Ente

[773] Ente (Anas Meyer), Gattung der Entenartigen Schwimmvögel od. Nagelschnäbler; Schnabel an der Wurzel breiter als hoch, flach gewölbt, gleich breit od. vorn etwas breiter, mit kleinem Nagel (Anas), od. der Schnabel ist lang u. schmal, am Grunde hoch, mit 2 nackten Stirnschwielen u. der Nagel ist breiter als die Oberkinnlade (Somateria), od. er ist ebenso, aber breiter, u. beim Männchen am Grunde mit einem Höcker (Oidemia), od. kürzer u. kleiner ohne Höcker (Hapelda), od. ist lang (länger als der Lauf), vorn breiter, mit schmalem Nagel (Fuligula); die Kiefern sind am Innenrande mit quer stehenden Lamellen besetzt u. der ganze Schnabel ist bis an den stumpfen abgerundeten Nagel mit Wachshaut umkleidet; Zungenrand faserig, an der Luftröhrengabel mit einer Trommel, der Hals im Verhältnisse zu den übrigen Gattungen dieser Familie ist kurz u. der Rücken niedergedrückt; sie können gut schwimmen, schlecht tauchen u. fliegen, aber gut gründeln, od. können auch gut tauchen u. fliegen; Letztere sind an einem breiten, schlaff herabhängenden Saume der Hinterzehe zu erkennen. Ihre Nahrung besteht in Würmern u. allerlei Wasserthieren, sowie Sämereien u. anderen vegetabilischen Nahrungsstoffen, u. sie sind bei uns Zugvögel, die aus dem Norden, wo sie nisten, zu uns kommen. Das Männchen wird Erpel, Entrich, Rätsch, Warke, Drake, Wyke u. Entrach, das Weibchen E. genannt. Man theilt sie gewöhnlich auf folgende Weise ein: a) in Tauchenten, mit breitem, aufgeblasenem Schnabel; dazu: aa) Trauerente (A. nigra L.), 22 Zoll lang, 3 Fuß breit, Männchen schwarz, Schnabelmitte mit pomeranzen-farbenem Fleck, Weibchen oben dunkelbraun, unten aschgrau, an den Küsten Nordeuropas, seltener in Mitteldeutschland; Fleisch thranig, nicht gut eßbar; Naumanns Weißbackenente (A. albigena) scheint dieselbe zu sein; bb) Sammetente (A. fusca), sammetschwarz, Kopf u. Hals grünglänzend, die Schwungsedern mattschwarz u. braun gemischt, Schnabel gelb u. schwarzhöckerig, Spiegel u. Augenfleck weiß; wohnt wie vorige; sehr dumm u. geil, weshalb sie leicht erlegt wird; sehr ähnlich ist Bechsteins [773] Rußfarbene E.; cc) Brillenente (A. perspicillata L.), Schnabel höckerig, an den Zehen Flügelhaut, Nacken weiß, hinter den Nasenlöchern auf jeder Seite ein erhöhter, schwarzer, viereckiger, am Vorderkopf u. im Nacken ein weißer Fleck; in Nordamerika u. Europa; frißt Gras. b) Schellenten, mit kurzem, vorn schmälerem Schnabel u. bisweilen spitzigen u. langen Schwanzfedern; Arten: aa) Eisente (A. hiemalis, A. glacialis), etwas größer als die gemeine E., Kopf röthlichgrau u. schwarz, Hals weiß, Gurgel u. Unterbacken schwarz, Bauchseitenschultern weißlich, Schwungfedern braun, Spiegel; ebenso das Weibchen, nur kleiner u. braun, zwei Schwanzfedern sehr lang u. schwarz; tief im Norden; bb) Kragenente (A. histrioniaca), Schnabel nicht flach, sondern klein, sehr bunt, Männchen schwarzgrau, mit weißem, doppeltem Federkragen; im nördlichen u. westlichen Europa, in Deutschland selten; cc) Eigentliche Schellente (A. clangula), Kopf dick, schwarz u. goldglänzend, oben schwärzlich, mit weißem Fleck am Schnabel u. auf den Flügeln unten weiß; Weibchen unten bräuner u. kleiner, sie machen mit den Flügeln ein Geräusch wie ein dumpfes