Fabricius

[55] Fabricius, 1) Theodor, geb. 1501 in Anholt an der Yssel, lernte als Schuhmacher, ging dann auf die Schule nach Köln u. studirte in Wittenberg Theologie unter Luther, Melanchthon u. Bugenhagen. Als Lutheraner mußte er in Köln, wohin er sich dann gewendet hatte, harte Verfolgungen erleiden u. flüchtete nach Jülich. Vom Landgrafen Philipp von Hessen, welcher ihn in seinen Schutz nahm, erhielt er 1532 das Diakonat in Kassel. Einige Jahre darnach wurde er nach Münster gesandt, um die aufrührerischen Wiedertäufer zur Ruhe zu bringen; darauf begleitete er den Landgrafen Philipp als Feldprediger in den württembergischen Krieg u. auf einer Reise nach Österreich zu König Ferdinand, wurde 1536 Pfarrer in Allendorf in Hessen, 1544 Professor der Hebräischen Sprache in Wittenberg, in demselben Jahre Pastor an der Nicolaikirche in Zerbst u. 1545 Superintendent daselbst, wo er auch 1570 starb. Er schr. u.a.: Institutiones grammaticae in linguam sanctam, Köln 1528; Articuli pro evangelica doctrina, ebd. 1531; Tabulae duae, de nominibus Hebraeorum una, altera de verbis, Basel 1545. 2) Otto, geb. zu Anfang des 16. Jahrh. in Husum, war königlicher Landschreiber in Dithmarsen u. seit 1582 Stadtsecretär in Husum, wo er 1584 starb. Außer mehreren lateinischen Schriften ist bes. seine Dănias bemerkenswerth. 3) (Georg, eigentlich Goldschmied), geb. 1516 in Chemnitz, st. 1571 in Meißen als Rector der Fürstenschule; er gab mehrere klassische Schriftsteller u. eigne Poesien heraus u. schr.: Res Misnicae, Basel 1569; Saxonia illustrata, Lpz. 1600; Res Germanicae et Saxoniae memorabiles, ebd. 1609. 4) Franciscus, geb. um 1524 in Düren, daher Marcoduranus beigenannt, im Herzogthum Jülich, widmete sich in Paris unter Adrian. Turnebus u. Ramus den klassischen Studien u. wurde 1550 Rector am Gymnasium in Düsseldorf, wo er 1573 starb. Er gab heraus zwei Reden des Lysias (die Leichenrede u. De caede Erathostenis), Köln 1554, Antw. 1563; den Orosius, 1561; schr.: Commentare zu Cicero's Reden pro Ligario (1562), pro Fontejo, pro Milone, de provinciis consularibus; zu den Tusculanischen Quästionen (1569) u. den Verrinischen Reden (1572); eine lateinische Übersetzung von Plutarchs Schrift: De [55] liberis educandis, Antw. 1563; Historia Ciceronis, Köln 1564 u. ö., zuletzt von Gronov 1727; Annotationes in Terentii comoedias, Lpz. 1574 u.a. Vgl. J. T. A. Andreä de Franc. Fabricio Marcodurano, Heidelb. 1763. 5) (F. de Aquapendente), Hieronymus, geb. 1537 in Aquapendente, Schüler u. Nachfolger von Faloppia als Professor der Chirurgie u. Anatomie in Padua, st. dort 1619; er schr.: Opera chir., Padua 1617, Fol., u. ö., zuletzt Lyon 1628 (deutsch Nürnberg 1672 u. 1716); Opera anatom. et physiol., Leyden 1723, mit Vorrede von Albini, auch 1737, Fol. 6) (F. von Hilden, Hildanus), Wilhelm, geb. 1560 in Hilden in der Schweiz, war Stadtarzt in Bern u. ausgezeichneter Chirurg u. st. 1634. Seine meist chirurgischen Schriften, lateinisch Frankf. 1646, deutsch, ebd. 1652, von F. A. Waitz, Flensb. 1780 bis 1783, 3 Thle. 7) David, geb. 1564 in Esens in Ostfriesland, widmete sich neben dem Studium der Theologie bes. der Astronomie u. Astrologie, wurde 1584 Prediger zu Resterhafe in Ostfriesland u. 1603 Pfarrer in Osteel, wo er 1617 von einem Bauer aus seiner Gemeinde erschlagen wurde. F. stand mit Tycho de Brahe u. Kepler in Verbindung u. hat sich durch Beobachtungen des Sternenhim-mels einen Namen erworben. Er schr. u.a.: Epistolae ad Keplerum (handschriftlich in der kaiserlich russischen Bibliothek in St. Petersburg); Calendarium historicum (1585–1613), handschriftlich in der landschaftlichen Bibliothek in Aurich. 