Eu [2]

[937] Eu (spr. Öh), Stadt an der Bresle im Arrondissement Dieppe des französischen Depriements Seine inférieure; gothische Parochialkirche u. Schloß (Château d'Eu) mit großen Parkanlagen, Fabriken für Segeltuch, Taue, Spitzen, Seidenwaaren, Seife; Handel mit Leinwand, Holz u. Getreide; Handelsgericht, römische Alterthümer; 3700 Ew. In der Nähe der Hafenort Tréport.– Eu war seit dem 10. Jahrh. eine Grafschaft (Comitatus Aucensis); sie wurde vom Herzog Robert I. von der Normandie für seinen natürlichen Sohn Wilhelm errichtet, dessen Nachkommen sie bis zu Ende des 12. Jahrh. besaßen. Nach deren Aussterben gehörte sie verschiedenen normannischen Grafenfamilien, wurde 1475 von Ludwig XI. zerstört, später wieder aufgebaut, kam dann an die Herzöge von Guise, nach deren Aussterben (1675) es die Prinzessin von Montpensier kaufte. Später fiel es an den Herzog von Maine, von diesem an den Herzog von Penthièvre den mütterlichen Großvater Ludwig Philipps, u. 1821 an den nachmaligen König Ludwig Philipp. Derselbe verschönerte Schloß u. Park u. erhielt 1843 u. 1845 hier von der Königin Victoria von England Besuche. Der erstgeborene Sohn des Herzogs von Nemours erhielt von ihm den Titel Comte d'Eu. Nach dem Staatsstreich vom 2. Dec. 1851 ließ es der Prinz-Präsident Louis Napoleon gleich den übrigen Besitzungen der Familie Orleans einziehen. Vgl. Vatout, Le château d'Eu, Par. 1836, 5 Bde.; Leboeuf, Eu et le Tréport, Par. 1842.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 937.
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