Schellengeläute, daher der Name; taucht viel; im Norden; nistet an den Ufern u. auf Weiden, legt 14–17 olivengrüne Eier; Fleisch thranig; sie kommt häufig nach Deutschland. c) Eiderenten, die Schnabeläfte gehen tief in die Stirn herein, ein Federkranz geht um den Schnabel; Arten: aa) Eidergans (s.d.) u. bb) Königsente (A. spectabilis), Schnabel u. Füße schön roth, mit schwarzeingefaßtem Vorsprung u. schwarzer Linie am Halse, Kopf auf Scheitel u. Nacken schön grau, Wangen u. Hinterhals kalkgrün, der übrige Hals u. die Flügeldeckfedern weiß, Brust rostroth, Rücken u. Bauch sammetschwarz, Länge 22–24 Zoll; Weibchen mit schwarzem Schnabel, braunen Füßen u. rothbraunem, dunkelgeflecktem Gefieder, Länge 22 Zoll; wohnt im hohen Norden, bes. auf den Orkaden u. anderen Inseln, im Norden Schottlands, seltener in Norwegen u. am Baltischen Meere, häufig in Grönland u. Spitzbergen. d) Moorenten, mit breitem, plattem Schnabel u. erweiterten Enden der Luftröhren; Arten: aa) Tafelente (A. ferina), 1 Fuß 9 Zoll lang, Kopf u. Hals hochrothbraun, Brust u. Rücken schwarz, Flügel u. Unterrücken weiß, schwarz gewellt, unten weiß, Schwungfedern braun, Schwanz dunkelgrau; Weibchen in den Farben weniger rein; im Norden, auf dem Zug in Deutschland, nistet im Rohr u. legt 6–9 gelbrothe Eier; Wildpret sehr gut, daher der Name; die Sumpfente (A. Penelope nigra) u. der Rothhals (A. rufa) sind blos mausernde u. junge Männchen; bb) Kolbenente (Türkische E., Ägyptische E., A. rufina L.), etwas größer als die Hausente Kopf u. Hals dunkelziegelroth, auf dem Kopfe bilden struppig aufgerichtete Federn einen Federbusch, Körper schwarz, Rücken graubraun, Unterhals, Brust, Bauch u. Steiß schwarz, Seiten weiß, Flügel schwärzlich u. oben hellgraubraun, Spiegel weiß, mit schwarzer Einfassung, Schwanz graubraun; Weibchen ohne Haube u. dunkler; am Kaspischen Meere, in Deutschland als Zugvogel selten; vielleicht gehört die Aschgraue E. (A. cinerea) zu ihr od. die Tafelente; cc) Bergente (A. marila L.), Schnabel grau, an den Wurzeln höckerig, Kopf, Brust u. Hals schwarz, Rücken, Bauch u. Spiegel weiß, erster schwarz gewellt; Weibchen größer u. brauner; wohnt im Norden, kommt auf dem Zug nach Deutschland, Frankreich u. der Schweiz, sonst in Rußland; kann leicht gezähmt werden; Fleisch thranig. Die Unterirdische E. (A. subterranea), welche im Czirknitzer See mit dem Wasser unter die Erde zurückweicht; oben braun-grau, unten weiß, der Schwanz weiß mit braun-grauen Spitzen, soll von dieser stammen; dd) Weißäugige E. (A. leucophthalmus), 17 Zoll lang, Kopf glänzend rothbraun, Augenstern weißlich, am Kinn ein dreieckiger weißer Fleck, braunes Halsband, Rücken braunschwarz, Unterrücken schwarz, olivengrün spielend, Oberbauch weißlich, Flügel braunschwarz, Spiegel weiß; Weibchen fast ebenso; in Deutschland u. Rußland; Zugvogel, schreit Gvärr, Gvärr, füttert sein Nest mit Federn, legt 8–10 weißliche Eier, Fleisch schmackhaft; ee) Reiherente (A. fuligula), 10 Zoll lang, plump, Schnabel bleifarben, Kopf mit Federbusch u. Hals schwarz, mit grünem Glanze, unten etwas röthlich gewellt, Oberleib u. Oberflügel schwarz, grau bespritzt, Unterleib weiß, Schwungfedern schwarz, mit weißem Spiegel, Schwanz schwarz; Weibchen kleiner; schwimmt u. taucht