[121] Chronolŏgie (v. gr.), Wissenschaft der Eintheilung der Zeit u. der Beziehung von Ereignissen auf die Zeit. Sie zerfällt in: a) die mathematische od. astronomische Ch.; diese benutzt die beobachtete mehrmalige Wiederkehr eines gewissen Standes der Gestirne am Himmel, zunächst von Sonne u. Mond, zur Fixirung von Zeitperioden, die dazwischen verstrichen sind, d. i. der Zeiteintheilung nach Jahren, Monaten, Tagen etc., um davon theils für die Astronomie, von welcher sie selbst ausging, Gebrauch zu machen u. darnach auch den Stand anderer Himmelskörper zu bestimmen, theils sie auf das bürgerliche Leben, bes. zur Regulirung des Kalenders, anzuwenden, u. gehört zur angewandten Mathematik. b) Die historische od. technische Ch., ursprünglich ein abstracter Theil der Weltgeschichte, in ihrer Ausbildung aber ein Hülfsmittel für das Geschichtsstudium, berücksichtigt die Art u. Weise, nach welcher früher bei den alten Völkern das Jahr eingetheilt wurde, od. welche auch noch jetzt bei Nationen Statt hat, welche eine genaue Regulirung des Jahrs nach astronomischen Bestimmungen noch nicht angenommen haben (z.B. die Indier, Muhammedaner u. A.); sie lehrt bes., wie Bestimmungen der Zeit- u. Jahresrechnungen der älteren Geschichtsschreiber, nach gewissen geschichtlichen Ereignissen, auf einander zu beziehen sind, so z.B. die Olympiaden der Griechen, die Jahre nach Erbauung Roms, die Flucht Muhammeds nach Medina, auf die mit dem Christenthum angenommene Eintheilung der Weltgeschichte in Jahre vor u. nach Christi Geburt etc. Die kirchliche Ch. bestimmt die Sonn- u. Festtage u. ist ein Hauptbestandtheil der Kalenderwissenschaft, greift daher bes. in die mathematische Ch., wie in der Bestimmung des Sonntagsbuchstabens od. des Ostertäfleins, ein. S. Jahr u. Jahresrechnung. Chronologische Tafeln sind theils kleine Tabellen, deren man sich für den Kalender zur Berechnung der Zeit bedient; so: Tafeln der Sonntagsbuchstaben, Ostertäflein: theils Tafeln, welche geschichtliche Ereignisse in kurzen Übersichten der Zeitfolge nach darstellen; sind die gleichzeitigen Ereignisse einzelner Völker, einzelner Wissenschaften u. dgl. jede für sich in Columnen, aber neben einander dargestellt, so sind selbige zugleich Synchronistische Tafeln. Die Chronologische Maschine, von Jacques Barben du Bourg, ein Erleichterungsmittel der Darstellung der Geschichte in chronologischer Ordnung, besteht aus mehreren chronologischen Tafeln, die ganze Geschichte umfassend, die an einander geleimt, über 2[121] einander gleiche Cylinder so gerollt werden, daß man auf u. zwischen diesen nur Einen Zeitraum übersieht, aber indem man sie auf dem einen od. dem anderen Cylinder auf- u. entsprechend auf dem entgegengesetzten abrollt, den Faden der Geschichte von der ältesten Zeit bis auf die neueste, od. von dieser bis auf die älteste verfolgen kann. Chronologische Zeichen sind Merkmale zu Andeutung der Zeit in der Geschichte u. dem Kalenderwesen. Es gibt astronomische, von dem Stand der Planeten od. des Mondes entnommen, bes. Sonnen- u. Mondfinsternisse, Aquinoellen u. Solstitien, Vollmond, Neumond etc.: künstliche, dahin gehören Sonnenzirkel, Mondeszirkel, Römer Zinszahl etc.; historische, in Andeutung gewisser großer Naturbegebenheiten, od. auch merkwürdiger historischer Ereignisse, z.B. Sündfluth, Erbauung der Stadt Rom. Vgl. Gatterer, Abriß der Ch., Gött. 1777; Cappen, Grundriß der Ch., Hildesh. 1787; G. v. Vega, Anleitung zur Zeitkunde, Wien 1801; Kornick, System der Zeitrechnung in chronologischen Tabellen, Berl. 1825; L. Ideler, Handbuch der mathematischen u. technischen Ch., ebd. 1825 f., 2 Bde.; Derselbe, Lehrbuch der Ch., ebd. 1831: M. Magold, Lehrbuch der Ch., Münch. 18310: C. M. Friedländer, Chronologie et l'histoire, génér., Brüss. 18. 11; Goldberg, Chronologische Tafeln zur Berechnung des christlichen Kalenders, Königsb. 1842; Derselbe, Chronologische Tafeln zur immerwährenden Berechnung des jüdischen Kalenders, ebd. 1842; Matzka, Die Ch. in ihrem ganzen Umfang, Wien 1844.