Lefebvre

[211] Lefebvre (spr. Lesähbr), 1) François Josephe L., Herzog von Danzig, geb. 25. Oct. 1755 zu Ruffach im Elsaß, Sohn eines Müllers daselbst; trat 1775 in die französische Garde, wurde 1789 Sergeant u. rettete seine bisherigen Offiziere aus den Händen des Pöbels; 1791 Souslieutenant bei einem Pariser Bataillon, vertheidigte er die Tuilerien, wurde verwundet u. 1792 Capitän im 13. leichten Regiment, machte alle Feldzüge mit, wurde 1793 Brigadegeneral u. 1794 Divisionär, commandirte als solcher stets die Avantgarde u. entschied bei Fleurus mit. dem rechten Flügel den Sieg; 1796 hielt er die Österreicher am Rhein in Schach, verfolgte sie dann nach Altkirchen, wo er das Centrum commandirte, u. schlug sie 1797 bei Würzburg; 1798 commandirte er selbständig die Sambrearmee, hielt 1799 Stockach u. ging dann nach Paris; hier unterstützte er Bonaparte am 18. Brumaire, drang am 19. mit den Grenadieren in den Sitzungssaal der Fünfhundert ein, um Bonaparte zu retten; 1800 commandirte er die 17. Militärdivision in Paris, wurde 1804 Marschall, trug 1806 viel zum Siege bei Jena bei, zeichnete sich 1807 bei Preußisch. Eylau aus u. erhielt dann den Oberbefehl über die Belagerung von Danzig, das sich ihm nach langer Gegenwehr ergab; 1808 ging er nach Spanien, siegte hier am 31. Oct. bei Dorango, nahm Bilbao, schlug sich am 10. Nov. bei Espinosa u. eroberte am 30. Dec. Segovia; 1809 hatte er den Oberbefehl über die Baiern u. commandirte die Anfangs unglückliche Invasion in Tyrol, dann die Garde bei Thann, Abensberg, Eckmühl u. Wagram; 1812 war er mit in Rußland, wurde 1813 bei Hanau verwundet, führte 1814 den linken Flügel siegreich bei Montmirail, unterzeichnete Napoleons Absetzung u. wurde Pair von Frankreich, schloß sich jedoch diesem während der Hundert Tage wieder an u. flüchtete nach der Schlacht von Waterloo, wurde aber 1819 aufs Neue Pair u. st. 14. Sept. 1820 in Paris. 3) Armand, war Secretär im Ministerium des Äußern unter Karl X.; wurde jedoch nach der Julirevolution entlassen, worauf er sich als politischer Schriftsteller beschäftigte u. namentlich für die Revue des deux Mondes schrieb. Unter Ludwig Napoleons Präsidentschaft wurde er wieder angestellt u. 1850 u. 51 mehrere Male mit diplomatischen Missionen in Deutschland beauftragt. 1855 übernahm er das Directorium der politischen u. streitigen Angelegenheiten im Ministerium des Auswärtigen u. 1856 das Directorium des Rechnungswesens in demselben Ministerium. Er schr.: Histoire des cabinets de l'Europe pendent le Consulat et l'Empire 1800–15, Par. 1845–47, 3 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 211.
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