gut; in Europa u. Asien; brüten in Deutschland nicht; thranig, aber eßbar. Vielleicht gehört die Spatelente (A. glaucio) hierher u. ist das Weibchen von dieser od. das Junge von der Schellente. e) Löffelenten, mit löffelförmigem Oberschnabel; Art: Gemeine Löffelente (A. clypeata), bis 23 Zoll groß, Schnabel schwarzgrün, Kopf u. Hals schwarz, grünglänzend, Rücken dunkelbraun, Unterhals u. Hals weiß, Unterleib rostbraun, Schultern weiß, braun gewässert, untere Deckfedern bläulich, Spiegel grünglänzend, weiß eingefaßt, Schwungfedern hel (braun, zwei himmelblaue; Weibchen kleiner u. gleicht dem der gemeinen wilden E., jedoch mit grünem, purpurglänzendem Spiegel; im Norden, nistet aber auch in Deutschland, wohin sie auch auf dem Zuge kommt; das Nest von Schilf mit Federn gepolstert, 7–14 röthlichweiße Eier; fett, gutschmeckend. f) Brandenten; Arten: aa) Brandente (A. tadorna L.), 2 Fuß 3 Zoll lang, Schnabel roth, Kopf schwarz, dunkelgrün glänzend, Leib schwarz u. weißgefleckt, Unterleib weiß, mit schwarzem Längsstrich, über die Brust orangenfarbenes Band, Schwungfedern schwarz u. grün, die letzten rußfarben u. weiß, sichelförmig gekrümmt, Spiegel goldgrün mit violettem Glanze; im Norden; gräbt sich Löcher, od. benutzt Kaninchenhöhlen (sie soll den Fuchs vermittelst eines starken Geruchs vertreiben), füttert sie mit Federn u. legt 16 Eier, schwimmt gern an Brandungen; wird als Hausvogel in Dänemark gehalten; bb) Ruderente (A. leucocephala), 20 Zoll lang, Kopf weiß, mit schwarzem Fleck auf dem Scheitel, um den Hals schwarze Binde, Rücken gelbroth, Schultern grau gewölkt u. braun bestäubt, Brust braun, Bauch rothgrau, schwarz gefleckt, Schwungfedern braun, Spiegel fehlt; dem Weibchen fehlt die Zeichnung auf dem Kopf; in Sibirien. kommt auf dem Zug nach Deutschland; cc) Bisamente (A. moschata), Kopf nackt u. drüsig, Schnabel fleischfarben, am Hinterhalse eine Art Mähne; stammt aus Brasilien (sitzt hier auf Bäumen), jetzt bei uns zahm, zärtlich, beißig; schwimmt u. geht nicht gut; vermischt sich mit Gans u. E., legt 8–14 grünliche Eier in[774] ein gescharrtes Loch; aus einer Fettdrüse Bisamgeruch; dd) Spießente (A. acuta), so groß, aber schlanker als die gemeine E., Schnabel hellgrau, Kopf u. Kehle rostbraun, schwärzlich bespritzt, hinten grün glänzend, zu beiden Seiten ein weißer Streif, Nacken, Oberleib u. Seiten weiß, mit schwarzen Zickzacken, die schwarzen, weißeingefaßten Schulterfedern sichelförmig über die Flügel gekrümmt, Unterleib weiß, Flügel mäusegrau u. braun, Spiegel schwarz mit Metallglanz, oben mit einem rothen, unten mit einem schwarzen Bande eingefaßt, Schwanz zugespitzt u. grauschwarz; Weibchen kleiner u. grauer; im Norden, auch in Deutschland; legen in ein aus Schilf gebautes Nest 8–10 blaugrüne Eier; wird gegessen; ee) Gemeine wilde E. (A. boschas fera), 2 Fuß lang, 3 Fuß breit, Schnabel fast gerade, Kopf, Kehle u. Rücken dunkelgrün glänzend, um den Mittelhals ein weißer Ring, Oberbrust braun, verschiedenfarbig schillernd, Hinterhals, Seiten u. Bauch weißlich, bräunlich, dicht gewellt, Oberrücken rostbraun, Unterrücken schwarz grün glänzend, Flügeldeckfedern braungrau u. grau, Spiegel grün u. blau; Weibchen kleiner, lerchengrau, mit weißlichem Augenstrich; bewohnt