8) Jacob, geb. 1577 in Rostock, studirte Medicin u. Mathematik, in welcher letzteren Wissenschaft er Tycho Brahe zum Lehrer hatte, wurde herzoglich mecklenburgischer Leibarzt, später Professor der Medicin u. Mathematik in Rostock u. st. 1652 als Leibarzt König Friedrichs III.; er schr. u.a.: Uroscopias de urinis tractatus, Rostock 1605. 9) Johann, geb. 1608 in Danzig, studirte in Rostock, Leipzig, Wittenberg, Königsberg, bes. in Leyden unter Golius Morgenländische Sprachen, lehrte dieselben seit 1635 in Rostock, war dann lange Zeit auf Reisen in England, Dänemark, Schweden, Frankreich etc., wurde 1642 Prediger in Rostock u. 1650 Professor der Theologie u. der Hebräischen Sprache daselbst u. st. 1653; er schr. u.a.: Specimen arabicum, Rostock 1638; Mahomedis testamentum sive pacta cum Christianis in oriente inita. 10) Vincenz, geb. 1612 in Hamburg, studirte in Leyden die Rechte, wurde 1644 Syndicus u. 1666 Bürgermeister in Danzig u. st. 1667 in Warschau, wo er auf dem Reichstage anwesend war. Er war Arzt, Jurist, Dichter u. Numismatiker u. schr.: Positiones medicae, Considerationes monetales, Orationes, Poemata, Epistolae, herausgegeben von seinem Sohne Friedr. F. als Vinc. Fabricii orationes, epistolae etc., Lpz. u. Frkf. 1685. Seine Poemata, Leyd. 1632, 2. Aufl. 1638. 11) Johann Ludwig, geb. 1632 in Schaffhausen, wurde Professor der Theologie in Heidelberg u. st. 1697 als Kirchenrath der Kurpfalz. Er rettete bei der Zerstörung Heidelbergs durch die Franzosen die Universitätsbibliothek. Seine Opera. Zür. 1698. 12) Werner, geb. 1633 in Itzehoe, war Musikdirector u. Organist in Leipzig, wo er 1679 starb; ein sehr fruchtbarer Componist; er schr. u.a.: Deliciae harmonicae, Lpz. 1656; Geistliche Arien etc., ebd. 1662; Manuductio zum Generalbaß, ebd. 1675. 13) Johann, geb. 1634 in Dobra in der Arvaer Gespannschaft, studirte in Jena, Tübingen, Wittenberg Theologie, wurde Rector in Brzezno u. später in Kaschau. In den damaligen Religionsstreitigkeiten spielte er eine mehr muthige, als besonnene Rolle u. zog sich den Haß der Jesuiten, später den seiner Obrigkeit zu. Er verließ deshalb Kaschau u. wurde 1673 Professor, später Rector in Hermannstadt u. st. 1675. Er schr. u.a. theologischen Streitschriften: De thesibus proëmialibus controversiarum fidei Mathiae Sambar, 1669; Adamas coelestis veritatis, Kronst. 1674 etc. 14) Francius, geb. 1663 in Amsterdam, widmete sich daselbst u. seit 1681 in Leyden dem Studium der Theologie u. bes. auch der Morgenländischen Sprachen, wurde 1687 Pfarrer in Valzen, 1696 Prediger in Leyden, 1705 Professor der Theologie an der Universität daselbst u. st. hier 1738. Er schr.: De sacerdotio Christi juxta ordinem Melchizedec, Leyd. 1720; De Christologia Noachica et Abrahamica, ebd. 1727; Fides christiana patriarcharum ac prophet., ebd. 1730; Opera omnia philol. theol. exegetica, ebd. 1740, 4 Bde. 15) Johann Albert, geb. 1668 in Leipzig; wurde Professor der Beredtsamkeit in Hamburg u. st. dort 1736. Er schr.: Bibliotheca graeca, 3. Ausg. Hamb. 1718–28, 14 Bde. (4. Ausgabe von Harles. ebd. 1790–1809, 12 Bde., Index dazu, Lpz. 1833) Bibliotheca latina, ebd. 1697 (5. Aufl. ebd. 1721, 3 Bde., von Ernesti Lpz. 1773, 3 Bde.); Bibl. mediae et infimae aetatis, Hamb. 1734, 5 Bde. (6. Bd. von Chr. Schöttgen, ebd. 1746, von Mansi, Padua 1754, 6 Bde.); Bibliographia antiquaria, Hamb. 1713, mit Zusätzen von Schafshausen, 1760; Codex apocryphus N. T. (2. Ausg.), Hamb. 1719, 3 Bde.; Bibl. ecclesiastica, ebd. 1718, Fol.; gab auch heraus den Dio Cassius u. Sextus Empiricus. 