfernungen von 100–150 Schritten sehr geschickt u. sicher schießen, daher sie bis in die neuere Zeit der Schrecken der Grenzdistricte geblieben sind u. von Afrikanern u. Europäern trotz ihrer Feuerwaffen gleichmäßig gefürchtet werden. Ihre Sprache, der lautarmste Dialekt der Hottentottensprache, aber zugleich der an Schnalz- u. tiefen Kehllauten reichste, zerfällt in sehr viele Dialekte, daher sie von anderen Hottentotten sehr schwer verstanden werden, u. einzelne Stämme sich kaum unter einander verstehen. Da sie beinahe keine Spur von Volksgemeinschaft zeigen, so sind ihnen auch die Begriffe von einer Regierung u. Obrigkeit fremd, u. da nicht einmal zwischen den einzelnen Gliedern einer Familie ein festeres Band ist, so gilt überall Gewalt, mit List u. Trug gepaart, für Recht. Ihre Todten pflegen sie zu begraben, wobei sie das Grab mit Steinen verdecken, seltener aber zu verbrennen. Ihre Zahl ist nicht genau zu bestimmen, doch vermindern sie sich immer mehr, da fortwährend Vertilgungskriege gegen sie geführt werden. Sie sind jedenfalls die wildesten u. rohesten der Südafrikaner, u. alle Civilisationsversuche von Gouverneuren, Privatpersonen u. Missionären, welche letztere zuerst 1799 von London aus dahin abgesendet wurden, sind zum größten Theile gescheitert; die wenigen aber, bei denen sie gelangen, wurden sehr nützliche u. treue Hirten der Bauern u. zeigen sich für gute Behandlung sehr dankbar.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 501.
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