Europa, Asien u. Amerika, doch meist nördlich; liebt Seen, einsame Flüsse, lebt paarweise im Sommer, im Herbst gesellschaftlich, scheu, fliegt (mit Pfeifenton), taucht u. schwimmt gut, geht schlecht, läßt sich zähmen, nistet meist in Deutschland im April auf bloßer Erde, in Sümpfen während der Begattungszeit, od. auch auf Bäumen, z.B. in alten Krähennestern, legt 10–16 olivengrüne Eier u. brütet sie in 4 Wochen aus, streicht im Winter von einem Teiche zum andern; frißt Wasserthiere, auch Schlangen, Gesäme u. Getreide; Fleisch u. Eier schmackhaft; Varietäten: α) Storente (A. torquata [boschas] major), mit rostfarbenem Rücken; ist wohl ein junges Männchen; β) Schmalente (A. boschas grisea), ganz aschgrau; γ) Roßente (A. b. naevia), Rücken schwarz, röthlich gefleckt; δ) Schildente (A. boschas nigra), Kopf u. Hals schwarz, Brust braun; ε) Weiße E. (A. b. alba), ganz weiß; ζ) Krummschnäbelige E. (A. adunca, A. curvirostra), mit abwärts gekrümmtem Schnabel, erscheint bei der wilden u. zahmen E.; ff) Brautente (Baumente, A. sponsa), Schnabel höckerig, großer Federbusch, Kopf schwarzgrün, Brust braun, mit dreieckigen weißen Flecken, Kehle weiß, zwei weiße Streifen nach Kopf u. Hals, Seiten schwarz gewellt, Rücken braun; in Mexico u. Nordamerika, kommt bisweilen nach Europa; gg) Schnatterente (A. strepera), 2 Fuß 9 Zoll breit, Kopf u. Hals gelbbraun, oben schwärzlich braun u. grau gewellt, Flügel grau u. braun, mit weißem Spiegel u. einigen in die Höhe stehenden Federn. Schwanz ebenso u. gespitzt; Weibchen lerchenfarben, aber mit mehr Spiegel; im Norden von Europa u. Asien; schreit sehr lebhaft Gräckpoackgräck, dabei Piep u. Quackquak; wird leicht gezähmt u. dient dazu, weit herumfliegend andere Enten anzulocken, Eier 6–8, Fleisch gut; hh) Pfeifente (A. Penelope), 22 Zoll lang, Kopf u. Oberhals rothbraun, die gelbweiße Stirn bildet eine Blässe, Rücken u. Seiten weiß, schwarz gewellt, Bauch weiß, Brust u. Unterhals braun, Flügel grau u. braun, mit weißem Fleck u. grünem Spiegel, Schwanz grau u. spitzig zulaufend; Weibchen kleiner u. lerchenfarben; nisten im Norden Europas u. Asiens, kommen auf dem Zug nach Deutschland; vielleicht ist die Schwarzschwänzige E. (A. melanura) Varietät; ii) Quäkente (A. querquedula), 1 Fuß 5 Zoll lang, Kopf schwarzbraun u. bläulich, wie weiß gestrichelt, mit weißem Strich von den Augen nach dem Nacken zu, oben braun, weiß u. röthlichgrau bandirt, Brust rostfarben, mit braunen Querlinien, Bauch röthlich weiß, Flügel grau, mit weißem Strich, Schwungfedern fahlbraun, Schulterfedern schwarz, grünlich schillernd, sich sichelförmig überbiegend, Spiegel schwarzgrün, weiß eingefaßt, Schwanz braun, klein u. keilförmig; Weibchen lerchenfarben, mit brauner, weißgefleckter Brust, Spiegel dunkel u. glanzlos; in Mitteleuropa; schreit hell Schaäk u. Knäk, schreit auch wie die Misteldrossel, legt 9–12 Eier auf einem Grashügel; nur die Jungen im Herbst wohlschmeckend; die Zirzente (A. circia) ist ein altes Männchen; kk) Kriekente (A. crecca), 16 Zoll lang, Kopf u. Oberhals braunroth, von den Augen nach dem Nacken ein halbmondförmiger grüner Fleck, mit röthlichweißer Linie, unter dem Hals ein Ring, Oberleib, Brust u. Bauch weißschwarz gewellt u. gefleckt, auch schwarzbräunlich