16) Johann Andreas, geb. 1696 in Dodendorf bei Magdeburg, wurde 1716 Privatdocent der Philosophie in Leipzig, dann in Jena, wo er 1729 die Deutsche Gesellschaft gründete, ging 1740 nach Braunschweig, wo er Professor am Carolinum u. Rector am Katharineum wurde, u. st. 1769 als Rector am Gymnasium in Nordhausen. Er schr.: Anweisung zur theoretischen Philosophie, Wolfenb. 1746; Regeln der geistlichen Beredsamkeit, Lpz. 1748; Kritische Bibliothek, ebd. 1748–59, 4 Bde.; Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit, 1752–54, 3 Bde.; Conspectus theologiae thetico-polemico-moralis, Frankenhaus. 1766. 17) Philipp Konrad, geb. 1714 zu Butzbach in der Wetterau, er studirte Medicin u. Naturwissenschaften, wurde 1738 bei seinem Vater in Butzbach Adjunct u. 1747 Physikus, 1748 Professor der Anatomie, Physiologie u. Pharmacie in Helmstädt u. starb daselbst 1774. Er schr. u.a.: Idea anatomiae practicae, Wetzlar 1741; Primitiae florae Butisbaccusis, ebd. 1743; De animalibus etc. Wetteraviae indigenis, Helmst. 1749; Sammlung medicinischer Responsorium u. Sectionsberichte, Halle 1772, Enumeratio methodica plantarum horti med. Helmst., Helmst. 1759, 1763 u. 1776 etc. 18) Just Friedrich Erdmann, geb. in Diesdorf bei Magdeburg, war Lehrer an der Schule in Klosterbergen, dann Prediger in Alleringersleben u. Morsleben, später in Neuhaldensleben u. st. 1784; er schr.: Vermischte Gedichte (größtentheils didaktischer Gattung), Magdeb. 1754[56] bis 63, 2 Thle.; Moralisches Lehrgedicht über den Frieden, ebd. 1762, u.a.m. 19) Joh. Gottfr. Andr., geb. 1738 in Jena, studirte daselbst seit 1754 die Rechte u. habilitirte sich 1759 als Docent, wurde 1765 fürstlich Hohenlohescher Regierungs- u. Consistorialrath zu Langenburg, 1766 Syndikus der mittelrheinischen Ritterschaft zu Friedberg, 1778 fürstlich Fuldaischer Geheimrath u. st. 1798; er schr.: Die wahre deutsche Erbfolge nach der Nähe des Grades etc., 1767, Fol. 20) Johann Christian, geb. 1743 in Tondern, war Professor der Ökonomie u. Kameralwissenschaften in Kiel u. st. 1808; er stellte ein neues System der Insecten auf (s. Fabriciussches System) u. schr.: Genera insectorum, Kiel 1777, neue Ausg. ebd. 1790; Species insect., Hamburg 1781, 2 Bde.; Mantissa insect., Kopenhagen 1787, 2 Bde.; Entomologia systemat., ebd. 1792–94, 4 Bde.; Supplementum entomol., 1797; Systema eleutheratorum, Kiel 1801, 2 Bde.; Syst. rhyngotorum, Braunschw. 1803.; Syst. piezatorum, ebd. 1804, 4 Bde.; Syst. antliatorum, ebd. 1805. 21) Friedrich Daniel, geb. 1760 zu Schönfeld in der Niederlausitz, studirte seit 1780 in Leipzig Theologie, wurde 1797 Primarius u. Schulinspector in Calau, 1816 Superintendent daselbst u. st. hier 1832. Er schr.: Religionsunterricht für Kinder, Lpz. 1792 f., 2 Thle., u. Aufl. 1795; Religionsunterricht für die Jugend, ebd. 1805 f., 3 Bde.; Anleitung zur Vorbereitung der Confirmanden, ebd. 1806; Lesebuch für Landschulen, Lübben 1822, 1827. 22) Karl Aug., geb. 1803 in Lübeck, studirte in Jena u. Göttingen Theologie, wurde 1831 Diaconus in Lübeck u. st. 1835; er schr.: Der Confirmandenunterricht, Lüb. 1832; Vorschläge zur Verbesserung des Kirchengesanges, ebd, 1832.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 55-57.
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