Harring

[60] Harring, Harro Paul, geb. 28. Aug. 1798 in Ibensdorf bei Husum, wurde Beamter beim Zollwesen, ging jedoch bald nach Kopenhagen, Kieln. 1819 nach Dresden, um sich als Maler auszubilden, 1820 nach Wien u. später wieder nach seiner Heimath u. Kopenhagen. Er diente hierauf in Morea gegen die Türken; reiste nach Rom u. 1828 nach Warschau, wo er Junker im russischen Gardelancierregiment wurde. 1830 nahm er seinen Abschied u. lebte in Leipzig, wurde jedoch hier u. in Baiern verwiesen. Von Strasburg kam er 1832 zum Hambacher Fest, ging dann nach der Schweiz, wo er mit Mazzini in Verbindung trat u. am Savoyerzuge Theil nahm, weshalb er am 11. Mai 1836 in Bern verhaftet u. nach England gebracht wurde. Dort wurde er im Mai 1837 in einem Pistolenduell verwundet, lebte darnach auf Helgoland, wurde im Juni 1838 wegen einer Streitigkeit mit einem Fremden vom englischen Gouverneur verhaftet u. auf einem Kriegsschiffe nach England abgeführt; verweilte dann frei auf der Insel Jersey, seit dem Mai 1839 auf Helgoland, seit 1841 in Brügge, dann in Frankreich, ging später nach England u. nach Brasilien, wo er sich wieder mit der Malerei beschäftigte. Nach unstetem Leben hatte er gegen Ende 1849 eine Zuflucht in Norwegen gefunden; da er aber mehrere Schriften mit der offenbaren Tendenz, Norwegen in Aufstand zu bringen u. die monarchische Verfassung des Landes umzustürzen, bes. das sogenannte norwegische Schauspiel, das Testament aus Amerika, herausgab, wurde er Ende Mai 1850 ausgewiesen u. mußte das Land verlassen. Er ging nun nach London, wo er Mitglied des Europäischen demokratischen Centralcomite wurde; 1854 in Hamburg verhaftet, aber auf Verwenden des amerikanischen Consuls wieder freigelassen, ging er nach Amerika, blieb bis 1856 in Rio Janeiro u. kehrte dann nach London zurück. Er schr.: Blüthen der Jugendfahrt, Kopenh. 1821, 2. Aufl. Luzern 1825; Dichtungen, Schlesw. 1822; Der Ipsariot, Der Khan, Luzern 1825; Cypressenlaub, ebd. 1825; Die Mainoten, Der Corsar, ebd. 1825; Der Student von Salamanca, Lpz. 1825; Der Wildschütz, Luzern 1825; Theokla, Der Armenier, Münch. 1825, u. Aufl. 1831; Erzählungen, ebd. 1826; Erzählungen aus den Papieren eines Reisenden, ebd. 1827, u. Aufl. 1831; Rhonghar Jarr, ebd. 1828. 4 Bde.; Serenaden u. Phantasien eines Friesischen Sängers, ebd. 1828; Szapary u. Batthiany, ebd. 1828; Firn-Matthes, des Wildschützen Flucht.-Lpz. 1830; Faust im Gewande der Zeit, ebd. 1831; Der Carbonaro zu Spoleto, ebd. 1831; Julius von Dreyfalken, Des Schwärmers Wahn u. Ende, Braunschw. 1831, 2 Thle.; Der Livorneser Mönch, Lpz. 1831; Der Pole, Bair. 1831, 3 Thle.; Die Schwarzen von Gießen, Lpz. 1831; Der Renegat auf Morea, Braunschw. 1832; Splitter u. Balken, Hof 1832, 2 Thle.; Mémoires sur la Pologne sous la domination Russe, Strasb. 1833 etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 60.
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