weiß bespritzt, Bauch weiß, Flügel dunkelrothgrau, Schwungfedern braun, mit grünem, röthlich eingefaßtem, vorn u. hinten schwarzem Spiegel, Schwanz graubraun, mit weißen Rändern, spitzig; Weibchen graubrauner; im Norden Europas u. Asiens, auch in Deutschland sehr gemein; Zugvogel, geht im October weg, kehrt Ende März zurück, schreit Kreckkereckkreck, Krückkrück, nistet zwischen Binsen u. legt 11–13 rundliche, gelbröthliche, braungefleckte Eier; die sehr flinken Jungen verkriechen sich in jedes Loch; sehr wohlschmeckend. In neuerer Zeit hat man die Gattung E. (Anas) in viele Untergattungen gespalten, z. B.: Fuchsente (Brandente, Vulpanser), Höhlenente (Casarca), Braut- od. Baumente (Dendronessa), Pfeifente (Mareca), Knäkente (Cyanopterus), Eigentliche E. (Anas), Schnatterente (Chauliodes), Spießente (Dafila), Löffelente (Rhynchaspis), Türkische od. Moschusente (Cairina). Die Tauchenten mit Hautsaum wurden aber in folgende Gattungen getheilt: Eiderente- (Somateria), Sammet- od. Trauerente (Oidemia), Weißkopfente (Undina s. Platypus), Schellente (Glaucion), Eisente (Harelda) u. Reiher- od. Tafelente (Fuligula). Die hier beschriebenen Arten sind übrigens die bekanntesten u. entschieden in Deutschland vorkommenden. Sie variiren aber in der Farbe, nach Alter u. Geschlecht dermaßen, daß bes. früher zahlreichere Arten aufgestellt worden sind, die aber mit den jetzt aufgeführten zusammen fallen u. daher nicht bes. benannt sind. Auch in Lebensart, Nahrung etc., haben diese Enten vieles von der Gemeinen E. Auch die Entenjagd ist bei allen gleich; sie gehört zur niederen Jagd. Man schießt die Enten entweder, wenn sie in der Mauser sind, od., als noch nicht ganz flügge, sich nicht sogleich erheben können (Mitte Juli), vor dem Hunde, od. treibt sie in dieser Zeit mit Kähnen aus dem Schilfe, od. schießt sie auf dem Anstande, wo man sie mittelst des, dem Mundstück einer Clarinette gleichenden Entenruss, von Blei, an sich lockt, in bes. dazu errichteten Laubhütten, od. schleicht sich gegen den Wind an sie heran, od. naht sich mittelst des Schießpferdes, Schildes. Man bedient sich[775] hierbei oft der Entenflinte, einer langen, stark geladenen, einfachen Flinte. Angeschossen u. in das Wasser fallend, beißen sich die Enten, untertauchend, oft in das Grundgras fest u. gehen so verloren. Der Entenfang (ebenfalls bei allen sich ähnelnd) geschieht mit in Teichen aufgestellten Hamen, Schlagnetzen (Entennetzen), auch mittelst dem Entensteckgarne, ja auf eigenen Entenheerden u. Entenfängen, indem man Lockenten angebunden herumschwimmen läßt. Eine größere Einrichtung hierzu, zum Fang vieler Enten auf einmal (Entenheerd, Entenkoin), besteht entweder in Schlagwänden, die am Ufer, wo viele Enten unter dem Wasser liegen, angebracht sind, od. aus unter dem Wasser liegenden Schlagwänden; die Zugleine geht nach einer Schilfwand, hinter welcher der sie Dirigirende versteckt liegt. Lockenten od. der Entenruf bewegen die Enten zum Einfallen. Eine andere, bes. in Süddeutschland gewöhnliche Art Entenfang sind mit Bretern eingezäunte Plätze von 12–20 Morgen Größe. In ihnen ist ein Weiher von einigen Morgen ausgegraben u. die Erde nach außen zu einem Wall aufgeworfen damit die Enten hier Schatten finden. Gebogene