Flüe

[384] Flüe, Nikolaus von der F., eigentlich Nik. v. Löwenbrugger (gewöhnlich Bruder Klaus genannt), geb. den 21. März 1417 in Flüeli im Canton Unterwalden, zeigte schon früh eine Neigung zur Einsamkeit u. zum beschaulichen Leben, diente seinem Canton erst als Soldat, dann als Landrath u. Richter. Tief verletzt durch einen ungerechten Richterspruch über ihn, zog er sich 1467 aus der Welt zurück u. lebte als Eremit auf einer Alp, dann in der Felsenschlucht Ranft in der Nähe seines Geburtsortes, wo ihm eine Kapelle nebst Klause gebaut wurde, u. wo er mit der Zeit, von den vielen Gaben, welche ihm gebracht wurden, 1477 durch einen Kaplan Messe lesen ließ u. später eine Pfarrei errichtete. Hier durch sein enthaltsames Leben (er soll 20 Jahre nur das H. Abendmahl genossen haben) in den Ruf gekommen, daß seine Fürbitte bei Gott mächtig wirke, u. als weiser Rathgeber auch in weltlichen Dingen berühmt, wurde er von Leuten aller Stände aus Nah u. Fern berathen u. seinen Sprüchen eine prophetische Wahrheit beigelegt u. sein Rath befolgt. Am berühmtesten in dieser Hinsicht wurde er in den Streitigkeiten u. Zerwürfnissen der Eidgenossenschaft, wo auf der Tagsatzung in Stauz nach seinen Ansichten u. Wünschen, welche er durch seinen Kaplan überbringen ließ, am 22. Dec. 1481 das in der Schweizergeschichte berühmte Verkommniß zu Stanz abgeschlossen u. dadurch die Streitigkeiten beigelegt u. die Freiheiten seiner Landsleute befestigt wurden (s. Schweiz, Gesch.). Er st. 1488 an seinem Geburtstage u. wurde 1669 von Clemens IX. unter die Heiligen erhoben, welche verehrt werden dürfen. Widmer, Das Göttliche in irdischer Entwickelung nachgewiesen im Leben Nik. v. d. Fl., Luzern 1819; Büsinger, Bruder Klaus u. sein Zeitalter, ebd. 1827.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 384.
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