Pizarro

[172] Pizarro, 1) Francisco, geb. 1478 in Truxillo, natürlicher Sohn eines Edelmanns, wuchs ohne Erziehung auf, hütete als Knabe die Schweine, entlief seinem Brodherrn, wurde Soldat, diente als solcher mehre Jahre in Italien, schiffte sich dann mit einer Anzahl Abenteurer in Sevilla nach Westindien ein, focht mit auf Cuba u. Hispaniola, zeichnete sich dann unter Ojeda (s.d.) bei dessen Unternehmungen nach dem Golf von Darien u. unter Balboa auf dessen Zuge durch den Isthmus nach dem Stillen Ocean durch Kühnheit u. Umsicht so aus, daß er ein Commando erhielt. Die Muthmaßung von dem großen Reichthum der Länder an der Küste des Stillen Oceans bewog ihn, sich mit Diego von Almagro u. dem Priester Hernando Luque zu einer Expedition dorthin zu verbinden. Am 14. Novbr. 1525 schiffte er sich in deren Begleitung mit nur 112 Mann in Panama ein, mußte jedoch nach langem Kreuzen u. nachdem die Zahl der Theilnehmer an der Expedition durch Entbehrungen u. Krankheiten ziemlich gemindert worden war, an einer niedrigen, wenig bevölkerten Küste landen u. dort Verstärkungen abwarten, welche ihm Almagro zwei Mal zuführte. So wieder auf 200 Mann gebracht, erreichte er im Mai 1526 die Bai San Matteo (an der nördlichen Westküste von Ecuador) u. schiffte dann längs der Küste weiter südlich bis nach Tumbez (in Peru am Golf von Guayaquil). Als er dort über den Goldreichthum Perus Gewißheit erlangt hatte u.[172] zur Eroberung des Landes schreiten wollte, wurde er von dem spanischen Gouverneur von Panama, Pedro de Rioz, zurückberufen, kam 1527 wieder in Panama an, suchte dort vergeblich den Gouverneur für seine Pläne zu bestimmen u. schiffte sich darauf nach Spanien ein, wo ihm Kaiser Karl V. 28. Juni 1528 die Erlaubniß ertheilte, Peru bis 200 Meilen südlich von Tumbez zu erobern u. als Generalcapitän zu regieren. Im Januar 1531 landete er mit drei Schiffen, 148 Mann Fußvolk u. 37 Reitern in der Bai von San Matteo, gründete dort im Mai 1532 die erste spanische Colonie u. drang dann bis Caxamarca vor. Damals war ein Thronstreit in Peru zwischen dem Inka Atahualpa u. seinem Bruder Huascar; P. von Ersterem um Beistand angerufen, verlangte von demselben Annahme des Christenthums u. Unterwerfung unter die Lehnsherrlichkeit der Krone Spanien u. ließ, als der Inka diese Bedingungen zurückwies, seine Spanier gegen das fast 30,000 Mann starke Heer der Peruaner vorrücken, zerstreute sie durch das Schrecken der ihnen unbekannten Feuergewehre u. nahm den Inka gefangen. Trotz eines von ihm erpreßten Lösegeldes von 2 Millionen spanischen Thalern wurde der Inka doch bald danach hingerichtet, worauf P., welcher unterdeß eine neue Verstärkung von 150 Mann erhalten hatte, das ganze Land durchzog, überall die größten Grausamkeiten u. Erpressungen verübte, 1534 den Grund zu der neuen Hauptstadt Ciudad de los Reyes (nachher Lima) legte u. 1535, nach harten Kämpfen mit den Indianern, die Inkastadt Cuzco eroberte, während Almagro sich in Chile festsetzte. Die Bedrückungen P-s riesen bald einen Aufstand der Peruaner hervor, P. wurde in Ciudad de los Reyes u. seine Brüder in Cuzco eingeschlossen; Almagro eilte sogleich aus Chile herbei, schlug die Peruaner u. nahm Cuzco, machte aber P-s Brüder zu Gefangenen. P., welcher sich in Ciudad de los Reyes gehalten hatte, schickte 500 Mann unter Alvarado nach Cuzco, das er noch von den Peruanern belagert glaubte, u. konnte, da Alvarado von Almagro geschlagen wurde, die Auslieferung seiner Brüder nur auf dem Wege der Unterhandlungen von Letzterem erlangen. Kaum waren dieselben freigegeben, als P. sie mit 700 Mann wieder gegen Almagro zurücksandte; es kam im April 1538 bei Salinas, unweit Cuzco, zum Kampfe, Almagro wurde geschlagen, gefangen u. hingerichtet. Mehre von den Anhängern desselben, welche bei der nun folgenden Ländervertheilung nicht berücksichtigt worden waren, verschworen sich in Lima unter Almagros Sohn gegen P-s Leben u. ermordeten ihn am 26. Juni 1541 mit seinem Stiefbruder Alcantara. 2) Gonzalez, Bruder des Vor., bemächtigte sich nach dessen Hinrichtung der Herrschaft Perus, machte sich jedoch solcher Grausamkeiten schuldig, daß 1547 eine Empörung ausbrach, bei welcher er um das Leben kam; s. u. Peru (Gesch.).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 172-173.
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