Kanäle laufen von den Ecken aus, sie sind Anfangs 25 F., später 3 F. breit. An den Spitzen dieser befinden sich Entenhamen u. je 2 u. 2 werden aus einem Häuschen beobachtet, das zwischen ihnen liegt, u. die Sackgarne werden, wenn die Enten darinnen sind, zugezogen. Auch fängt man wilde Enten mit Angelhaken, die man an starke Schnuren u. an einen Pfahl befestigt, u. mit Fischen, Stücken Fleisch u. dgl. ködert. An der Schnur ist zugleich ein Stein befestigt, der auf dem Pfahl liegt; beißt die E. an, so zieht sie ihn vom Pfahl ins Wasser, wo er sie mit hinabzieht u. so lange festhält, bis man sie todt wieder herauszieht. In China, Ostindien u. Ägypten fängt man sie auch, indem ein Mann den Kopf in einen hohlen Kürbis steckt u. so an sie heranschleicht, daß es scheint, als schwämme er. Genaht, ergreift er die E. an den Beinen u. zieht sie unter das Wasser. Durch Entengehege auf Seen od. großen Teichen befördert man die Zucht der wilden Enten. Man baut nämlich Dämme von Faschinen so, daß der eingeschlossene Raum nach dem Wasser zu weit, nach dem Lande zu enge wird. Letzteren engeren Raum theilt man durch Gitterwerk in Abtheilungen u. baut in dieselben, über dem Wasserspiegel erhaben, niedrige Häuschen, mit einem Stroh- od. Schilfdache (Entenställe). Der Anfang zu einem solchen Gehege wird dadurch gemacht, daß man wilde Enteneier zahmen Enten unterlegt u. den jungen Enten, wenn sie Federn bekommen, das letzte Flügelglied bricht u. ablöst. Diese Enten können dann im Herbste nicht fortziehen u. brüten im Frühjahre an demselben Orte. Die von ihnen ausgebrüteten Jungen bleiben dann freiwillig da. Durch solche zahme Wildenten werden dann eigentliche wilde angelockt, fallen ein u. gewöhnen sich an den Aufenthalt.

Die Zahme E. (Hausente, A. boschas domestica), ist die wilde, gezähmt u. ausgeartet; sie unterscheidet sich durch größere Verschiedenheit in Farben. Zum Theil sind sie sehr schön u. haben, die weiße ausgenommen, mehr od. weniger schöne Spiegel. Manche haben auch einen Federbusch (Holle) auf dem Kopfe. Die E. ist höchst unreinlich u. gefräßig. Sie taucht, um zu spielen, u. schläft liegend, selten auf einem Beine stehend. Die E. ist das nutzbarste Federvieh, weil sie sich den größten Theil des Jahres ihr Futter selbst sucht. Das Männchen, der Enterich. unterscheidet sich von dem Weibchen, der E., dadurch, daß es größer ist, eine gröbere Stimme u. über dem Bürzel einige hintereinander stehende, nach vorn gekrümmte Federn hat. Man darf die E. nicht mit den Hühnern u. Gänsen zusammen stellen, weil sie von jenen beschmutzt, von diesen gebissen werden. Zum Aufenthalt der Enten während der Nachtzeit u. im Winter dienen entweder besondere Ställe im Hofe, die nicht bes. eingerichtet zu sein brauchen, aber trocken u. warm sein müssen, od. besondere Entenhäuschen in Teichen od. auf Teichdämmen; diese Häuschen versieht man mit einer kleinen Fallthüre von Gitterwerk, welche die Enten leicht von Außen aufstoßen können u. wodurch die Raubthiere abgehalten werden. Vom Lande her bringt man noch eine Breterthüre an, die man des Nachts verschließt. Man setzt in den Stall Nester in Gestalt eines langen Kastens, der vorn ovale Löcher zum Einkriechen hat; jedes Nest ist von dem anderen durch eine