Elberfeld

[607] Elberfeld, 1) Kreis des preußischen Regierungsbezirks Düsseldorf, 6 QM., 143,400 Ew. (darunter 115,194 Evangelische, 27,407 Katholiken, 538 Juden); 2) Kreisstadt darin an der Wupper, hat die Kreisbehörde, königliche Polizeidirection, Landgericht, Friedensgericht u. Handelsgericht, Handelskammer u. Fabrikengericht, 6 Kirchen, darunter 1 katholische, Rathhaus, neues Landgerichtsgebäude, Gymnasium, Real- u. Gewerbeschule, höhere Webeschule, Fabrikmusterzeichnenschule, 2 höhere Töchterschulen, 17 Elementarschulen, 3 Sonntagsschulen etc., Feuer- u. Lebensversicherungsanstalt, königliche Bankcommandite, Leihanstalt, Sparkasse, allgemeines Krankenhaus, welches jetzt (1858) neu gebaut wird, Bürgerkrankenhaus u. kathol. St. Josephshospital, städtisches Waisenhaus, Asyl für verlassene Kinder, gute Armenanstalten, Missionsanstalt, Bergische Bibelgesellschaft, Rheinisch-westphälischer Gefängnißverein, Tractätchenverein. E. lebt in der Industrien. fertigt zahlreiche seidene u. halbseidene Stoffe, Tücher u. Bänder, Wolle u. Halbwolle, Strick- u. Nähgarn, Fußteppiche, Meubelzeuge, Seife, Bleiweiß, chemische Erzeugnisse, außerdem hat es Druckereien von Zeugen, eine Calicodruckerei, Seidenfärbereien, Türkischrothfärbereien, Bleicherei, Maschinenbauereien; Baumwollenspinnerei (auf dem nahen Gute Hammerstein), Baumwollenwaaren-, Baumwollengarn-, Zwirn-, Spitzen-, Bettzeug-, Schnürriemen-, Band-, Leinengarn-, Leinenfabriken etc., diese machen E. u. Barmen (nächst Chemnitz) zum bedeutendsten Fabrikorte Deutschlands; Bleichen, Färbereien u. zahlreiche Handwerker in allen Fächern der Technik unterstützen den regen Kunstfleiß, u. ein sehr lebhafter Handel vertreibt die Erzeugnisse desselben nach allen Zonen; 7 Buch- u. 2 Musikalienhandlungen, 1 Musikalienleihanstalt, 3 Buchdruckereien. Es erscheint hier die bekannte Elberfelder Zeitung, s.u. Zeitungen; eine Stadtbibliothek ist in der Bildung begriffen. Die Berg-Märkische Eisenbahn, deren Direction hier ihren Sitz hat, vermittelt die Verbindung zwischen E. mit dem Rheine einerseits u. mit den östlichen Provinzen andererseits. Für den geselligen Verkehr gibt es mehrere geschlossene Gesellschaften. Unter den Vergnügungslocalen nimmt der Johannisberg mit der Langenbachschen Capelle die erste Stelle ein. Schauspiel ist nur zeitweise in dem hiesigen Theatergebäude, od. auch, im Sommer, auf dem Johannisberge. Öffentliche Spaziergänge sind auf dem nahen Harderberge angelegt; auch das Dorf Sonnborn an der Wupper wird viel besucht. Freimaurerlogen: Hermann zum Lande der Berge u. Rudolf zum Eiverselde. Die eigentliche Stadt E. hat circa 42,000 Ew., bildet aber mit dem umliegenden ländlichen Bezirke einen Gemeindeverband, der überhaupt 52,590 Ew. zählt, darunter 11,516 Katholiken u. 193 Juden. – E. kommt im Mittelalter nur als ganz unbedeutender Ort vor; 1619 erhielt es Stadtgerechtigkeit; noch nach dem Dreißigjährigen Kriege war es klein, doch besaß es damals schon ansehnliche Fabriken, die gegen Anfang des 18. Jahrh. noch mehr wuchsen u. schon mit Westindien in unmittelbarer Verbindung waren. Bes. wuchsen die E-er Fabriken zu Ende des 18. u. Anfang des 19. Jahrh., wo der Französische Revolutionskrieg u. bes. die Continentalsperre die Concurrenz mit England möglich machte. Später that die preußische Regierung viel für E., bes. hob sich die Stadt seit Einführung des Zollvereins. Im Jahre 1849 war die Stadt der Schauplatz eines Barrikadenkampfes, welcher zwischen der reitenden Landwehr u. dem zur Dämpfung des Aufstandes beorderten Linienmilitär Statt fand. Vgl. Coutelle, Topographisch-statistische Darstellung von E., Elberf. 1852 u. Nachtrag 1854.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 607.
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