Lucca [2]

[563] Lucca, Hauptstadt des früheren Herzogthums u. der jetzigen gleichnamigen toscanischen Präfectur, an einem von dem Serchio abgeleiteten Kanale Ozzorli u. an der von Florenz nach Pisa u. Livorno führenden Eisenbahn, ist mit Wällen umgeben, welche als Spaziergang dienen; hat Appellationsgericht, Districtstribunal, Erzbischof, 38 Kirchen, die sämmtlich als theilweise von den Longobarden erbaut, die anderen im byzantinisch-deutschen od. in einem eigenthümlichen Styl erbaut, sehr merkwürdig sind, bes. die Kirche zu S. Giovanni, eine der ältesten der Stadt, S. Martino, S. Alessandro, S. Romano, S. Michele, Sta. Maria in Corte Landini, S. Frediano, S. Francesco; sie enthalten sämmtlich, wie auch das herzogliche Schloß (Palazzo ducale), alte Malereien, auch enthält das Schloß ein kleines Theater u. Zeughaus. Herzogliche, erzbischöfliche u. Capitularbibliothek, wichtige Archive, Karl Ludwigscollegium für 80 Zöglinge, Lyceum (gewöhnlich Universität genannt), mit drei Facultäten (Medicin, Jurisprudenz u. Mathematik-Physik) u. Bibliothek, Luccesische Akademie (sonst Accademia degli oscuri, 1584 gestiftet, wurde 1805 vom Fürsten Bacciocchi als Accademia Lucchese di scienze, lettere ed arti erneuert), Zeichnenschule, 2 Töchterschulen, Lesecabinet, Reitschule, Naturaliencabinet, Opernhaus nebst noch 2 Theatern, römisches Amphitheater u. Theater, 5 Hospitäler u. Armenhäuser; Manufacturen in Wolle, Baumwolle, Seide, Sammet, Hüten u. Leder; Handel mit Öl u. Seide; 66,925 Ew. Sieben Stunden von der Stadt, in dem dieselbe amphitheatralisch bedeckenden, mit Villen (darunter das Lustschloß Villa di Malia mit Anlagen u. griechischer Kapelle), besetzten Gebirge sind die berühmten heißen Bäder von L., 10. Quellen von 35 bis 40° R., die aus einem Berge, Il Colle, welcher auf der einen Seite durch das Thal der Lima, auf der anderen durch das des Camejoue begrenzt ist, hervorquellen. Der Hauptbadeort ist Ponte Seraglio, wo die Hauptquelle entspringt, welche die drei hauptsächlichsten Badehäuser, die Bagni caldi, das elegante Bagno alla villa (Bad des Hofes) u. Bagno Bernabo, Doccie basse, S. Giovanni, versorgt. Hauptbestandtheile sind: schwefelsaure Kalkerde, Chlorcalcium, kohlensaure Kalkerde u. Magnesia, Kieselerde, Thonerde, Eisen u. viel Kohlensäure; die Quellen dienen hauptsächlich zu Bädern, werden aber auch getrunken. Auf einem Berge ein Casino, Ridotto, für Bälle u. Gesellschaften, auch von Nicol. Demidow erbautes neues Hospital.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 563.
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