Wand geschieden u. mit Stroh ausgefüttert. Auf 10 bis 12 Enten rechnet man einen Enterich. Die Begattung geschieht im zeitigen Frühjahr, die Legezeit fällt in den März. Eine E. legt bis 60 Eier. Die ersten 2 Eier, die meist unbefruchtet sind, legt man der Bruteute nicht unter. Die Brutzeit dauert 28–30 Tage. Die Jungen läßt man so lange im Neste, bis die Alte freiwillig heruntergeht; gibt ihnen dann hart gekochte Eier mit jungen Nesseln gekocht, mengt am folgenden Tage etwas Quark zu u. nach einigen Tagen Haferschrot od. Kleie, in Wasser od. Milch aufgequellt. So lange das Wasser kalt ist, soll man die junge Entenbrut nicht auf dasselbe lassen, weil sonst die jungen Thiere leicht tödtliche Krämpfe bekommen; deshalb kommen auch die von einer Haus od. Truthenne ausgebrüteten Enten am besten fort, weil dieselben in ihrer frühesten Jugend von ihren Pflegemüttern nicht auf das Wasser geführt werden. Die E. ist sehr gefräßig; im freien Zustande frißt sie kleine Fische u. Frösche, den Laich der Fische, weshalb man sie von Fischteichen entfernt halten muß; ferner Meerlinsen, Schnecken, Regenwürmer, Schlamm; schleimiges, nassem Futter zieht sie jedem anderen vor. Um sie an ihren Wohnort zu fesseln, füttert man sie im Sommer täglich ein Mal mäßig; im Winter geschieht die Fütterung täglich zwei Mal. Das Futter besteht in Hafer, Gerste, Trebern, angefeuchteter Kleie, feingestampften Möhren, Eichelmehl, gekochten Kartoffeln, Rüben, Fleischabfällen, Überkehr, Leinknotenschrot; Zucker ist ihnen Gift. Um die Enten zu mästen, setzt man sie unter einen Hühnerkorb ins Freie, stellt ihnen drei Mal täglich in einem tiefen Gefäß reines Wasser mit reichlich eingemengtem Hafer od. Gerste, auch Kleie vor, u. gibt dem Korbe täglich eine andere Stelle; od. man läßt die Enten frei herumlaufen u. gewöhnt sie, an den Ort zu kommen, wo sie gefüttert werden sollen. Nach 9 Tagen sind sie fett; mästet man sie länger, so nehmen sie an Gewicht wieder ab. Die beste Mastzeit ist 8 Tage vor u. 8 Tage nach Michaelis. Vgl. Die Entenzucht in ihrem ganzen Umfang, Ulm 1827; Dietrichs, Zucht des Federviehes, Lpz. 1831. Das Entenfleisch erfordert gute Verdauungskraft; das Fleisch von Enten, die mit Gerste gefüttert werden, bes. von noch nicht 1 Jahre alten u. von Weibchen, ist am schmackhaftesten[776] u. gesündesten. Das Fleisch wird gewöhnlich gebraten od. gedämpft u. oft mit Meerrettig, welcher die Verdaulichkeit befördert, genossen. Wilde Enten behandelt man ebenso wie zahme, nur spickt man sie. Entenfett dient als Surrogat der Butter, ist jedoch geringer als Gänsefett; ebenso sind die Enteneier minder schmackhaft, auch nicht so gesund als Hühnereier. Die Entenfedern, bes. die Bauchfedern, dienen zum Stopfen der Betten, doch darf man Enten- u. Gänsefedern nicht mischen, da sie sich sonst leicht zerreiben. Um das Zusammenballen zu vermeiden, läßt man sie mit Wasser u. gelöschtem Kalk aufwallen. Auch zum Fischfang benutzt man die E., indem man Angelschnuren an die Füße befestigt. Oft entsteht, wenn ein derber Hecht anbeißt, ein arger Kampf zwischen dem niederziehenden Fisch u. dem in die Höhe ziehenden Vogel.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 773-777.
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