Celle

[793] Celle (Zelle), 1) Amt im hannöverischen Fürstenthum u. der Landdrostei Lüneburg an der Aller; nördlich von diesem Flusse hügelig, zum Theil mit Eichen u. Föhren bewachsen, südlich davon der durch Kanal entwässerte Wietzenbruch u. sandige Ebene, in deren Niederungen die Küchengewächse vorzüglich gedeihen; im NW. gibt es viele Teiche, in denen wilde Enten nisten, u. in dem ganzen Striche finden sich die Nachtigallen zahlreich ein; 10,900 Ew. in 20 Gemeinden. 2) Stadt darin, am Zusammenflusse der Aller u. Fuse (Fentze), von dem Magnusgraben umgeben, hat 3 Vorstädte, die Altenceller- (Blumlage), Westceller- u. Hehlen-Vorstadt, außerdem sind noch Theile der Stadt die Masch, der Kreis, Wohnort der Juden mit Synagoge, u. die Fritzenwiese; der Wall ist jetzt ein mit Linden bepflanzter Spaziergang; königliches Schloß, 1772–75 Aufenthaltsort der unglücklichen Königin Mathilde (s.d.) von Dänemark; in der Stadtkirche die Gruft der Lüneburgischen Herzöge; Oberappellationsgericht, Landesökonomiecollegium, Justizkanzlei, Oberforstamt, Ritterschaftliches Creditinstitut, Landwirthschaftliche Gesellschaft, Brandassecurationsanstalt für Lüneburg, Gymnasium, Landesgestüt, Entbindungslehranstalt, Arbeits- u. Zuchthaus, Waisenhaus, 2 Hospice, Armenkrankenhaus, mehrere Bibliotheken, Wachsbleichen, Wollgarnspinnerei, Speditionshandel u. Schifffahrt nach Bremen auf der Aller, die von hier an schiffbar ist u. hier einen Hafen hat; durch Eisenbahn mit den Städten an der Ostsee verbunden u. südwärts mit Braunschweig, Hildesheim etc. über Hannover, 12,100 Ew. – C. war früher Dorf u. hieß, als 1230 das bald zur Stadt anwachsende Alten-C. gebaut wurde, im Gegensatz von diesem, Neu-C.; 1292 erhielt es vom Herzog Otto Stadtrecht u. die Privilegien von Lüneburg. C. war seit dem 14. Jahrhundert Residenz der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, u. Herzog Heinrich baute 1485 daselbst ein nach damaliger Art stark befestigtes Schloß. Von 1580 an, wo die zweite Linie des Hauses Braunschweig ihren Sitz in C. nahm, wurde C. wieder Residenz, die erst 1705 nach Hannover verlegt wurde. Vgl. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt C., Celle 1826. 3) Nebenfluß der Somme 1).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 793.
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